Lebe deine Träume - auch wenn es schon mal einige Jahre dauert...
Als wir im Juli 2011 nach langer Suche endlich unsere kleine Ape für den Stamm bekamen und sich spontan die Ape-Connection gründete, stand ziemlich schnell die(zugegebenrmaßen ziemlich verwegene) Idee im Raum: einmal mit unserer Kleinen über die Alpen und ihr noch einmal ihre alte Heimat zeigen!
Ganze sechs Jahre sollte es dauern, bis diese Idee nun im Sommer 2017 verwirklicht werden konnte. Den letzten Anstoß dazu gaben die verheerenden Erdbeben, die im Sommer und Herbst 2016 ganze Landstriche an der Grenze zwischen Umbrien, den Marken und dem Latium verwüsteten. Eine Gegend, die wir seit über 25 Jahren gut kennen. Generationen von Hölter Pfadfindern waren auf dem E1 bis zum Endpunkt in Castelluccio unterwegs, aber auch weiter südlich bis zum Campo Imperatore in den Abruzzen. So kam ziemlich schnell die Idee auf, unsere Italien-Tour als Zeichen unserer Solidaität den Bewohnern dieser Region zu widmen!
Die Tour wurde dabei aus Zeitgründen in zwei Teile gesplittet: der Alpenüberquerung mit der Ape, einem alten Roller und einem Rennrad und danach eine Rundreise mit zusätzlichen Freunden und Familienangehörigen weiter in die Erdbebenregion.
Für die Alpenüberquerung haben wir insgesamt sechs Tage Zeit. Unser Ziel ist Colle, das kleine Dorf bei Nocera Umbra in Umbrien, seit 27 Jahren unsere Basis für viele pfadfinderische Aktivitäten. Da das etwa 1500 Straßenkilometer bis dorthin sind, ist klar, daß wir auf Teilen der Strecke Ape, Roller und Rennrad auf dem Anhänger des Begleitbusses transportieren müssen. Im Moment völlig unklar ist es aber, wie weit unsere Fahrzeuge überhaupt durchhalten werden. Es liegen also spannende sechs Tage vor uns, bis unsere Familienangehörigen in Ancona mit dem Flieger zu uns stoßen werden.
Samstag, 24. Juni 2017, Tag 1
Anreise mit dem Begleitfahrzeug bis Rottach-Egern am Tegernsee
Nach langer Vorbereitungszeit ist es endlich so weit: die fünf Protagonisti (wie es später bei dem Online-Magazin Umbria24 heißen wird) stellen sich zu einem Gruppenfoto vor der Abfahrt auf: Jan Büttner, Martin Kies, Florian Böhmer, Christian Becker und Matthias Arens (v.l.n.r.)
Wichtiger aber sind natürlich nun die Fahrzeuge: unsere kleine rote Ape (16 Jahre alt), Martins alter Herkules-Roller (23 Jahre) und Christians Rennrad (der Junior unter den Fahrzeugen). Dazu als Begleitfahrzeug unser Stammes-Vivaro und der Anhänger von Matthias. Wie lange (und vor allem, wie weit!) jedes dieser Fahrzeuge durchhalten wird, ist momentan noch eine ungewisse Frage! Zumindest hat die örtliche Tankstelle (Autofit) innerhalb der letzten 24 Stunden noch das eigentlich Unmögliche möglich gemacht: neue Reifen für den Roller zu besorgen und aufzuziehen...
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Unter Berücksichtigung all dieser Unwägbarkeiten ist es nur logisch, daß wir bei der Madonna der Straße (in Italien würde das wesentlich lockerer Madonna della Strada heißen) eine erste Pause machen, die Gurte am Anhänger prüfen und vor allem eine Kerze für den Erfolg der vor uns liegenden Tour anzünden.
Und tatsächlich - so mit dem Segen der Madonna versehen, klappt die erste Etappe (sieht man mal von einigen Staus auf der A 3 ab) recht gut. Und so erreichen wir nach etwa 11 Stunden (!) und fast 700 Km das heutige Tagesziel: Rottach-Egern am Tegernsee.
Die Fahrzeuge werden vom Anhänger gerollt und an die Ape kommen die von Jan vorbereiteten Plakate, die über unser Projekt informieren. Nach dem Zeltaufbau gönnen wir uns nun ein bayrisches Bier und ziehen dann zum Ufer des Tegernsees, um wahlweise zu baden oder einfach nur die Abendstimmung mit einem Cevapcici und weiteren Getränken zu genießen. Diese Stimmung wird ein wenig vermiest von Jan mit der Wettervorhersage für morgen. Aber das stört uns heute Abend wenig! Wir haben das Zielgebiet erreicht - und morgen geht es endlich richtig los!
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Sonntag, 25. Juni 2017, Tag 2
Von Rottach-Egern bis nach Brixen.
Da hat unser Jan mit seiner Wetterprognose leider recht behalten! Beim frühen Aufstehen ist es zwar noch trocken und wir können den ersten Kaffee ohne Problem vor den Zelten sitzend genießen; beim Abbau erwischt es uns aber bereits. Um acht lassen wir die Motoren an und starten bei Starkregen, der uns bis mittags in Innsbruck ein treuer Begleiter sein wird. Florian und Matthias im Begleitbus haben naturgemäß damit wenig Probleme, auch Jan sitzt regengeschützt im Cockpit der Ape, hat aber nur wenig Aussicht nach vorn mit dem kleinen Mini-Scheibenwischer.
Martin auf dem Roller hat nicht mal den - dafür kann er aber relativ unbeweglich in seinem Regenanzug auf dem Roller sitzen. Und Christian auf dem Rennrad? Der wird einfach nur klatschnaß - durch sein ständiges Treten kann er sich aber zumindest ein wenig warm halten.
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Kurz nach dem Start biegen wir von der Bundesstraße ab, um dem Wildbad Kreuth einen kurzen Besuch abzustatten. Dort, wo sich sonst die Politiker der CSU zu ihren Klausurtagungen treffen, rollen wir nun für ein (verregnetes) Erinnerungsfoto vor. Nächstes Ziel ist der mit 941 m angegebene Achenpaß. Die ersten 12 Prozent Steigung gilt es dabei zu meistern. In Pertisau am südlichen Ende des Achensees sind wir so naß und durchgefroren, daß wir gerne in der Bar Italia einen heißen Cappuccino genießen. Den bekommen wir von der netten Bedienung sogar spendiert, als sie von unserem Projekt hört!
In Innsbruck machen wir einen Fahrerwechsel und auch der Regen hört auf. Für Christian beginnt nun die nächste Herausforderung: auf der alten Brenner-Bundestraße hinauf zum Brennerpaß! Das klappt erstaunlich gut und auch die beiden 50 ccm-Motörchen meistern diesen Brennerpaß völlig problemlos. Unterwegs gönnen wir uns in einem Gasthof ein leckeres Mahl und erreichen gegen 13 Uhr die Paßhöhe. Immerhin schon 1370 m! Dies ist auch der geeignete Ort, um mit einem Glas Sekt auf Martins 66. Geburtstag anzustoßen. Und auch unsere Fahrzeuge bekommen einen Schluck ab.
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Zügig geht es nun nach erneutem Fahrerwechsel in der Nachmittagssonne abwärts. Wir sind jetzt schon in Italien und haben, wenn man es genau nimmt, das Projekt der Alpenüberquerung bereits geschafft.
Weil es so gut rollt, fahren wir durch bis nach Brixen. Hier kommen wir auf dem Campingplatz Löwenhof unter. Die übrigen Campinggäste staunen nicht schlecht, als wir mit unserer Fahrzeug-Konstellation vorfahren, aus Vivaro, Anhänger und Ape eine Art Wagenburg errichten und unsere Zelte aufschlagen. Wir kochen und genießen den wohlverdienten Rotwein. Unsere Tagesbilanz kann sich aber auch wirklich sehen lassen: 170 Kilometer am ersten Tag zurückgelegt, knapp 6 Stunden reiner Fahrtzeit mit insgesamt 2200 Höhenmetern. Dazu kann Christian uns - zu recht stolz - einen Schnitt von 29,8 km/h mit einen Kalorienverbrauch von 3252 Kcal melden. Und das alles ohne jedes Problem oder Panne! Wir schöpfen vorsichtig Hoffnung, was den weiteren Verlauf der Tour angeht!
Montag, 26. Juni, 3. Tag:
Von Brixen ins Brenta-Tal zum Lago di Levico
Strahlender Sonnenschein an diesem Morgen. Da lockt zunächst mal ein Bad im Pool des benachbarten Hotels. Vor dem Aufbruch dann noch schnell ein Gruppenfoto, zusammen mit einem Ferrari. Danach macht sich das erste Fahrer-Team auf den Weg. Wir haben vereinbart, so etwa alle 30 km zu wechseln; dieser Plan wird im Laufe des Tages aber situationsbedingt abgeändert. Denn schon während der Ortsdurchfahrt von Brixen verlieren sich Begleitfahrzeug und Ape und Co aus den Augen. Bei dem starken Innenstadtverkehr kann Jan als Ape-Fahrer nur hoffen, daß der im Windschatten folgende Radler und der Rollerfahrer möglichst dicht hinter der Ape bleiben und jede grüne Ampelphase gemeinsam mit ihm schaffen.
Ganz schwierig wird das dann vor Bozen. Wir atmen auf, als wir uns endlich gemeinsam durch die Umgehungsstraßen gekämpft haben. Allerdings stehen wir am Ortsausgang nun plötzlich vor einem Tunnel, der definitiv nicht für unsere Gefährte freigegeben ist. Was tun? Eine nette Passantin erklärt uns eine Ausweichroute, und bald darauf sind wir wieder in gewohnter Reihenfolge zu Dritt auf der SS 12, der Strada Statale 12 dell'Abetone e del Brennero, unterwegs. Hier treffen wir auch wieder auf den Begleitbus und wechseln nach inzwischen 50 Kilometern die Fahrerteams. Nur mit Christian will natürlich niemand tauschen...
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Während das neue Fahrer-Team kurz darauf eine Mittagspause in einem Fernfahrerlokal einlegt, sucht die Busmannschaft schon mal eine mögliche Route durch Trento und hinauf in das Tal der Brenta. Und da wird schnell klar: hier gibt es für Ape und Co kein Weiterkommen mehr! Die SS 47 ist eine reine Schnellstraße, mit vielen langen Tunnelstrecken und vor allem für unsere Kleinen verboten. Wir finden zwar eine Ausweichroute über kleinste Nebenstraßen, aber die verläuft mit solch extremen Steigungen, daß wir das weder Fahrern noch den Motoren bei der heute herrschenden Hitze zumuten wollen.
Wir treffen uns daher auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof in Trento und verladen hier - inzwischen schon routiniert - unsere Fahrzeuge auf den Anhänger. Und so erreichen wir das heutige Etappenziel schon früher als geplant - den Campingplatz Levico am gleichnamigen See gelegen. Das ist zwar ein Platz, der sämtliche Klischees eines sommerlich überfüllten Campings in Italien erfüllt, uns aber dennoch ein recht ruhiges Plätzchen beschert, dazu noch ziemlich preiswert. Auch heute erregt unser Gespann mit den seltsamen Fahrzeugen auf dem Anhänger viel Aufmerksamkeit. Wir nutzen den See für ein erfrischendes Bad und das Ristorante auf dem Platz für ein gemütliches Abendessen im Freien.
Heute waren es 107 Kilometer, in gut 3 Stunden mit einem Schnitt von 33 km/h, zwar mit lediglich 500 Höhenmetern - aber dafür sehr heiß! Also schon fast 300 Kilometer ohne Panne geschafft!
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Dienstag, 27. Juni, 4. Tag
Vom Lago di Levico bis zu den Colli Euganei bei Padua
Wenn die heutige Etappe durch das Tal der Brenta bis in die Po-Ebene wieder gut laufen sollte, können wir uns langsam vorstellen, unsere Fahrt noch ein Stück durch den Appennin fortzusetzen! Nachts gab es ein heftiges Gewitter und wir müssen die Zelte leider naß einpacken. Schon vor acht sind wir wieder unterwegs. Es ist zwar bedeckt (und kühl) aber zumindest trocken. Nach kurzer Zeit meldet Christian ein Problem an seinem Rad: die Schaltung funktioniert nicht mehr. Eine genaue Inspektion bringt eine überraschende Erkenntnis: einer der kleinen Magneten, die unsere Beschriftungsfolien an der Ape halten, hat sich wohl im Fahrtwind gelöst und genau im Zahnkranz von Christians Hinterrad verirrt. Nachdem dieser Magnet entfernt ist, läuft die Schaltung wieder wie geschmiert.
Den Großteil der Strecke können wir auf ruhigen Nebenstraßen zurücklegen; nur ein kleines Stück müssen wir auf die hier im engen Tal leider nur zweispurige SS 47 ausweichen. Ein LKW-Fahrer nervt unsere doch relativ langsame Fahrweise so stark, daß er nicht nur dicht auffährt, sondern auch seinen Finger nicht mehr von der Hupe nimmt. Wir müssen das ertragen, bis endlich eine Ausweichstelle kommt. Das Tal wird immer schmaler; links und rechts ragen die Felswände imposant auf. Da wundert es uns nicht, daß ein Teil der Nebenstrecke wegen Felssturzgefahr gesperrt ist und wir erneut auf die SS 47 ausweichen müssen. Zumindest Christian wird von einem hilfreichen Radler aber über einen schmalen Radweg gelotst.
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