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Freitag, 29.3.96, 8. Tag

Am nächsten Morgen sind unsere Zelte idyllisch von einer Schafherde umringt - die Tiere lassen sich durch uns nicht in ihrer Ruhe stören. Gemächlich bauen wir ab, und nach einem ersten Cappuccino geht es schiebend zurück zur Straße.

Inzwischen mangelt es uns ein wenig an Barem; wir müssen also dringend einen Ort mit einer Bank erreichen. Hier soll der erste Einsatz der neuen Visacard erfolgen. Welche Ortschaft soll es sein - wir haben die Qual der Wahl zwischen Domusnovas und Villamassargia. Die Höhenlage des Ortes entscheidet mal wieder: Villamassargia also! Allerdings müssen wir dorthin ein Stück über die Schnellstraße fahren - äußerst unangenehm!

Die Karte zeigt zwar eine links abzweigende Straße nach Musei; beim Näherkommen sehen wir allerdings, daß es nur eine Zufahrt für die entgegenkommende Spur ist - entgegen der Einbahnstraße fahren und dann noch die Schnellstraße vorher überqueren zu müssen, wagen wir dann doch lieber nicht. Wir müssen also in den sauren Apfel beißen und noch drei Kilometer bis zur "echten" Ausfahrt auf unserer Seite weiterstrampeln; immer mit einem Blick in den Rückspiegel, wie nah die von hinten kommenden LKW`s am Randstreifen entlangfahren und mit dem Abgasgestank in der Nase.

Wir sind alle froh, als wir dieses Stück hinter uns haben. Außerdem meldet sich jetzt mächtig der Appetit auf`s Frühstück! Inzwischen hat sich unser morgendlicher Rhythmus so eingespielt, daß wir morgens nur etwas Heißes trinken und danach die Zelte abbauen - das eigentliche Frühstück findet dann in der ersten Ortschaft statt, die über ein Geschäft verfügt. Und diese Ortschaft heißt heute Musei! Schon von weitem können wir sie nach dem Verlassen der Schnellstraße sehen. Wir fahren auf einer winzigen Nebenstrecke; sogar nebeneinander.

Wie in jedem sardischen Dorf bislang das gleiche Bild: herumstreunende Köter, einige Katzen; Frauen auf dem Weg zum Einkauf und alte Männer, die in der Sonne sitzen (und uns hinterherschauen). Auch die kleinen Alimentari-Läden ähneln sich: eng, dunkel, aber mit allem Notwendigen ausgestattet. Nach dem Einkauf dann immer das gleiche Problem: der ganze Krempel muß auf die Radtaschen verteilt werden. Weil aber jeder von sich aus mit anpackt, geht das meist sehr schnell. Nun noch ein geeignetes Plätzchen gesucht - im heutigen Fall eine Reihe von Steinbänken entlang der Straße - und dann kann es mit dem Frühstück losgehen! Bald summt der Wasserkessel für den zweiten Cappuccino des Tages; dazu werden die Wurstsorten, Käse, Butter, Brot und alle anderen Schätze ausgebreitet. Heute müssen wir allerdings mit dem Wind kämpfen, der immer wieder einiges von der Mauer wegfegen will.

Beim Weiterfahren verliert Marianne dann plötzlich eine unserer Toilettenpapierrollen: wie eine weiße Papierschlange weht sie über die Straße und sorgt für Heiterkeit.

Kurze Rast vor Villamassargia

Die nächste Station ist nun Villamassargia; kein Problem, den innerstädtischen Wegweisern zur "Banco" zu folgen. Und geöffnet hat sie auch! Draußen machen wir uns ein wenig zivilisierter zurecht; d.h. Haare unter die Mütze und Sonnenbrille auf. Innen dann leider eine unangenehme Überraschung: Visacard? Leider keine Maschine dafür! Euroscheck? Leider auch nicht - nur eigene Kreditkarten werden akzeptiert! Toll - jetzt stehen wir mit unserem schönen Plastikgeld hier an einem Freitagmittag und fangen nichts damit an! Eine Chance bleibt uns allerdings: in Carbonia soll die Zentrale der Bank Visacards annehmen. Nur: am Freitag schließen die Banken wahrscheinlich ziemlich früh! Ein schneller Blick auf die Karte: etwa 20 Kilometer; fast schnurgerade Strecke, an großen Höhenunterschieden nichts auf der Karte erkennbar.

Die Fahrt gerät zum Rennen gegen die Uhr. Allerdings macht es uns die nur leicht hügelige Straße auch nicht schwer. Wir treten durch und erreichen, bald nach dem Örtchen "Barbusi", den Stadtrand von Carbonia. Dies scheint schon eine größere Stadt zu sein!

Wir folgen der Hauptstraße und gelangen auf eine breite Allee, die sich durchs Stadtzentrum zieht. Na, und da ist ja auch schon die gesuchte Bank. Wir parken unsere Räder, nur um feststellen zu müssen, daß bereits alles verriegelt ist. Wie wir so herumstehen, kommt ein bewaffneter Wächter aus der Bank und macht uns klar, daß gegen 15 Uhr nochmals geöffnet wird - d.h. wenn wir ihn richtig verstanden haben. Da dies zum Wochenende unsere letzte Chance sein dürfte, an Bargeld heranzukommen, bleibt nun Zeit für eine ausgedehnte Mittagsrast.

Wir machen es uns auf den schattigen Bänken gegenüber der Bank bequem und inspizieren unsere Vorräte. Es ist auch mal schön, nur so zu sitzen und zu beobachten, was sich so alles ringsumher abspielt.

Kurz nach drei starten wir unseren zweiten Versuch - und tatsächlich, die Bank hat geöffnet! Drinnen müssen wir erst einmal lange warten, bis wir unsere Karte vorzeigen können. Und dann wird ausgiebig geprüft - mehrere Leute, die uns immer wieder unauffällig mustern. Dann verschwinden sie mit der Karte auch noch in einem Nebenraum; vermutlich, um die Angaben telefonisch zu überprüfen. Aber schließlich gibt es dann doch noch unsere sehnsüchtig erwarteten Lira - auf Vorrat gleich 500.000! Das sollte eigentlich übers Wochenende reichen!

Für dieses Wochenende haben wir uns eine Fahrtpause vorgenommen - Marianne hat morgen Geburtstag, und das wollen wir natürlich feiern. Außerdem haben wir den südwestlichen Punkt unserer Tour erreicht und werden von jetzt ab der Südküste entlang fahren. Und eine ganze Woche pausenloser Strampelei liegt inzwischen ja auch schon hinter uns; bis hierher, nach Carbonia etwa 225 Kilometer insgesamt. So wollen wir den Geburtstagssamstag auf der Isola San Antioco mit einem Ruhetag begehen; für den Abend hat uns Marianne schon zum Essen eingeladen. Nach den etwas spartanischen Mahlzeiten der letzten Tage eine willkommene Abwechslung!

Zunächst aber müssen wir erst einmal die Insel erreichen! Von Carbonia geht es fast eben weiter bis zu dem Damm, der das Festland mit der Insel verbindet. Lediglich an der Brücke über die Hafeneinfahrt gibt es Probleme, weil der von uns benutzte Fußgängerweg plötzlich endet, und wir die Räder einzeln über die Leitplanke hieven müssen.

Der Hauptort der Insel, San Antioco, liegt an einem Berghang. Wir verzichten daher auf eine nähere Besichtigung. Von hier aus gäbe es für uns zwei Möglichkeiten zur Weiterfahrt: einmal unten herum bis zur Bucht "Cala lunga"; wunderschön gelegen; allerdings ohne jedes Geschäft geschweige denn einem Restaurant; andererseits oben herum zur Nordspitze der Insel, nach Calasetta; dort soll sich ein Campingplatz befinden. Das gibt den Ausschlag: wir wollen mal wieder richtige Duschen benutzen können! Am Hafen, sehr idyllisch gelegen, machen wir bei bestem Wetter noch einmal kurz Rast und stellen die Räder für ein Gruppenfoto zusammen.

Am Hafen von San Antioco

Leider müssen wir gleich nach dem Hafengelände doch noch hinauf in die Stadt; es gilt einige steile Anstiege zu überwinden. Nach etwa 10 Kilometern Fahrt sind wir froh, Calasetta zu erreichen. Nur, wo ist jetzt der Campingplatz?? Einheimische zeigen bzw. beschreiben uns den Weg; nach weiteren 2 Kilometern haben wir ihn endlich erreicht.

Viel los ist hier allerdings nicht! Gerade mal zwei, drei Deutsche mit ihren Wohnmobilen - es ist halt noch überhaupt keine Saison. Das hat zur Folge, daß natürlich (?) auf dem Platz auch noch keine Duschen in Betrieb sind. Wir vereinbaren mit dem Besitzer, daß er uns morgen einen der Bungalows aufschließen wird.

Zuerst aber zieht es uns natürlich ins Platz-Restaurant. Beim Anblick des leckeren, kalten Bieres läuft uns das Wasser nach der heutigen Tagesetappe von 73 Kilometern im Munde zusammen. Vorsichtshalber fragen wir nach den Preisen: ein Glas frisch Gezapftes für etwa 5 DM! Bier in Flaschen gibt es nicht; Rotwein je Flasche um die 12 Mark. Hier gibt es für uns nur eine Antwort: Konsumverzicht!!

Na ja, natürlich nur, was den Einkauf in diesem Restaurant betrifft! Nach dem Zeltaufbau beginnen die Damen mit dem Kochen; Martin und Jan machen sich nochmals auf den Weg zurück nach Calasetta; zum Supermarket. Bei der Rückfahrt ist es bereits schon richtig dunkel; die erste Nachtfahrt auf Sardinien. Da sie unglücklicherweise keine Satteltaschen mitgenommen haben, gilt es, die schweren Plastikeinkaufstüten in der einen Hand zu halten und mit der anderen vorsichtig um die im schwachen Scheinwerferlicht kaum zu sehenden Schlaglöcher herumzulenken. Ans Schalten ist dabei überhaupt nicht mehr zu denken.

Als Preis gibt es - leider schon wieder ein wenig kalt gewordene - Spaghetteria ai funghi; zusammen mit sardischem Rotwein. Dann sitzen wir auf dem Mäuerchen vor unseren Zelten und genießen die nächtliche Ruhe (ab und zu unterbrochen vom Kreischen des blöden Pfaus, der ganz in der Nähe in einem Freigehege auf dem Platz lebt. Svenja bekommt noch Tropfen gegen ihre Magenschmerzen (zuviel Schokolade zwischendurch ?); über uns ist immer noch der Komet zu bewundern. Bis zum Meer sind wir heute noch nicht vorgedrungen; es müßte eigentlich direkt hinter dem Platz beginnen. Nun, morgen ist ja auch noch genügend Zeit!


Samstag, 30.3.96, 9. Tag

Der Tag beginnt natürlich mit einem Geburtstagsständchen für Marianne!! Dazu gibt es kleine Geschenke und einen Blumenstrauß - das "richtige" Geschenk, die grünen Vorderradtaschen, hat sie ja schon seit Tourbeginn. Dann zaubert Sarah noch eine Überraschung für Marianne hervor: ein Wodkafläschchen, von Peter mitgegeben, und von Sarah all die Kilometer heimlich mitgeschleppt! Klar, daß jetzt ein erster Geburtstagsumtrunk fällig ist!

Gibt`s einen schöneren Platz, um Geburtstag zu feiern?

Danach geht es auf zum Duschen! Zuerst die Damen; die aber wohl Schwierigkeiten mit der Einstellung der Temperatur haben. Weil das Wetter recht schön ist, waschen wir auch gleich unsere Wäsche durch und hängen sie über die Zeltleinen.

Dann eine Fahrt ohne großes Gepäck nach Calasetta, zum Frühstück. Welch ein Gefühl! Man meint, das Rad müsse gleich vorne hochsteigen! Mit den Frühstücksutensilien suchen wir uns einen kleinen Park in Calasetta und machen es uns bequem. Leider stören uns plötzlich einige Regentropfen; zum Glück nur eine vorübergehende Wettererscheinung.

Im Supermarkt am Hafen kaufen wir danach ausgiebig ein; wer weiß, ob am Sonntag irgendwo die Geschäfte aufhaben. Sicher ist sicher! Die beiden Mädchen kehren mit einem Teil der Einkäufe zum Platz zurück; wir anderen setzen uns in die Sonne; an die Hafenmauer gelehnt; und beobachten bei einem Geburtstagsfrühschoppen das Hafentreiben. Bei der Rückfahrt nehmen wir mal einen anderen Weg (um abzukürzen); landen aber leider auf einer völlig falschen Straße und müssen einen enormen Umweg hinnehmen.

Bis halb fünf ist ein ausgiebiger Mittagsschlaf angesetzt; danach gibt es frischen Salat und Weißbrot; schließlich wollen wir ja heute Abend ausgehen. Eine Pizzeria haben wir schon dafür ausgeguckt. Leider spielt uns das Wetter nun doch einen Streich: bei Einbruch der Dämmerung beginnt es Bindfäden zu regnen.

Das kann uns aber nicht von unserem Vorhaben abhalten! Das Regenzeug muß eben mal wieder angezogen werden. Wir radeln durchs dunkle Calasetta zur Pizzeria ans Ende des Örtchen. Im trockenen, warmen Restaurant steigt die Stimmung schnell wieder und wir lassen uns das Abendessen schmecken. Zurück bei den Zelten geht es dann noch ein wenig weiter. Marianne ist mit dem Verlauf ihres Geburtstags zufrieden!


Sonntag, 31.3.96, 10. Tag

Umstellung auf Sommerzeit: wir liegen bis neun in den Schlafsäcken! Heute heißt es wieder Abschied nehmen von der Insel! Nach einer heißen Dusche, dem Frühstück und dem Zeltabbau nehmen wir uns ausgiebig Zeit, den Sandstrand hinter dem Platz zu erkunden.

Bei der Abrechnung macht der Einsatz der Visacard überhaupt keine Probleme; wir können unser Bargeld für andere Ausgaben sparen. In Calasetta ist richtige Sonntagsstimmung; jede Menge an Leuten tummelt sich auf den Straßen. Unsere schwerbeladenen Räder erregen überall Aufmerksamkeit. In einer Konditorei gönnen wir uns für ein 2. Frühstück unterwegs einige süße Teilchen. Martin setzt sein Teleobjektiv ein, um die Sehenswürdigkeiten möglichst gut ins Bild zu bekommen.

Dann heißt es wieder das Auf und Ab der Küstenstraße hinzunehmen. Kurz vor San Antioco folgen wir den Hinweisschildern zu einer Ausgrabungsstätte; laut unserem Reiseführer soll sich hier ein römischer Kinderfriedhof befinden. Leider schließt man uns das Tor gerade vor der Nase zu: Siesta! Auch gut, Geld gespart! Wir kommen mit einem älteren deutschen Ehepaar ins Gespräch, die früher auch oft mit dem Rad unterwegs waren und heute auf`s Wohnmobil umgestiegen sind. Sie können uns viele Einzelheiten über die verschiedenen Ausgrabungsstätten auf Sardinien erzählen. Wir berichten dafür von unserer bisherigen Tour und von unseren weiteren Plänen.

Am Hafen locken uns die Bänke in der Sonne zur Mittagsrast. Das Wetter ist inzwischen wieder bombig und wir haben dementsprechenden Durst. Der läßt sich gegenüber in einer kleinen Bar gut bekämpfen.

Nachdem wir den Damm verlassen haben, haben wir laut Karte die Möglichkeit, eine schmale, abkürzende Straße durch ein Seengebiet zu nehmen. Kurz darauf stehen wir auf diesem Weg vor einer Sperre: links und rechts Wasser, vor uns die eiserne Barriere.

Sollen wir die Sperre ignorieren??

Sarden, die mit dem Wagen ebenfalls vor der Schranke stehen, meinen, wir sollten ruhig auf der anderen Seite weiterfahren. Andererseits haben wir noch gut im Gedächtnis, wie es uns im letzten Jahr mit der brandneuen Autobahn gegangen ist...... Wir könnten natürlich auch den Weg wieder ein Stück zurückfahren und dann über unsere alte Route zurück, bis kurz vor Carbonia. Insgesamt sicher ein Umweg von 10 Kilometern.

Nach kurzer Beratung sind wir uns einig, daß derartige Sperren sicher nicht für Radler gedacht sind; schließlich geht dahinter der Weg weiter. Die Karte zeigt auch über den gesamten weiteren Verlauf den Weg an. Also frisch ans Werk; zunächst einmal müssen alle Packtaschen abgenommen werden, um das Gewicht zu reduzieren.

Mit ein wenig Anstrengung wird auch dieses Hindernis gemeistert...

Dann müssen Jan und Martin ran, um die Räder über die Absperrung zu heben. Die Damen kümmern sich inzwischen um die Packtaschen. Auf der anderen Seite das umgekehrte Spiel: alles wieder an den Rädern befestigen. Zwischendurch immer wieder ein verstohlener Blick nach hinten: keine Carabinieri in Sicht?

Geschafft! Weiter rollen die Räder über einen schmalen Damm; links und rechts scheint es sich um Salinenbecken zu handeln. Eine einsame Ruine wird begutachtet; dann tauchen vor uns Fabrikanlagen auf, die sich beim Näherkommen tatsächlich als Salzgewinnungsanlagen herausstellen. Eine Feldeisenbahn weckt unser Interesse. Es wäre nicht das erste Mal, daß wir so etwas in Bewegung gesetzt hätten....

Leider nichts zu machen. Aber auch so ist das Ganze mal zu sehen recht interessant. Dieses Interesse bekommt einen Dämpfer, als wir schon wieder vor einer Sperre stehen; diesmal ungleich höher! Nochmal zurück wollen wir nicht; also wird auch dieses Hindernis schwitzend mit vereinten Kräften überwunden. Hier ist es schon schwierig, selbst über den Zaun zu kommen!

Und als wir dann endlich das Werksgelände durch ein weiteres, zum Glück offenes Tor, verlassen, heftet sich ein großer, kläffender Hund an unsere Fersen. Die Drohung mit den Luftpumpen in unseren Händen scheint er aber instinktiv richtig zu verstehen. Wir können diese aufregende Örtlichkeit unbehelligt verlassen und erreichen bald darauf wieder die zur Südküste führende Hauptstraße. Überall an den Straßengräben sind Leute dabei, irgendetwas zu sammeln. Zuerst können wir uns keinen Reim darauf machen, bis wir durch Zufall an einem Haus, bei dem wir Wasser holen, sehen, worum es sich handelt: Wildspargel; ziemlich dünn, aber zweifelsfrei als Spargel zu erkennen.

Wir fahren nun durch eine relativ flache Landschaft direkt auf das Capo Teulada, die Südspitze Sardinines, zu. An einer kleinen Bar, zusammen mit einem winzigen Alimentari, machen wir aus nostalgischen Gründen Rast: hier hatte die `89er Busgruppe während der heißen Mittagszeit ebenfalls Station gemacht und viele sardische Wurstspezialitäten probiert. Heute ist es natürlich ungleich kühler; dennoch sehr angenehm. Vor der Bar immer noch das gleiche Bild: alte Vespas und viele Jugendliche, die herumhängen. Wir genehmigen uns drinnen einen "bianco". Auch hier wieder viele ungläubige Blicke auf unsere vollgepackten Räder.

Einige Kilometer weiter machen wir dann eine sonntägliche Spätmittagspause und kochen unsere letzten Alu-Packs. Schließlich soll sich ja ein Sonntag von einem normalen Fahrttag unterscheiden! Danach fällt das Aufsteigen allerdings umso schwerer! Die Zeit ist inzwischen auch schon weit fortgeschritten; vielleicht noch ein, zwei Stunden, dann müssen wir uns einen Zeltplatz suchen.

Zuerst aber müssen wir uns bemühen, die nächstgelegene Ortschaft zu erreichen - und die liegt leider schon wieder auf 110 m über Meeresniveau. Die Karte zeigt danach auch wieder diese ekelhaften Pfeile auf der Straße, mal in, mal gegen unsere Fahrtrichtung. Das heißt: auf und ab - keine gleichbleibende Höhe. Dafür sehen wir aber auch die Nuraghe Maledetta, die ziemlich dicht an der Straße liegen müßte. Dies wäre, das ist unsere übereinstimmende Meinung; doch ein geeigneter Platz für die Nacht - vielleicht sogar mitten in der Nuraghe?

Doch unsere schönsten Pläne nützen uns nichts, weil wir die Nuraghe nirgendwo erspähen - und irgendwann müssen wir dann wohl auch schon dran vorbeigefahren sein. Scheiß Ruinen! Gut, dann also eine andere Stelle. Doch nun spielt uns das sardische Militär einen bösen Streich: die gesamte Halbinsel zum Capo Teulada ist militärisches Sperrgebiet - und das beginnt gleich rechts neben unserer Straße! Gelbe Warnschilder mit deutlichen Hinweisen auf sofortigen Schußwaffengebrauch sprechen eine deutliche Sprache, was demjenigen blüht, der den Zaun zum Sperrgebiet überschreiten sollte. Und links kommen in schöner Regelmäßigkeit kleine Bauernhöfe; auch hier ist neben der Straße durchgehend alles eingezäunt. Es ist zum Verzweifeln! Wir fahren und fahren; finden aber nirgends eine Abzweigung.

Dann geht auf der Militärseite der Zaun in eine feste Mauer über; dahinter liegen Wohnblocks, vermutlich für die Soldaten und Angestellten. Gegenüber dem Haupteingang zur Militärbasis endlich offenes Gelände auf der anderen Seite. Wohl die denkbar schlechteste Stelle für ein Wildcamp - aber wird noch etwas Besseres kommen?? Zumindest kommt bald die Dunkelheit, das ist sicher!

Also gehen wir nach bewährtem Rezept vor - wir warten, bis kein Auto zu sehen ist und schieben dann unsere Räder schnell in einen kleinen Hohlweg. Hier lassen wir sie zunächst liegen und machen uns zu Fuß, auf um einen einigermaßen ebenen Platz zu finden. Und das ist das nächste Problem - für zwei Zelte keine große Chance! Vor einer kleinen Steinmauer werden wir dann fündig: ein leicht schräges, leicht mit Gras bewachsenes Erdstück; mit tiefen Rillen versehen; das Beste, was bislang zu finden war; allerdings direkt neben einem Feldweg und einem verschlossenen Tor. Hinter der Mauer wäre zwar noch ein besserer Platz; das würde aber bedeuten, daß wir einwandfrei auf eingezäuntes Privatgelände eindringen würden.

Also ziehen wir draußen, vor der Mauer, die Zelte hoch. Schräg unter uns, auf der anderen Straßenseite, das Eingangstor zur Militärbasis; wir beobachten, wie oft Autos dort herauskommen (dann leuchtet ein gelbes Blinklicht auf dem Tor auf). Andererseits wird es nun auch schnell dämmrig; ein Test von weiter unten zeigt, daß unsere grünen Zelte kaum noch vor dem Hintergrund zu erkennen sind. Lediglich die Reflektoren der Räder bzw. der Satteltaschen spiegeln die letzten Sonnenstrahlen. Egal, jetzt steht alles, und wir bereiten unser Abendessen vor: Kartoffelsuppe mit bereits abgelaufenen Würstchen.

Und prompt kommt auch noch der Bauer von der anderen Seite des Tores her. Wir geben uns gelassen, grüßen freundlich; schlendern zu ihm hin und erklären, daß wir für eine Nacht hier campen wollen. "Si,si" ist seine Antwort. Diese Sorge sind wir nun los - wir kriechen beruhigt in unsere Schlafsäcke. Leider läßt der Komfort des Unterbodens trotz unserer Thermarest-Matten doch sehr zu wünschen übrig - die Rinnen sind doch größer, als wir zunächst gedacht haben. Aber jetzt ist es für Änderungen zu spät - alles ist eingerichtet; draußen wird es schnell dunkel. 48 Km notieren wir im Reisetagebuch.


Montag, 1.4.96, 11. Tag

Früh werden wir schon geweckt: ständig knattern Hubschrauber im Tiefflug über uns hinweg und landen im Innenbereich der Basis. Nun, da uns in der Nacht niemand von denen dort belästigt hat, brauchen wir jetzt wohl auch keine Sorgen mehr zu haben.

Jan und Martin machen sich mit dem Rad (und klugerweise diesmal auch einigen leeren Radtaschen) auf, um im nahegelegenen Militär-Supermarkt das Frühstück zu beschaffen; insbesondere diesmal ausgiebig Trinkwasser in 1,5 Liter Flaschen. Denn heute steht die Südküste auf dem Programm - und hier spricht die Karte eine eindeutige Sprache: keinerlei Ortschaft auf den nächsten 35 Kilometern!! Wenn keine Bar kommen sollte, müssen wir uns für diesen Tag vollständig selbst versorgen. Dementsprechend kaufen wir ein: genug Getränke; dazu genügend Brot und Wurst. Leider hat der Laden kaum Auswahl; eigentlich nur verpackte Lebensmittel; dafür treibt der Kilopreis des verpackten, gekochten Schinken uns fast die Tränen in die Augen. Wir weichen notgedrungen auf eine Art Mortadella und jede Menge Käse und Salami aus.

Trotz der mitgebrachten Satteltaschen gibt es dann doch noch Probleme mit dem Transport. Allein die 6 Wasserflaschen wiegen schon 9 Kg! dazu müssen wir noch einen kleinen Berg hoch zurück zum Platz. Hier wird, abweichend von unserer Norm, vor Aufbruch ausgiebig gefrühstückt. Denn eines hat die Karte auch gezeigt: es wird gewaltig auf und ab gehen! Und dafür ist jede Kraftreserve wichtig.

Über uns kreisen immer wieder im Tiefflug die Hubschrauber. Wir winken und haben das Gefühl, daß die Piloten unseren Gruß erwidern. Einige Maschinen fliegen direkt über uns zusätzliche Schleifen.

Gegen neun Uhr beginnen wir mit dem Zeltabbau und haben, inzwischen richtig routinemäßig, gegen halb zehn alles reisefertig verstaut. Zunächst läuft die Strecke noch gut: bis zur Abzweigung zum Porto di Teulada eigentlich leicht bergab bzw. eben.

Kurz nach dem Aufbruch, bei bestem Tempo, dann der Hiobsruf von Jan: "Martin, du hast einen Speichenbruch!!" Scheiße, und das an so einem schönen Morgen! Fluchend bremst Martin ab und springt vom Rad, um den Schaden zu begutachten - und dafür hatte er sich extra verstärkte Speichen einbauen lassen!!

"April, April" lacht Jan, als er zügig an ihm vorbeizieht. Über diesen pünktlichen Aprilscherz kann nun sogar Martin lachen; denn ein echter Speichenbruch wäre doch sehr unangenehm gewesen. An der Abzweigung nach Porto Teulada müssen wir uns endgültig entscheiden: Küstenstraße mit wenig Verkehr, toller Aussicht - denn das Wetter ist mustergültig - und kräftigen Steigungen; oder aber die normale Hauptstraße entlang. Aber auch hier sind genügend Pfeile auf der Straße verzeichnet; die geschlängelte Straßenführung wird ja auch ihren Grund haben. Außerdem drängt uns ja keiner! Und eine schöne Küstenstraßenaussicht wird uns so schnell nicht wieder geboten.

Sahen so vielleicht die Erbauer der Nuraghen aus?

Mitten auf dieser Abzweigung befindet sich eine seltsame Steinskulptur, deren Sinn uns verborgen bleibt. Da es sich aber zweifelsfrei um Kunst handelt, wird die Gelegenheit für ein Erinnerungsfoto genutzt. Leider nutzen auch die vielen Disteln, die um das Denkmal (?) herum wachsen, die Gelegenheit, ihre Stacheln in unsere Socken zu bohren.

Nun geht es weiter, direkt Richtung Küste; in wenigen Minuten müßte sie vor uns auftauchen. Und plötzlich ist es da - das blaue Mittelmeer - so weit das Auge reicht. Da hinten muß irgendwo Afrika liegen!

Die Südküste ist erreicht - und damit auch die höhenreiche Küstenstraße!

Rechts ein winziger Hafen; wie in den Urlaubsprospekten. Links leider ein Wermutstropfen für unsere Urlaubsstimmung: wir sehen den weiteren Verlauf der Straße - und der hat es in sich!!

Nun, wir hatten uns ja einstimmig für diese Route entschieden, wer sollte jetzt, beim Anblick dieser steil in Serpentinen ansteigenden Straße, murren?

Die Damen fahren schon mal los, während die Herren den gemütlichen Ort am Strand mit seinen hohen Büschen noch etwas länger heimsuchen - wer weiß, wann wieder solch günstige Gelegenheit kommt?

Danach beginnt aber auch für sie der schweißtreibende Anstieg. Von oben bietet sich ein toller Ausblick - blaues Meer, soweit das Auge reicht. Rechts ist nun das Capo Teulada, Sardiniens Südspitze, zu erkennen. Und plötzlich steigen an dem dortigen Felsen kleine graue Wölkchen auf; kurz darauf ballert es kräftig - das Militär bei seiner wichtigen Arbeit! Auch das Kap anfliegende Düsenjäger werden uns noch den ganzen Vormittag über begleiten.

An einer besonders hohen Stelle der Küstenstraße machen wir kurz Pause und blicken hinunter auf ein unten am Strand gelegenes Hotel mit Swimming-Pool - als ob das direkt vor dem Hotel liegende Meer nicht sauber genug wäre! Schon `89 haben wir hier Rast gemacht; damals, im Sommer, war das Hotel allerdings nicht so menschenleer wie heute.

Auf und ab heißt es nun; ohne Gnade. Notfalls müssen wir halt vom Rad herunter. Dafür entschädigt die tolle Aussicht bei dem herrlichen Wetter. Und die kann man beim Schieben fast noch besser genießen als bei den schnellen Zwischenabfahrten. Denn wenn es schon mal runtergeht, genießen wir das natürlich auch! Bei dem schweren Gepäck, daß dann am Lenker zerrt und den nicht vorhersehbaren sardischen Straßenverhältnissen gilt dabei die ganze Konzentration der Straße vor uns. Davon abgesehen treibt einem der Fahrtwind meist die Tränen in die Augen.

Anstiege bedeuten glücklicherweise auch immer wieder schöne Abfahrten!

Ab und zu werden wir nun auch von Autos überholt; vorwiegend deutschen Urlaubern mit Wohnmobilen und Kleinbussen. An einer besonders übersichtlichen Stelle filmt Jan unsere Abfahrt und den daran anschließenden Gegenanstieg; bis zum bitteren Ende, als wir absteigen müssen. Dabei kommt nebenbei auch die merkwürdige, bienenstockartig angelegte Ferienhaussiedlung ins Bild - wie alle touristischen Anlagen, die wir bislang gesehen haben, noch nicht in Betrieb. Am heutigen Tag wollen wir das gute Wetter und die schöne Aussicht auf`s Meer bei einer ausgiebigen Mittagspause genießen. Als wir auf der Straße fast auf Meeresniveau direkt am Ufer vorbeikommen, scheint uns dieser Platz dafür günstig. Wir lassen die Räder oben am Weg stehen und klettern die letzten Meter über Klippen hinab zum Wasser. Hier treffen wir auch wieder auf einen deutschen Camper, der uns mit seinem roten Bulli schon mehrmals an diesem Tag überholt hat.

Die vorausschauend im Militär-Supermarkt gekauften Lebensmittel bescheren uns nun ein ausgiebiges Mittagsmahl (na ja, vielleicht mit Ausnahme der Mortadella, die zwar lecker aussieht, aber nicht unbedingt so schmeckt). Das Reisethermometer zeigt inzwischen 30° Celsius; fürwahr der richtige Zeitpunkt für die roten Birra-Jodler-Dosen aus dem Sonderangebot (und deshalb in großen Mengen eingekauft); leider in den Satteltaschen schon reichlich gut temperiert.

Wir sitzen also endlich mal am schönen, blauen Mittelmeer; lassen die Beine ins Wasser baumeln und genießen die Sonnenwärme. Allerdings müssen wir darauf achten, daß unsere Verpflegung im Schatten bleibt; der Käse z.B. verändert in der Hitze schnell seine Form!

Die anderen Deutschen scheinen wir durch unsere Anwesenheit zu stören; sie packen ihren Krempel zusammen und fahren weiter. Wir dagegen können uns lange nicht von dieser friedlichen Mittagsstimmung losreißen; wir wissen ja auch, was uns stattdessen auf dem Sattel wieder erwarten würde.

Als Ziel für den heutigen Tag haben wir uns den markanten Turm "Torre di Chia" gesetzt; und das ist laut Karte nicht mehr allzu weit. Hier hat Martin vor 26 Jahren, damals noch als Rover, sein erstes Sardiniencamp erlebt.

Am frühen Nachmittag brechen wir dann wieder auf; Küstenstraße auf, Küstenstraße ab. Die langwierigen Anstiege werden dabei durch rasante, lange Abfahrten abgelöst, die immer wieder zu Videoschwenks und Telefotos animieren. Und dann sehen wir den Torre di Chia, von Martin zweifelsfrei auch von der `89er-Tour her noch in Erinnerung, als die damals 30köpfige Gruppe dort zunächst ihr Lager aufschlagen wollte, dann aber mit den Kleinbussen nicht über die weitverzweigten und leider stark ausgewaschenen Sandwege herankam. Ein prüfender Blick auf die Karte zeigt aber, daß dies der Turm gar nicht sein kann!

Es handelt sich um den Torre Malfatano. Hinzu kommt noch, daß wir von einem höher gelegenen Straßenabschnitt sehen konnten, wie steil die Küste vom Turm aus direkt zum Meer hin abfällt. Die Karte zeigt zwar "nur" 64 m; wenn man zum Spülen dort aber hinunter will, bedeutet das eine ziemlich waghalsige Kletterei.

Wir beschließen einstimmig weiterzufahren. Unterwegs treffen wir auf einen auf der Straße herumstreunenden Hund, der sich bereitwillig von den Mädchen streicheln läßt; interessant sind besonders seine Beine, die uns stark an Charlie Chaplin erinnern.

Ein letzter Anstieg, und wir haben eine weite Tiefebene vor uns; mit der Ortschaft Chia bereits in Sicht. Hier merkt man deutlich, daß wir uns der Hauptstadt Cagliari nähern; überall schießen Bungalows und Feriensiedlungen aus dem Boden. Uns wird klar, daß ein freier Übernachtungsplatz nur schwer zu finden sein wird.

An einer Ferienhaussiedlung, in der zwar viel gebaut aber noch keine Gäste zu sehen sind, machen wir kurz Rast. Marianne findet endlich ein Telefon und ruft zu Hause bei ihrer Mutter an, um sich nach ihrem Gesundheitszustand zu erkundigen.

Die letzten Kilometer bis zum Örtchen Chia verlaufen völlig eben; eine willkommene Abwechslung! Aber was heißt hier schon "Örtchen"? Im Prinzip handelt es sich um eine Straßenkreuzung, um die sich einige Häuser scharen. Erfreulicherweise ist eine Bar mit einem angeschlossenen Alimentari dabei. Rechts, etwa einen Kilometer entfernt, ragt der eigentliche Turm aus den Dünen hervor.

Wir haben unser Tagesziel also erreicht und können beruhigt die Bar aufsuchen! Die Preise dort scheuchen uns aber schnell in den Alimentari!

Mit einem kleinen Fläschchen Rotwein begießen wir die Strapazen des Tages; 35 Kilometer Küstenstraße liegen hinter uns, und die müßten eigentlich doppelt zählen! Nun gut, zum Ausgleich hat die Weinflasche auch doppelte Größe.... Wir sitzen und schauen dem Treiben um uns herum zu; sardische Jugendliche mit ihren Vespas; eine Verkehrskontrolle der Carabinieri; dazu "Riders on the storm" von den Doors aus der Musikbox. Ein schönes Leben! Um uns herum wird es Abend - wir müssen uns bald zum Turm aufmachen.

Wir warten ab, bis die Dämmerung einsetzt und fahren dann erst die kleine Stichstraße zum Turm. Er thront weiß und eindrucksvoll auf einem Felsen am Meer. Was uns jetzt aber mehr interessiert, ist das Wäldchen neben dem verlassenen Parkplatz! Einige Trampelpfade zeigen uns, daß hier schon andere Leute ihren Weg gesucht haben.

Wieder einmal steht zunächst eine Erkundung zu Fuß an! Und tatsächlich, das Wäldchen bietet einige Möglichkeiten! Da auf dem Parkplatz niemand zu sehen ist, verschwinden wir kurz darauf in der hereinbrechenden Dunkelheit mit den Rädern im Wäldchen. Das große Dovrefjell wird zwischen den Bäumen aufgebaut; die Mädchen ziehen ihr Sierra auf dem Dünenstreifen vor dem Strand hoch. Wir überzeugen sie, daß bei dem guten Wetter auf ein Überdach verzichtet werden kann; zudem geht gerade der Mond auf - was gibt es Schöneres, als eine sardische Nacht unter Sternenhimmel und Mond, nur unter dem leichten Innenzelt?

Wir haben einen Platz in einer kleinen Bucht erwischt; am kiesigen Strand machen wir es uns nun mit unseren Kochutensilien bequem und schneiden zunächst mal ausgiebig Speck für die Erbsensuppe. Nach einer Tagesfahrt über die steile Küstenstrecke hat jeder von uns Hunger!

Es ist eine friedliche Nachtstimmung; der Brenner zischt und der Speck brutzelt in der Pfanne. Außer uns ist weit und breit niemand zu sehen. Die Wellen schlagen in regelmäßigen Abständen gegen den Strand und der Mond beleuchtet alles mit seinem silbernen Licht.

Beim anschließenden Schlummertrunk hören wir hinter uns im Wald dann plötzlich Geräusche. Leise schleichen wir uns an und treffen zu unserer Überraschung auf mehrere englische Freicamper, die das Schicksal ebenfalls für eine Nacht hierher verschlagen hat. Wir unterhalten uns ein wenig; etwas ungewohnt in der englischen Sprache, und ziehen uns dann beruhigt in unsere Zelte zurück.

Und eigentlich hätten wir ja auch eine ruhige Nacht ohne Störung verdient. Unser Schlaf ist aber leider nur von kurzer Dauer! Jan und Martin hören es gleichzeitig - und beide schrecken gleichzeitig hoch: Regentropfen, die auf`s Außenzelt klatschen! Nun, Regen ist für uns normalerweise kein Problem - schon garnicht, wenn wir gut geschützt im Zelt liegen.

Aber dann durchzuckt uns der Gedanke: die Mädchen - ohne Überdach!! Nun heißt es aber Tempo! Im Schlafanzug verlassen die beiden ihr Zelt und rennen durch den immer stärker einsetzenden Regen hinüber zum Sierra. Die Mädchen haben noch garnichts bemerkt und müssen erst einmal geweckt werden! Mit vereinten Kräften wird dann das Überdach über das Innezelt geworfen und an den vier Ecken provisorisch befestigt. Jetzt ist zumindest innen drin alles geschützt. Bei doch inzwischen recht unangenehmer Feuchtigkeit von oben werden die Abspannleinen befestigt und das Ganze auf Regensicherheit überprüft. Zurück im Zelt sind die Schlafanzüge natürlich naß und müssen vor der Fortsetzung der Nachtruhe erst einmal gewechselt werden.



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