Sicilia per Rad

Von Palermo über Trapani, Agrigento, Portopalo, Noto nach Acicastello. Kurzbericht über die Radtour von Marianne und Martin in den Osterferien 2006 (630 Km)

Die Tour beginnt am Airport Köln-Bonn. 1998 waren wir schon mal mit dem Rad auf Sizilien (ausführlicher Bericht bei "Reisetagebücher"); damals mit 6 Pfadfindern. In diesem Jahr sind nur wir beide unterwegs; zunächst mit HLX bis Palermo.
Unsere Räder haben den Transport zum Glück schadlos überstanden; im Flughafen muß aber natürlich alles montiert und umgepackt werden. Es ist kurz vor Mitternacht, als wir in die laue sizilianische Nacht starten. Wo werden wir heute Nacht schlafen???
Der neue Tag findet uns auf einem kleinen Feldweg; die erste Nacht haben wir notgedrungen unter freiem Himmel verbracht. Na ja, immer noch besser als in irgendeinem Straßengraben... Die Frühsonne trocknet schnell unsere taunassen Schlafsäcke.
Und dann starten wir am Palmsonntag in den sonnigen Tag hinein - so haben wir uns das zu Hause immer vorgestellt! Sizilien zeigt sich von seiner besten (und wärmsten!) Seite.
Wir folgen den Hinweisen unseres neuen Radreiseführers "Sizilien per Rad" (empfehlenswert!!) und übernachten an diesem Sonntag in Castellammare del Golfo auf dem angenehmen Campingplatz Nausicaa.
Am nächsten Morgen erleben wir eine böse Überraschung: über Nacht ist der Wind immer stärker geworden; jetzt haben wir mit stürmischem Gegenwind zu kämpfen. Dazu geht es kräftig bergauf!
Scopello lassen wir rechts liegen und steuern direkt auf den nördlichsten Zipfel, den malerischen Fischerort San Vito Lo Capo, zu.
Nur wenige hundert Meter hinter dem Leuchtturm gibt es keinerlei Touristen mehr. Wir können in Ruhe die stürmische See genießen.
Leider haben wir auf der Weiterfahrt nach Trapani wieder mal etliche Höhenmeter vor uns. Wir stärken uns vorher mit Pane und Prosciutto aus einem Alimentari.
Während bei uns im Sauerland gerade die letzten Schneereste verschwunden sind, fahren wir hier durch eine einzige Blütenpracht.
Auch auf Sizilien bereitet man sich auf die anstehende WM vor: auf Peroni-Flaschen entdecken wir so nach und nach die bisherigen Weltmeister.
Über Trapani und Marsala geht es nun weiter entlang der Südküste; immer wieder an ausgedehnten Weinfeldern vorbei.
In Mazara geraten wir (unfreiwillig) in das Hafenviertel und staunen über die emsige Werfttätigkeit.
Und wieder mal Erstaunen: ist das vielleicht der Anfang einer neuzeitlichen Tempelanlage?
Die Bar "Canada" in Granitola ist uns dafür altvertraut: hier haben wir vor 8 Jahren am Leuchtturm geschlafen.
Inzwischen haben wir uns an die vielen täglichen Sonnenstunden gewöhnt.
Wir erreichen einen weiteren Höhepunkt unserer Tour: Selinunte!
Tempel (oder zumindest deren Reste) soweit das Auge reicht!
Der Eintrittspreis ist zwar happig...
...aber dennoch ist ein Besuch hier lohnenswert!
Schade - für diese weitläufige Anlage hätten wir mehr Zeit haben müssen.
Nach 25jähriger treuer Tätigkeit ist leider auch die Zeit für das Objektiv meiner AV1 gekommen...
...während dieser Fiat 500 sich geschickt über die Zeit gerettet hat.
Die Frage stellt sich hier: wieviel Zeit bleibt dem Haus noch?
Aus Zeitgründen folgen wir nun der SS 115; zum Glück ist jetzt am Wochenende nicht viel los.
Inzwischen haben auch unsere Fahrradspiegel etwas leiden müssen.
Kurz vor San Leone genießen wir eine herrliche Rast an der Baia Kaos.
Der einzige (magere!) Sonnenuntergang unserer Tour am Karsamstag in San Leone. Dafür entschädigt uns der abendliche Restaurantbesuch.
Auf dem Camping "Europa" stoßen wir zum ersten Mal auf andere Leute, die mit dem Zelt und nicht mit den üblichen Wohnmobilen unterwegs sind.
Am Ostersonntag wollen wir mittags schon Licata erreichen; unterwegs eine Stärkung mit süßen Teilchen.
Es rollt gut - dennoch fährt uns der einzige Zug gerade mal 15 Minuten vor der Nase weg!
Das heißt: weitere 35 Kilometer bis nach Gela entlang der Küste. Und da man hier nicht zelten kann...
...nochmals 15 Km in ein Naturreservat hinein. Wir campen frei inmitten riesiger Treibhauskulturen mit Auberginen, Tomaten usw.
Davon gibt es hier anscheinend so viel, daß man die Früchte einfach wegwerfen kann...
In Punta Secca gönnen wir uns eine Nacht in einem Agri-Camping und können so mal wieder abends unter die Leute...
Hier werden wir in der Pizzeria "Dal Napoletano" wirklich auf`s Beste bedient! Ein Geheimtip!! Wir genießen einen schönen Abend direkt am Meer.
Die Strecke führt weiter über Pozzallo...
...immer mit viel Sonnenschein aber auch viel Sturm, der den feinen Sand überall hintreibt...
... bis nach Portopalo, mit dem Capo Passero, dem südöstlichsten Punkt unserer Reise.
Aufgegebene Thunfischfabriken liegen trostlos in der Landschaft...
... aber auch malerische Fischerörtchen wie hier Marzamemi...
...die immer wieder Anlaß zu einer willkommenen Pause geben!
Wir fahren nun bereits wieder nördlich; vorbei an weiten Orangenhainen...
...bis wir in der Ferne den vorläufigen Endpunkt unserer Reise sehen: Noto!
Hier übernachten wir im preiswerten und angenehmen B&B "Stazione" und haben einen Abend Zeit...
...das malerische Barock-Städtchen zu Fuß zu durchstreifen. Wir folgen dem Rat von Carmen Fischer und Helmut Walter, den Autoren unseres Radreiseführers...
...und steuern zielstrebig die kleine Trattoria "Il Giglio" an: hier werden wir mit einer außergewöhnlich guten Küche verwöhnt. Wer mal nach Noto kommt, sollte sich dieses kulinarische Highlight nicht entgehen lassen!
Sonne pur beim Abschied von unserem B&B - bis zur Stazione der FS sind es nur einige Meter; bis Acireale wollen wir jetzt den Zug nehmen...
...um so die weniger schönen Hafenstädte entlang der Ostküste auszulassen.
Das Ziel ist erreicht - aber wo finden wir den vorbestellten B&B Faraglioni? In der Not...
...helfen uns freundliche Beamte der Polizia Munizipale weiter und geleiten uns bis zur Tür unserer Herberge für die letzten beiden Nächte...
Auch in diesen letzten beiden Tagen können wir noch einmal landschaftliche Höhepunkte genießen, dazu den sehr herzlichen Empfang ...
... im B&B "Il Faraglioni". Noch ein Geheimtip! Über 600 Kilometer ohne Pannen liegen nun hinter uns; morgen...
müssen wir noch so an die 30 Kilometer bis nach Catania; abends geht der Flieger zurück ins kalte Deutschland! Grazie e ciao, Sicilia!! Wir werden sicher wiederkommen!