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Mittwoch, 13.10.99, 13.Tag
Zur gewohnten Zeit – also gegen 7 Uhr – kommen wir nach und nach aus
den Zelten. Geweckt werden wir diesmal (ausnahmsweise!) nicht von den
Frühaufstehern unter unseren Jufis, sondern vom Dröhnen schwerer Baumaschinen,
die immer wieder auf dem Feldweg neben unserem Lagerplatz vorbeifahren.
Irgendwo müssen da wohl Straßenbauarbeiten in Gang sein. Es liegt zwar
kein Rauhreif auf den Zelten, trotzdem ist es anfangs noch empfindlich
kühl. Wir stehen um den Gasbrenner herum und genießen einen ersten heißen
Cappuccino oder Tee. So nach und nach machen wir dabei unsere letzten
Gaskartuschen leer. Von den vorbeikommenden Bauarbeitern werden wir
immer wieder freundlich gegrüßt. Niemand scheint hier Anstoß zu nehmen
an unserem freien Campen.
An diesem Morgen ist ausgiebiges Waschen angesagt. Wir haben noch genug
Vorräte in den Kanistern und werden heute Abend ja schon bei Pinuccio
in Monti sein. Sparsamkeit ist also nicht mehr notwendig. Eine knorrige
Korkeiche dient dabei als willkommener Spiegelhalter und Seifenablage.
Nach der Morgentoilette steht nun der Lagerabbau auf dem Programm. Inzwischen
läuft das völlig reibungslos und routinemäßig ab. Es ist schon erstaunlich,
wie sich die Jufis innerhalb der letzten zwei Wochen an dieses selbständige
Leben gewöhnt haben. Als alles in Bussen und Hänger verstaut ist, machen
wir uns auf zur Besichtigung der Nuraghe. Ein Hinweisschild gibt uns
nähere Informationen. Die Nuraghe Lölle stammt aus der letzten, der
III. Epoche, und ist vergleichsweise jung: etwa 1200 bis 900 Jahre –
vor Christus, versteht sich! Mithin also auch schon so um die 3000 Jahre
alt. Der vor uns liegende Nuraghenhauptturm ist nur das Kernstück einer
ganzen Nuraghensiedlung, die ringsum in den Büschen verstreut ist. Laut
Karte sollen in der näheren Umgebung noch Gigantengräber aus früheren
Epochen liegen. Hier scheint seinerzeit ganz schön was losgewesen zu
sein!
Und jetzt haben wir endlich mal die Gelegenheit, eine Nuraghe etwas
genauer und ohne störenden Führer unter die Lupe zu nehmen! Das heißt,
wir können nicht nur durch die Gänge streifen, sondern auch ein wenig
auf den Mauern herumklettern. Leider stören an manchen Stellen die Fliegenschwärme,
die wir durch unseren Besuch wohl aufgeschreckt haben. Nach mehreren
Gruppenfotos ist nun auch noch die Zeit gekommen für ein rituelles Opfer
auf einem dazu wie geschaffenen Steinblock. Ein geeigneter Faustkeil
ist schnell gefunden. Sabine ist die ausgewählte Jungfrau; Anna die
Hohepriesterin, die dabei sachkundig durch ihren Assistenten Lucas unterstützt
wird.
Inzwischen melden sich langsam aber sicher unsere Mägen und verlangen
endlich ein richtiges Frühstück! In der nächsten Ortschaft, Budduso,
wird dafür eingekauft. Leider finden wir auf der nun vor uns liegenden
Straße nach Ala dei Sardi lange keinen geeigneten Platz zum Frühstücken
– überall sind die Felder und Wiesen neben der Straße durch Steinwälle
oder Zäune abgegrenzt. Schließlich halten wir gegenüber einem Steinbruch,
in dem riesige Granitblöcke aus dem Berg geschnitten werden. Besichtigen
dürfen wir das Gelände aber leider nicht – ein Sarde scheucht uns unmißverständlich
weg. Dafür finden wir ein Stück weiter auf der anderen Seite eine Stelle,
an der wir mit den Bussen rechts ranfahren können. Schnell sind die
Bänke ausgeladen und aufgebaut; die Frühstücksmannschaft tischt auf
und wir genießen ein ausgiebiges Frühstück.
Um die Mittagszeit erreichen wir dann Ala dei Sardi; ein Städtchen,
vor dem uns Mareike seinerzeit vor vier Jahren noch eindringlich gewarnt
hat. Mit den Bussen sind wir heute schnell durch. 25 Kilometer trennen
uns nun nur noch von Monti. Unterwegs stoppen wir kurz an der „Cantoniera
Mazzinaiu“, einer der vielen, vielen dunkelroten Straßenmeistereien
der „ANAS“, der staatlichen, sardischen Straßenbaubehörde. Nebenan wohnen
hier in einem kleinen Häuschen Mareike und ihr Mann. Die beiden haben
wir 1995 durch Zufall kennengelernt. Mareike selbst stammt aus den Niederlanden
und lebt hier seit gut zwanzig Jahren. Wir haben Fotos für sie dabei,
treffen aber leider niemand an. So heben wir Adrian über den Gartenzaun
und lassen ihn die Bilder unter der Tür durchschieben. Nun gut, wir
werden uns fürs nächste Jahr bei ihr voranmelden.
Ein Stück weiter finden wir – mehr durch Zufall – die richtige Abzweigung
nach links in eine kleine Teerstraße, die zu den Eltern von Andreana,
unserer Bäuerin, führt. Unser Ziel ist aber ein kurz davor gelegenes
„Santuario“, also ein kleines Heiligtum. Wir haben unseren Jufis schon
vorher erklärt, was es damit auf sich hat: die Schwester unserer Bäuerin
hatte an dieser Stelle mehrmals einen Traum, in der ihr gesagt wurde,
sie solle an dieser Stelle einen Altar für die Gottesmutter errichten.
Das hat sie vor etwa fünf Jahren auch getan, und seit dieser Zeit kommen
viele Sarden hierher, um zu beten und Geschenke zur „Mamma Celeste“
zu bringen. Für uns sicher zunächst etwas merkwürdig anzuschauen; für
die Sarden aber ein selbstverständlicher Brauch. Auf einen unangemeldeten
Besuch bei Andreanas Eltern verzichten wir dann schließlich doch; wir
wollen sie nicht mit 18 Leuten unvorbereitet „überfallen“. Vom letzten
Besuch wissen wir auch noch gut, welche enorme Gastfreundschaft die
alten Leute uns gegenüber zeigen. So viel an Plätzchen, Likör und Wein
können sie für 18 Pfadfinder aber gar nicht auf Vorrat haben!
Das Wenden auf dem engen Sträßchen bereitet jetzt ziemlich viel Mühe;
zuletzt koppeln wir dazu den Hänger ab. Und dann rollen wir auch schon
die über drei Kilometer lange Serpentinenstrecke nach Monti hinunter.
Für uns jetzt schon alles sehr vertraut: links die Auffahrt zum Aussichtspunkt;
rechts hinein in die Innenstadt, natürlich schnurstracks zum Alimentari.
Der hat erfreulicherweise auch noch geöffnet, so daß wir uns ausgiebig
mit Nahrhaftem versehen können. Während die Leiter dabei vorwiegend
kühle Getränke im Sinn haben, stürzen sich viele unserer Jufis auf die
Überraschungseier. Das ist in den letzten Tagen zur richten Manie geworden!
Wie viele Lira mögen deswegen wohl in den Supermärkten geblieben sein.
Dabei ist die Schokolade nicht einmal das Wichtigste: kurz darauf hebt
im Bus ein emsiges Zusammenbasteln der Plastikfiguren aus den Eiern
an. Und beim Bauern angekommen herrscht dort den ganzen Tag über noch
ein eifriger Tausch.
Der Weg zu Pinuccio bringt nochmals bange Momente: wird uns auf der
engen, staubigen Sandpiste ein LKW entgegenkommen? Glück gehabt – wir
erreichen den Bauernhof ohne Probleme. Von Pinuccio werden wir natürlich
freudig begrüßt; wir erzählen kurz von unseren Reiseerlebnissen. Wir
sitzen im Schatten des großen Baums vor dem Bauernhof; Andreana bringt
uns selbstgebackene Plätzchen und Pinuccio sorgt für die flüssige Nahrung.
Dann schlagen wir am alten Platz unsere Zelte auf – ein letztes Mal
in diesem Jahrtausend auf Sardinien! Wie oft haben wir in den letzten
Jahren hier nicht schon gezeltet! Dankbar machen wir uns dann über das
erfrischende Wasser her; der Einfacheit halber werden die Kanister dabei
zu Duschen umfunktioniert. Danach liegen wir unter dem Schatten der
alten Korkeiche auf der großen, weißen Bodenplane, genießen das herrliche
Wetter und singen ein wenig. Dazu gibt`s als kleinen Mittagssnack jede
Menge heiße Würstchen. Heute müssen wir nicht kochen: abends sind wir
von Pinuccios Familie zum gemeinsamen Abschiedsessen eingeladen.
Wir bieten dazu unsere Mithilfe an; allerdings brauchen wir nicht allzuviel
machen: lediglich die Zwiebeln müssen noch halbiert werden. Zum Glück
für unsere Jufis scheint kein Spanferkel auf der abendlichen Speisekarte
zu stehen. Den Vorbereitungen nach zu schließen muß es so eine Art Gemüsesuppe
geben. Damit wird jeder leben können. Wir treffen nun erstmalig auf
den Pietro, Pinuccios Bruder, der seit 25 Jahren in Kanada lebt, und
der gerade für ein halbes Jahr hier in Monti zu Besuch ist. Mit ihm
klappt die Verständigung auf englisch natürlich wesentlich einfacher
als in unserer Mischung aus italienisch und Gebärdensprache mit Pinuccio
und seiner Familie. Und so erfahren wir eine ganze Menge mehr über das
Leben hier, da Pietro nun vieles auf dem Umweg übers Englische dolmetschen
kann.
Danach steht ein ausgedehnter Rundgang durch Pinuccios Gelände auf dem
Programm. Wir besichtigen den neuen Schafsstall mit der völlig neuen,
automatischen Melkmaschine für die 150 Schafe. In den Vorjahren konnten
wir ja immer wieder live miterleben, wieviel Arbeit Pinuccio und sein
Sohn Antonello mit dem zweimal täglich notwendigen Melken von 150 Schafen
per Hand hatten. Da ab dem Jahr 2000 aber auch für sardische Schafsmilcherzeuger
neue EU-Richtlinien gelten, mußte Pinuccio alles vollständig umbauen,
um die geforderten Hygienerichtlinien demnächst zu erfüllen. Natürlich
wird aber für Pinuccio die Arbeit dadurch wesentlich leichter: die Schafe
laufen auf der einen Seite in den Stall hinein, versuchen, ans Futter
in der zentralen Rinne zu gelangen und werden dabei mit dem Kopf automatisch
eingeklemmt. Jetzt müssen nur noch die Schläuche der Melkmaschine angeschlossen
werden – danach geht alles vollautomatisch. Wir haben noch in guter
Erinnerung, wie sich Pinuccio früher mit 50 oder 100 Liter schweren
Milchkannen abplagen mußte! Für ihn demnächst rein körperlich gesehen
sicher eine spürbare Erleichterung. Wir fragen nach den Kosten für das
ganze Projekt: sie sind natürlich enorm, auch wenn die EU 80% als Zuschuß
beisteuert. Die restlichen 20% wollen erstmal erwirtschaftet werden!
Zurück am Haus gibt`s zwischendurch schon mal einen ersten Umtrunk;
danach leisten wir Antonello ein wenig Gesellschaft, der gerade eine
Trinkschale aus Kork für Sarah Bartnik als Souvenir schnitzt – das hatte
er ihr schon 1996 fest versprochen.
Wer Lust hat, kann jetzt noch zum abendlichen Füttern der Schafe mitkommen
– die haben wir bislang ja noch gar nicht zu Gesicht bekommen. Und dafür
müssen wir auch ein gutes Stück laufen! Wieder zurück in Richtung Monti;
dann links hinein durch ein großes Eisentor, an dem uns zu Beginn unserer
Fahrt zwei Hunde erschreckt hatten. Aha, das waren also Pinuccios Hirtenhunde,
die damals die Herde verteidigen wollten.
Pinuccio kommt mit seinem alten, roten Corsa; vollgepackt mit zwei Heuballen.
Er verteilt mit uns kleine Heuhaufen auf der Wiese – und sieh da: die
Schafe scheinen nur darauf gewartet zu haben. Diesmal sind die beiden
Hunde ungleich friedfertiger; wohl weil Pinuccio mit dabei ist und sie
uns nicht als Eindringlinge ansehen. Die Schafe sind da schon wesentlich
scheuer – sie lassen sich nur von Pinuccio füttern – bei uns weichen
sie ängstlich zurück. Pinuccio erklärt uns derweil, wie weit sein Gelände
noch reicht – es hat eine enorme Ausdehnung. Dennoch reichen die Wiesen
nicht aus, um die Schafe das ganze Jahr über mit Futter zu versorgen
– das hat aber nichts mit der Größe zu tun, sondern mit den enormen
Temperaturen im Hochsommer, die natürlich jedes Gras verdorren lassen.
Daher jetzt im Oktober die notwendige Zufütterung mit Heu. Im November
haben die Schafe dann ihre Jungen – bis dahin gibt es auch nichts zu
Melken.
Zurück quetschen sich einige Jufis auf den freigewordenen Platz im Kofferraum
des Corsas; ungeachtet des überall anhaftenden Heus. Wir andern schlendern
langsam hinterher und unterhalten uns über diese von uns doch so ganz
verschiedene Lebensweise: Pinuccio arbeitet sicher jeden Tag viele Stunden
sehr hart; dafür weiß er aber auch genau, wofür! Er hat seine Schafe,
die ihm neben dem Erlös aus dem Verkauf der Milch noch Fleisch liefern;
dazu seine Schweine und seine Weinberge. Im Herbst zieht er mit den
anderen Bauern in die Monte Limbara zum Jagen: Wurst, Fleisch, Milch,
Käse und Wein stellt er in ausreichender Menge für den eigenen Bedarf
her. Und weiß natürlich, welche Qualität er dabei hat!
Inzwischen ist es dämmrig geworden; die Sonne ist über den Monte Limbara
verschwunden – unser letzter Abend auf Sardinien bricht an. Nach und
nach versammeln wir uns um die große Tafel unter freiem Himmel; über
uns leuchten die ersten Sterne auf. Und dann tischt uns die Familie
das Essen auf: sardische Gemüsesuppe, bestehend aus Wirsing, ganzen
Kartoffeln, Zwiebeln; dazu jede Menge Fleisch. Dieses Fleisch bringt
vielen von uns neue Erfahrungen: für unsere mitteleuropäischen Mägen
doch etwas ungewohnt. Während einige mühsam mit der Schwarte kämpfen,
verliert Martins Zahn den Kampf gegen einen doch etwas zu harten Knochen.
Gewisse Verluste sind halt auf jeder Fahrt zu verzeichnen! Dazu wird
jede Menge Brot gereicht; das knusprige Pane Karasau ist uns ja inzwischen
geläufig; jetzt lernen wir noch eine neue Sorte kennen: auch rund und
fladenförmig, aber dicker und weich. Und natürlich das sardische Nationalgetränk
ohne Limit.
Vom Essen geht es nahtlos ins weitere Feiern über; wieder brennt in
der Hausecke ein wärmendes Feuer; durchaus angebracht bei der inzwischen
recht tief gefallenen Außentemperatur. Wir sitzen in lockerem Halbkreis
ums Feuer herum; die Liedermappen werden hervorgeholt und wir singen
ausgiebig. Insbesondere die vielen neuen Songs aus der Mappe finden
großen Anklang. Und dann lernen wir unser erstes sardisches Lied kennen:
„Bevila tutta“, zu deutsch etwa: „Trink`das Ganze!“. Dazu wird bei jeder
neuen Strophe eine Korkschale bis an den Rand mit Wein gefüllt – und
dann heißt es beim Refrain für den Unglücklichen: austrinken!! Nebenbei
erfahren wir die unterschiedlichen Bedeutungen von „tutta, tutto und
tutti“. Nachdem unsere deutschen Leiter alle durch sind, drehen wir
den Spieß um: jetzt kommen alle von Pinuccios Familie dran – und weil
man sich diesem sardischen Brauch anscheinend nicht entziehen darf,
müssen auch sie alle tapfer mithalten – bis hin zu Andreana und Annalisa.
Dementsprechend lange zieht sich der Abschiedsabend dann noch hin und
es wird doch recht spät, ehe wir unsere Zelte aufsuchen; nicht ohne
vorher fest versprochen zu haben, auf jeden Fall im nächsten Jahr wiederzukommen.
Donnerstag, 14.10.99, 14.Tag
Der 14. Tag – und schon unser letzter Tag auf Sardinien – mein Gott,
ist die Zeit schnell vergangen! Ein letztes Mal heißt es den Schlafsack
zusammenrollen und im Kompressionsbeutel verstauen, die Isomatte in
den Beutel quetschen und das Innenzelt ausräumen. Zum Abschied wieder
ein herrlicher Tag mit blauem Himmel! Mit ein wenig Wehmut werden die
Zelte ein letztes Mal abgebaut und dann in den großen Transportsäcken
verstaut – die werden wir erst im nächsten Jahrtausend wieder benötigen.
Zwischendurch Nescafe oder Tee – auch diese Vorräte gehen nun langsam
zur Neige. Auf ein Frühstück verzichten wir, das wollen wir in alter
Tradition erst unterwegs einnehmen. Das letzte Spülen dauert dann noch
ein wenig, vor allem, bis jeder sein eigenes Besteck endlich herausgesucht
hat.
Nun steht noch das Packen von Bussen und Hänger an – möglichst kompakt,
da wir ja noch etwas Wein aus der Cantina Sociale mitnehmen wollen und
vielleicht noch das eine oder andere Orangen-, Zitronen- oder Olivenbäumchen.
Na, und für etwas an Terracotta-Produkten sollte der Platz eigentlich
auch noch reichen...... Dabei stellt Peter fest, daß an einem der Hängerreifen
eine Ausbeulung zu sehen ist. Wir wollen das Risiko eines Reifenplatzers
auf der Autobahn natürlich vermeiden, und so macht sich Peter schnell
noch an einen Reifenwechsel; fachmännisch unterstützt von einigen Jufis
und Leitern. Damit haben wir alle Vorbereitungen für die Rückfahrt abgeschlossen.
Und nun ist der Zeitpunkt nicht mehr aufzuschieben: ein letztes Gruppenfoto
vor dem Bauernhof und Abschied! Zu unserer Überraschung kommt Pinuccio
nun mit vielen Geschenken: angefangen von Weintrauben und Most für die
Kinder bis hin zu selbstgemachtem Sekt für unsere Millenniumsfeiern
in Deutschland; dazu noch einige Fläschchen selbstgebrannten Grappa
(so ab ca 50-60%....). Und für Martin hat er noch den Text von „Bevila
tutta“ am Morgen aufgeschrieben. Das soll sein künftiges Italienischstudium
beflügeln.
Pinuccio hatte uns schon vorher versprochen, mit uns zur Cantina zu
kommen, um dort für unsere Weinkäufe einen günstigeren Preis auszuhandeln.
Also machen wir uns nun, mit Pinuccio, Andreana und Annalisa, auf nach
Monti über die Nebenstrecke. Wer weiß, vielleicht werden einige von
uns ja mal wieder hierher zurückkommen.
In der Cantina dann eine kurze Besprechung zwischen Pinuccio und den
Angestellten – und schon ist der Wein etwa 10% billiger! Und dann geht`s
mit der Bestellung los – und plötzlich wollen alle Wein als Souvenir
mit nach Deutschland nehmen. Am Schluß ist eine doch beachtliche Bestellung
zusammen: 880.000 Lira zeigt die Kasse an......
Aus dem Vorratslager wird nun Karton um Karton herangeschafft, und wir
stehen vor dem Problem, wie wir das alles jetzt in den Bussen verladen
sollen. Vom Gewicht her muß das natürlich ziemlich nah an die Hinterachse.
Nach einer halben Stunde ist das aber auch geregelt und wir können gemeinsam
mit Pinuccio weiter nach Berchidda fahren. Das ist von Monti etwa 10
Kilometer entfernt; leider entgegengesetzt unserer eigentlichen Richtung
nach Olbia. Dennoch: hier soll es in einer „Caseficio“, also Käserei,
den weit und breit besten Schafskäse geben. Und den wollen wir auch
unbedingt als Souvenir haben. In dem kleinen Verkaufsraum wieder das
gleiche Spiel: Pinuccio handelt für uns und wir erstehen jede Menge
runder Käselaibe sowie einige „Käsetropfen“. Auf einem kleinen Stück
Papier wird genau festgehalten, wer denn nun eigentlich was bestellt
hat. Denn anschließend wandert alles zusammen tief in die inzwischen
frei gewordenen Lebensmittelkisten zum Transport nach Deutschland. Was
jetzt nur noch fehlt, ist das sardische Brot und einige Würste. Dies
gibt es im nahegelegenen Alimentari. Und nun ist der Augenblick des
Abschieds gekommen: nach vielen Umarmungen, Küßchen und Händedrücken
geht es in die Busse. Nach einigen Kilometern auf der Schnellstraße
in Richtung Olbia ein letztes Hupen und Winken; dann zieht Pinuccio
mit seinem Wagen davon und wir sind endgültig auf der Rückreise.
Noch aber sind nicht alle Souvenirwünsche erfüllt: auf halbem Weg nach
Olbia sollen sich noch große Gärtnereien und ein Terracotta-Handel befinden
– und Platz haben wir noch in den Bussen! Und da taucht auch schon ein
großes Schild auf: „Pianti“: zweifellos eine Großgärtnerei! Und kurze
Zeit später ist Peter stolzer Besitzer eines Limonen-, Orangen- und
Olivenbäumchens. Da er sich nicht so richtig entscheiden konnte, haben
wir anderen ihn fachgerecht beraten. Viele Jufis haben auch noch kleine
Kakteen entdeckt, deren Kauf ihnen plötzlich äußerst wichtig erscheint,
und Marianne läßt sich von Martin zum Kauf einer großen Amphore überzeugen.
Das alles muß nun auch noch hinten in den Bussen verstaut werden; unter
den argwöhnischen Augen von Peter und Marianne, die um das Wohl ihrer
neuesten Erwerbungen fürchten (zu unrecht, muß man allerdings sagen,
denn alles kommt unversehrt in Wenholthausen an).
In der Cantina haben wir zufällig einen jungen Deutschen getroffen,
der mit seiner Familie seit einem Jahr hier in der Gegend lebt. Von
ihm haben wir einen Geheimtip für einen schönen Strand in der Nähe von
Olbia be- kommen (und eine Einladung, ihn bei der nächsten Tour doch
mal zu besuchen). Und so biegen wir nun kurz vor Olbia am Flughafen
auf die alte „Orientale Sarda“ ein, die östliche Staatsstraße SS 125,
die hinunter bis in den Süden nach Cagliari führt. Nach etwa 15 Kilometern
(wir haben jetzt immer wieder den Tacho im Auge, da wir den eigentlich
eingeplanten Kilometerrahmen bereits erreicht haben und jeder weitere
Fahrtkilometer unsere Kasse nun mit 1 Mark belastet) erreichen wir einen
Abzweig, der zum kleinen Ort Porto San Paolo an der „Costa Dorata“ führt.
Und tatsächlich: ein Strand wie gemalt! Kaum was los, das Wasser azurblau
und klar, dazu die richtige Temperatur – die Jufis warten ungeduldig,
bis die ersten Leiter mit ins Wasser gehen - ein Fehler, wie sich gleich
darauf herausstellt, denn jetzt beginnt eine wilde Döpperei. Anna, Marianne
und Martin kümmern sich derweil ums „Frühstück“ (es ist inzwischen fast
15 Uhr....): Tortellini mit einer leckeren Sauce „Napoli“, verfeinert
mit sardischem „Parmesano“. Erstaunlich, wie sehr doch 15 Packungen
Tortellini im Topf aufquellen können. Wer nicht satt wird, ist wirklich
selbst dran schuld! Danach hat sich allerdings die Frage nach einem
letzten Restaurantbesuch in Olbia von allein geregelt – wer könnte um
19 Uhr schon wieder eine komplette Mahlzeit runterbekommen?
Unser Rückweg führt uns am Hafengelände von Olbia vorbei und hinaus
zum Fähranleger. Hier liegt schon unsere „Moby Magic“ bereit. Der Auslauftermin
ist aber erst abends um 22 Uhr; laut Auskunft eines Lademeisters können
wir so gegen 20 Uhr mit dem Einschiffen rechnen. Zeit genug also für
einen letzten Stadtbummel durch das abendliche Olbia. Vorsichtshalber
ziehen wir uns schon mal warme Sachen an – wahrscheinlich werden wir
nachher beim Einschiffen nicht mehr an die Wagen herankommen.
Im Zentrum von Olbia verabreden wir den Marktplatz als Treffpunkt und
machen uns dann ein letztes Mal in Kleingruppen auf den Weg. Jeder soll
Olbia ein wenig auf eigene Faust kennenlernen. Und zu dieser Tageszeit
ist natürlich schon wieder eine Menge los – insbesondere viele Jugendliche
mit ihren Motorrollern ziehen endlose Kreise durch die Innenstadt. Da
wir die teuren Preise für Essen und Getränke auf der Fähre kennen, decken
wir uns mit Reiseproviant ein, ehe wir uns gemeinsam auf den Rückweg
zum Hafen machen. Die meisten PKW sind schon im Bauch der Fähre verschwunden;
Peter kommt mit dem Sprinter auch problemlos hinein, muß innen allerdings
den Hänger abkoppeln und beide entgegen der Fahrtrichtung parken. Der
Transit wird aus unerfindlichen Gründen aber an der Einfahrt gehindert
und muß neben der Rampe parken. Die Leute aus dem Mercedes können nun
schon mal auf die Suche nach ihren Kabinen gehen. Sie liegen, wie könnte
es auch anders sein, wieder mal unter der Wasserlinie; noch unter den
Autodecks, direkt hinter dem Bugschott....
Aber dafür bieten sie eindeutig mehr Luxus als auf dem Kahn der Tirrenia!
Unsere Jufis sind zufrieden (jedenfalls diejenigen, die schon auf dem
Schiff sind). Nachdem Marianne und Martin an der Reception lange auf
den Rest der Gruppe vergeblich gewartet haben, erkundigen sie sich beim
Zahlmeister. Und der zeigt sich höchst erstaunt, daß die Leute vom Transit
nicht schon über die Gangway eingestiegen sind. Martin darf also noch
mal vom Schiff runter und die anderen über die Gangway hereinlotsen.
Nur die beiden Transitfahrer müssen sich weiterhin in Geduld üben.
Nachdem die 4-Bett-Kabinen in Beschlag genommen worden sind, beginnt
ein Hin- und Her, ein Auf- und Ab durch das ganze Schiff. Die „Moby
Magic“ ist eindeutig komfortabler als das Schiff der Tirrenia. Im Salon
spielt sogar eine Band (na ja, eher ein Alleinunterhalter). Dazu jede
Menge Decks, Restaurants usw. Pech nur, daß die meisten der Liegestühle
im hinteren Teil schon besetzt sind. So bleiben uns nur Sitzbänke an
der Schiffsseite; direkt unter ziemlich lauten Ventilatoren. Inzwischen
sind auch die Transitfahrer zu uns gestoßen, und pünktlich um 22 Uhr
schiebt sich die „Moby Magic“ langsam aus dem Hafenbecken hinaus. Die
Lichter von Olbia bleiben mehr und mehr zurück – das war unser Sardinienaufenthalt
1999!
Für uns ist aber der Tag bzw. der Abend noch nicht ganz zu Ende! Die
Nacht ist lau; wir sitzen unter dem Sternenhimmel und lassen die Fahrterlebnisse
noch einmal an uns vorüberziehen. Erst als die letzten Lichter der Küste
verschwunden sind, begeben wir uns in unsere Kabinen.
Freitag, 15.10.99, 15.Tag
Welch ein Unterschied zur Hinfahrt! Begrüßte uns dort beim Aufstehen
der blaue, sardische Himmel, so erleben wir heute genau das Gegenteil:
es regnet in Strömen! Gegen 8 Uhr tastet sich die Fähre durch das diesige
Grau in den Hafen von Livorno hinein. Wieder dauert es ziemlich lange,
bis wir zu Fuß das Schiff verlassen können: nur die Fahrer dürfen hinunter
zum Wagendeck, die Gruppe muß über die Treppe vom Schiff hinunter.
Livorno im Regen – auch die schönste italienische Stadt kann einem dabei
trist und grau vorkommen. Hoffentlich bessert sich das Wetter bald,
sonst fällt unser Besuch in Pisa buchstäblich ins Wasser! Mit einer
endlosen Schlange von anderen Urlaubern fahren wir aus Livorno hinaus;
erst an der Abzweigung zur Autostrada trennen sich unsere Wege: wir
nehmen eine direkte Bundesstraße nach Pisa. Gespannt suchen wir den
Horizont ab, bis der erste von uns die Silhouette von „La Torre“ , dem
berühmten Turm, über den Dächern von Pisa entdeckt. Im Zentrum finden
wir eher zufällig unseren alten Parkplatz in der Nähe des Torre wieder
– inzwischen um einiges vergrößert und mit einer automatischen Kasse
versehen. Egal – hier haben unsere Busse samt Hänger genügend Platz.
Leider ist Regenzeug angesagt – aber das kann uns nun auch nicht mehr
abhalten: Pisa ohne Turmbesuch wäre ja wohl ein Ding!
Nach ein paar Schritten sind wir auch schon am Stadttor und äugen um
den Torbogen herum.! Und da steht er: groß und beeindruckend schief!
Wieder geht es in Kleingruppen los – anders wäre das bei den vielen
Andenkenbuden auch gar nicht möglich. Die Jufis wissen, daß hier die
letzte Gelegenheit zum richtigen Geldausgeben ist........ Nun gut, jeder
nach seinem Geschmack. Die Leiter besorgen derweil Brot und Milch für`s
Frühstück und legen eine Cappuccino-Pause in einer Bar ein.
Nach einer Stunde Aufenthalt geht`s dann auf die Rückfahrt nach Deutschland.
So ganz nebenbei haben wir den Plan gefaßt, diesmal nicht über die langweilige
Autobahn mit ihren Mautstellen zu fahren – nein, wir haben parallel
zur Autostrada die SS 12 entdeckt, die ebenfalls nach Norden führt.
Na, und auf der können wir sicherlich mehr von Italien sehen.
Daß wir auf dem richtigen Weg sind, erkennen wir bald darauf an den
Straßenschildern und an den Aufschriften an den alten Cantonieras :
Strada SS 12 per Abetone e Brennero“. Aha, die alte Paßstraße zum Brenner
(nun ja, die Kilometerangabe bis dahin zeigt noch weit über 300 Kilometer).
Und warum steht da immer noch „Abetone“ davor? Auf der Karte sehen wir
zwar einen Ort mit diesem Namen; das scheint aber ein winziges Örtchen
zu sein, eigentlich für ein Hinweisschild kaum erwähnenswert.
Lucca heißt der nächste Ort, den wir nun auf der SS 12 erreichen (und
wo wir uns zum ersten Mal verfahren und in einem Industriegebiet landen....).
Aber was heißt hier „Ort“! Kilometer um Kilometer fahren wir durch diese
Stadt, und sie nimmt kein Ende. Neben uns lange Zeit die riesigen Mauern
einer Festung. Ein Blick in unseren Reiseführer bestätigt das: „Über
vier Kilometer können Sie auf dieser hübschen Stadtmauer entlang-spazieren“.
Nun, danach steht uns jetzt nicht mehr der Sinn. Unsere Gedanken schweifen
vielmehr des öfteren schon mal gen Abend; nach Rohrdorf, zu unserem
Nachtquartier im Pfarrheim; vor allem aber zum bayrischen Gasthof dort,
wo wir zu Abend essen wollen. Nachdem wir uns kurz hinter Lucca fast
schon wieder verfahren haben, legen wir erst einmal eine Pause am Straßenrand
ein und frühstücken ausgiebig. Allen ist klar: dies ist die letzte Verpflegungsrast
– das nächste Essen wird bereits in Deutschland sein!
Zügig geht es danach weiter – zumindest, was den Sprinter betrifft!
Denn der hat, trotz Hänger und erheblicher Weinzuladung, keine Schwierigkeiten,
die nun folgende Paßstrecke hochzuziehen. Mit Peter am Steuer werden
da alle noch so scharfen Serpentinenkurven souverän gemeistert. Ganz
anders da unser armer Stammes-Transit: seine 75 PS lassen ihn an der
endlosen Steigungsstrecke ganz schön alt aussehen! Andree und später
Jan am Steuer müssen das Letzte aus dem Motor herausholen, um mit dem
Mercedes wenigstens einigermaßen Schritt zu halten. Und jetzt wird uns
auch klar, was es mit dem Namen „Abetone“ auf sich hat: immer wieder
kommen wir an Straßenschildern vorbei, auf denen nun „Passo Abetone“
steht! Mist, also noch ein zusätzlicher Paß vor dem Brenner! Und dann
noch mit über 1500m Höhe! Und so beginnt nun allmählich ein Wettlauf
gegen die Zeit: so um 18 Uhr wollten wir eigentlich in Rohrdorf sein.
Jetzt, gegen 14 Uhr, erreichen wir gerade mal den Passo Abetone. Und
nun müssen wir erst einmal hinunter in die Po-Ebene, nach Modena. Das
wird noch eine lange Fahrt werden!
Abetone selbst kann man gut vergleichen mit Winterberg (nur etwas höher
gelegen....). Ein Ski-Ort, der jetzt, im Oktober, fast wie ausgestorben
wirkt. Immerhin sehen wir kurz darauf mehrere Ferraris vorbeihuschen
– kein Wunder, liegt deren „Heimat“ Maranello doch unmittelbar neben
uns. Endlich ist Modena erreicht. Wir folgen den grünen Hinweisschildern
zur A22 und sind wirklich froh, als wir endlich an der Mautstation das
Ticket ziehen dürfen! Wir wissen: jetzt geht`s zügiger weiter. Mit um
die 90 bis 100 Km/h (die erlaubte Höchstgeschwindigkeit mit dem Hänger
ist dabei etwas lästig) ziehen wir jetzt durch die bereits einsetzende
Dämmerung gen Norden. Und bald schließt sich für uns der Kreis: an der
Abfahrt „Lago di Garda sud“ stoßen wir wieder auf unsere Anfahrtsroute.
Brennero – wir kommen! Leider kommt auch die Nacht, und wir müssen uns
wohl oder übel an die dadurch verschlechterten Sichtbedingungen gewöhnen.
Und leider müssen wir die Autobahn nochmals verlassen, um die notwendige
Autobahnvignette für Österreich zu besorgen. Dann ein letztes Bezahlen
an der italienischen Mautstation vor dem Brenner und wir haben Österreich
erreicht. Und wieder ist Maut fällig: 16 DM für den österreichischen
Teil der Brennerstrecke; für jedes Fahrzeug, wohlgemerkt. Gut, wir kennen
das ja schon von der Anreise. Ärgerlich ist das aber immer noch – wir
fragen uns, warum wir wegen eines Stücks Autobahn, das zudem noch aus
einer einzigen Baustelle besteht, so teuer zur Kasse gebeten werden.
Da kann schon etwas Groll aufkommen. Demnächst, darin sind wir uns einig,
werden wir wieder den Weg über die Schweiz nehmen oder möglichst sogar
den Zug, wenn nicht den Flieger, benutzen.
Die letzten 150 Kilometer dieses Tages liegen vor uns; leider geht es
unerbittlich auf 20 Uhr zu. Per Handy holt Florian von seinem Bekannten
die letzte Wegbeschreibung ein und gibt seinerseits unsere aktuelle
Ankunftszeit durch. Dann sind wir in Deutschland; kurz darauf verlassen
wir bei Rohrdorf die Autobahn und erreichen problemlos die dortige Kirche.
Hier wartet schon .......... auf uns und lotst unsere Busse zum Parkplatz
des Pfarrheims. Der Pfarrer empfängt uns hier freundlich; er ist selbst
ein alter Pfadfinder und stellt uns gerne seinen Pfarrsaal für eine
Übernachtung zur Verfügung. Das Einrichten des Notlagers geht nun auch
recht fix vonstatten; lockt uns doch nun die Aussicht auf ein opulentes
bayrisches Mahl.
Im Gasthof „Zur Post“ empfängt uns ohrenbetäubende Musik: eine echte
Bayernkapelle hat hier gerade ihren Auftritt (oder ist es nur ein Übungsabend?).
Egal, wir kommen zum Glück in einen Nachbarraum und befassen uns ausgiebig
mit der Speisekarte. Während sich die meisten Jufis recht konventionell
Schnitzel bestellen, suchen sich andere doch mehr einheimischere Gerichte
wie Leberkäse mit Ei, Wurstplatten oder Leberknödelsuppe aus. Dazu gibt`s
natürlich ein erstes deutsches Bier (für die Leiter). Die Jufis hätten
die Chance, als besonderen Service des Hauses ein kostenloses Glas Milch
zu bekommen, ziehen mehrheitlich aber Cola vor.
Gut gesättigt ziehen wir dann wieder heimwärts in Richtung Pfarrheim.
Dabei wird uns die herbstliche Kälte in Deutschland unangenehm bewußt.
Im großen Saal des Pfarrheims verteilen wir unsere Matten auf dem Boden
und legen die Schlafsäcke aus. Und schon bald sind wir nach der anstrengenden
Fahrt in tiefen Schlaf versunken.
Samstag, 16.10.99, 16.Tag
Schon beim ersten Dämmerlicht werden wir munter; auch heute liegt noch
ein gutes Stück Fahrt vor uns. Im kleinen Toilettenraum neben dem Pfarrsaal
können wir uns waschen, danach wird alles ein allerletztes Mal verpackt.
Andree und Jan sind schon zu einem Alimentari, pardon, Lebensmittelgeschäft
losgezogen und kommen mit frischen Brezeln und Brötchen zurück. Für
das Erinnerungsfoto mit dem Pastor müssen wir uns allerdings noch etwas
gedulden, bis Peter und Florian vom Metzger zurück sind: hier haben
sie sich mit bayrischen Wurstspezialitäten für zu Hause ausgiebig eingedeckt.
Wir warten und bibbern in der frühmorgendlichen Kälte, bis das Foto
endlich im Kasten ist und wir uns mit zwei Flaschen sardischem Rotwein
im Geschenkkarton als kleines Dankeschön vom Pastor verabschieden können.
Schnell sind wir dann in den Fahrzeugen verschwunden und warten ungeduldig,
bis die Heizung nach einigen Kilometern endlich auf Touren kommt.
An ein Frühstück in gewohnter Weise irgendwo draußen auf einer Bank
ist im Moment nicht zu denken: draußen ist es sehr nebelig und das Außenthermometer
zeigt gerade mal +3°. Zu wenig für ein gemütliches Frühstück im Freien.
Wir hoffen, daß irgendwann um München herum der Himmel mal aufreißen
wird und ein paar wärmende Sonnenstrahlen sich blicken lassen. Das ist
gegen 1o Uhr dann auch der Fall: an einer Autobahnraststätte breiten
wir auf einigen Tischen unsere Lebensmittel aus und kochen Kaffee.
Danach geht es zügig weiter, leider nur bis Würzburg: hier haben die
Leute im Transit im Verkehrsfunk mitbekommen, daß vor uns auf der Strecke
um Aschaffenburg herum ein kilometerlanger Stau ist. Wir bleiben also
auf der Raststätte in Würzburg, machen Gulaschsuppe und jede Menge Würstchen
(38 wurden gegessen, 2 gingen an die Hunde) zum Mittagessen heiß, und
hoffen, daß der Stau sich bald auflösen wird. Im nächsten Verkehrshinweis
ist dann davon auch nichts mehr zu hören, und wir machen uns wieder
auf den Weg. Wir haben zwar keine längeren Staus, dafür ist der Verkehr
aber teilweise sehr dicht, was natürlich auf die Reisegeschwindigkeit
drückt. Schon jetzt ist klar, daß sich unsere Ankunft in Wenholthausen
bis in den Abend hinein verzögern wird.
Die Jufis werden jetzt auch ungeduldig und erkundigen sich immer wieder,
wie lange es denn noch dauern wird. Bereits im Dunklen verlassen wir
in Olpe die Autobahn und erreichen kurz nach 20 Uhr Wenholthausen. Hier
haben einige Eltern bereits seit über einer Stunde auf uns gewartet;
bei den Temperaturen fast schon um den Gefrierpunkt sicher nicht ganz
angenehm. Jetzt gibt es natürlich ein großes Hallo und heftige Umarmungen
unserer Jufis, ehe man sich über die bereitstehenden Brötchen und die
Getränke hermacht. Luisas Mutter und Susanne haben das aller vorher
für uns bestens organisiert.
Und dabei wird dann natürlich erzählt; alles, was einem so spontan an
Eindrücken wieder in Erinnerung kommt. Und recht bald erscheint auch
der erste Kanister Rotwein, vor zwei Tagen erst in der Cantina von Monti
abgefüllt, auf den Treppenstufen. Die Busse und der Hänger werden nur
notdürftig entladen; am morgigen Sonntag wollen die Leiter abends alles
endgültig wegräumen. Die Busse müssen dann auch noch saubergemacht werden
und der Sprinter muß natürlich noch nach Brilon gebracht werden.
Das war’s also: 16 ereignisreiche Tage liegen hinter uns; wir haben
viele Dinge erlebt und viele neue Erfahrungen sammeln können. Und nicht
nur die Eltern sind froh, daß wir nach dieser langen Tour heil und gesund
zurückgekommen sind: dies trifft besonders auch auf die Leiter zu, die
die Verantwortung in den letzten 16 Tagen getragen haben.
Es bleibt zu hoffen, daß die Erinnerungen an diese Fahrt noch lange
wachbleiben werden. Ein Diaabend im November soll die ganzen Erlebnisse
nochmals ins Gedächtnis rufen – und natürlich soll auch dieses Reisetagebuch
mit dazu beitragen.
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