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Reisetagebuch Norwegen 1994


Wenholthausener Pfadfinder mit dem Rad unterwegs von Lom über Otta - Dombas - Röros - Trondheim - nach Andalsnes



Per Rad durch Norwegen

Donnerstag, 23.6.94, 1. Tag

Ferienanfang - und endlich Beginn unserer lang geplanten Fahrt nach Norwegen. Unsere erste Radtour dorthin, bei der wir - zumindest für Hin- und Rückfahrt - ein Begleitfahrzeug dabeihaben. Bei der vierwöchigen Tour 1990 durch Norwegen, Schweden und Finnland sowie unserer `92er Tour durch Lappland hatten wir als Transportmittel die Bahn gewählt.

Die Sorge, wie unsere Räder am Zielbahnhof ankommen werden sowie das doch anstrengende Tragen des Gepäcks von Zug zu Zug haben wir also nicht. Dafür müssen wir andere Dinge beachten, z.B. das pünktliche Eintreffen an der Fähre.

Wir haben uns für die Fährverbindung der LIONS-FERRY von Grena (Dänemark) nach Varberg (Schweden) entschieden. Das hat einen ganz simplen Grund: der komplette Transit einschl. aller Insassen kostet auf dieser Strecke hin und zurück gerade mal 160,-DM! (Ein Preis, von dem wir in späteren Jahren nur noch träumen werden....) Bereits 1987 waren wir auf dieser Strecke mit unseren Jufis unterwegs.

Um 21:00 Uhr haben wir die Abfahrt gebucht; wir müssen also spätestens um 20:00 Uhr in Grena eintreffen. Wir, das sind auf dieser Tour zunächst einmal Sarah, Svenja, Andree, Jan und Martin. Wir haben uns zu einer 3½ wöchigen Reise per Rad durch Norwegen entschieden. Hinzu kommen aber noch unsere "Gäste": Peter (sen) mit Sebastian (zur Unterscheidung hier im Bericht künftig Basti genannt) sowie Sebastian (Post). Ihr eigentliches Ziel ist Polen; sie wollen uns aber, zusammen mit Peters Mercedes, auf dem ersten Teil der Tour bis hinauf nach Lom begleiten und von dort aus dann über Schweden nach Polen weiterfahren.

Gegen acht Uhr macht sich unsere Mini-Karawane also bei Peter auf den Weg; erster Stop ist bereits Siebrichhausen, wo letzte Reiseverpflegung gekauft wird. Der Löwenanteil unserer Verpflegung einschl. der notwendigen geistigen Unterstützung ruht wohlverpackt/verborgen in den Transportkisten hinten im Transit. Dort haben wir die hintere Bank herausgenommen und unter den Fahrrädern Platz für die Ausrüstung geschaffen.

In Neheim dann ein zweiter Zwischenstop: Peter will noch mal volltanken. Danach geht`s zügig auf die Autobahn. An der Brücke kurz vor dem Werler Kreuz Streifenwagen auf der Fahrbahn und eine weiß zugedeckte Person unter der Brücke - irgendjemand hat gerade an diesem herrlichen Ferienmorgen Selbstmord begangen. Das drückt in den nächsten Stunden natürlich ein wenig unsere Stimmung.

In Hamburg wollen wir dann endlich einmal über die große Brücke fahren und den Tunnel umgehen - das erweist sich jedoch als böse Falle: wir landen stattdessen im Freihafen und haben alle Mühe, den Zöllnern dort zu erklären, daß wir eigentlich "nur mal über die Brücke fahren wollten". Mißtrauisch beäugen sie von außen den vollgepackten Transit, lassen uns dann aber anstandslos umkehren. Sebastian läßt es sich nicht nehmen, unsere Rückfahrt aus Peters Schiebedach zu filmen.

Kurz darauf (na ja, einige Stunden später) passieren wir problemlos die Bundesgrenze und rauschen durch Dänemark. An einem Rastplatz werden Frikadellen und gekochte Eier in Mengen verdrückt. Das Wetter ist immer noch prächtig, obwohl hier oben ein frisches Windchen weht.

Rechtzeitig erreichen wir Grena und fahren gleich zum Hafen durch. Wir checken sofort ein und stellen die Fahrzeuge auf der zugewiesenen Einschiffungsspur ab. Dann schwärmen wir aus, da wir vom nahegelegenen Yachthafen laute Musik hören.

Und richtig, hier ist was los! Die Dänen scheinen gerade Mittsommernacht zu feiern. Vor dem Yachtgebäude spielt eine Live-Band; überall sitzen die Menschen in der Abendsonne; vor sich meist riesige Biergläser. Uns läuft dabei das Wasser im Munde zusammen; eigentlich brauchen wir ja nicht mehr zu fahren und könnten ja..... - können wir aber nicht, da wir dummerweise kein dänisches Geld getauscht haben. So bleibt uns bis zur Abfahrt nur die kostenlose Live-Musik.

Inzwischen kommt unser "Lion-Prince" in den Hafen; wir bestaunen pflichtschuldig, wie viele Autos aus ihrem Bauch herausquellen, ehe wir selbst an Bord können.

Auf eine Kabine haben wir verzichtet, da wir ja gegen 1:30 in Varberg wieder vom Schiff müssen. Jeder sucht sich ein Schlafplätzchen; entweder irgendwo in einem der Zwischendecks auf einem mehr oder weniger gemütlichen Sessel, oder aber im Fahrzeug auf dem unten gelegenen Autodeck (nichts für Leute, die vor einem Sinken des Schiffes Angst haben). Dort hat man zwar genügend Platz zum Ausstrecken, bezahlt diesen Komfort allerdings mit extremer Hitze im Wagen. Gegen Ende sitzen wir aber fast alle oben an Deck, da unser Schiff doch ganz kräftig durch die Wellen auf- und abpflügt. Wir sind froh, als wir die ersten Lichter der schwedischen Küste sichten.

In Varberg dann die bange Frage: Kontrolle ja oder nein? Nein! Schwein gehabt (und nun ausreichend Vorräte für die nächsten Wochen)!

Nun beginnt die langweilige Nachtfahrt gen Norden. Uns ist klar, daß wir irgendwo eine Zwischenübernachtung einlegen müssen. Mehrmals verlassen wir die Autobahn, um auf den Nebenstraßen ein geeignetes Plätzchen zu finden. Das ist aber im Dunklen gar nicht so leicht! Irgendwann rauschen wir dann mit Tempo 100 dummerweise an einem Rastplatz vorbei. Was bleibt uns anderes übrig, als an der nächsten Ausfahrt zu drehen und zurückzufahren. Ja, dieser Platz auf der anderen Seite wäre wohl was für uns - nur, wie kommen wir da wieder rüber?

Da weit und breit um drei Uhr nachts kein anderes Auto zu sehen ist - und hell wird es auch schon - wenden wir auf der Autobahn. Das hört sich jetzt aber schlimmer an, als es tatsächlich ist: wir erwischen einen großen, asphaltierter Mittelstreifen, bei dem man am einen Ende hineinfahren und am anderen Ende wieder auf der anderen Fahrbahn hinausfahren kann. Gesagt, getan - schon sind wir drüben. Einziger Zeuge ist der Fahrer eines schwedischen Milchlastwagens, der nicht schlecht gestaunt haben wird.

Und dann rollen wir bis ans Ende des Parkplatzes, der sich als richtiger Rastplatz entpuppt, auf dem schon mehrere andere Camper die Nacht verbringen. Wir stellen ganz am Ende die Fahrzeuge quer und machen es uns draußen vor den Wagen auf Isomatten und Schlafsäcken bequem.


Freitag, 24.6.94, 2. Tag

Die Morgensonne weckt uns; es verspricht ein herrlicher Tag zu werden. Wir haben zwar nicht lange geschlafen, die Fahrer sind aber frisch genug für die Weiterfahrt. Bald sind alle Schlafutensilien wieder eingepackt und wir verlassen den Rastplatz. Dabei entdecken wir, daß seinerzeit 1985 hier schon mal Pause gemacht worden ist - Markus und Andree sind dabei in den Felsen herumgeklettert. Wir halten also nochmals kurz an - zumal es hier auch noch kleine Toilettenhäuschen gibt - und machen nun natürlich noch schnell ein Erinnerungsfoto!

Jetzt geht es zügig weiter durch das sonnige Schweden, vorbei an Göteborg. Natürlich reizt der Vergnügungspark, der dicht an der E6 liegt; wir wollen vielleicht auf dem Rückweg hinein. Als dann nach einiger Zeit, schon fast an der norwegischen Grenze, hoch auf einem Felsen eine Raststätte auftaucht, gibt es kein Zögern! Schließlich hatten wir noch kein Frühstück.

Wir parken unsere Fahrzeuge vor den hier ebenfalls vorhandenen Toilettenhäuschen und steigen die letzten Meter zur Raststätte hoch. Was es hier alles gibt! Das läßt einem wirklich das Wasser im Munde zusammenlaufen. Martin bekommt hier auch sein erstes Pittipanna - so eine Art Bratkartoffeln mit rote Beete, Speck und Spiegelei.

So gestärkt überqueren wir kurz darauf den Svinesund; die schwedisch-norwegische Grenze. Beim Überqueren der doch recht beeindruckenden Grenzbrücke schauen wir nochmals aufmerksam nach vorne: Grenzkontrolle - oder wie schon 1987; also einfach durchfahren? Wiederum Glück gehabt! Jetzt sind wir also in Norwegen und können aufatmen.

Gegenüber locken die vielen Läden; vor allem Svenja und Sarah können sich an die vielen Levis-Sonderangeboten kaum sattsehen. Na ja, mal sehen, wie die Reisekasse bei der Rückfahrt aussieht....

Zum Vertreten der Beine laufen wir ein wenig auf der Brücke und am steilen Ufer herum und Peter kann enorme Mengen an Fotos schießen.

Aber - wir haben noch einen weiten Weg vor uns - als Übernachtungsort hat Martin das wilde Flußtal hinauf ins Hemsedal-Fjell, also noch hinter Gol, vorgeschlagen. Dort ist quasi ein "Nostalgie-Plätzchen" für Zwischenübernachtungen der Wenholthausener. Bis dahin dürften es ab Oslo aber noch über 200 Kilometer weit sein.

Dementsprechend kurz fällt die Besichtigung von Oslo aus. Zuerst einmal suchen wir uns einen Parkplatz in der Nähe des Hafens, und müssen dabei feststellen, daß die Norweger eine eigenartige Weise haben, stundenweise Parkgebühren zu fordern: die erste Stunde soll z.B. 8 Kronen kosten; zwei Stunden aber dann nicht 16, sondern schon 20; und drei Stunden dann gar 32 Kronen. Schnell suchen wir uns einen anderen Parkplatz!

Zumindest aber ein "Standardprogramm" wollen wir erleben. Das heißt, einmal hoch zum Schloß - hier erleben wir gerade noch die Wachablösung mit. Dann über die Prachtstraße hinunter ins Zentrum, wo wir lange suchen, bis wir ein einigermaßen preiswertes Lokal für einen kleinen Imbiß finden. Zwischendurch natürlich jede Menge Fotos (bei Martin und Peter sind sie schön archiviert). Zum Schluß Richtung Hafen; einmal durch die Festungsanlagen; ein letztes Foto vor der berühmten Kulisse des Osloer Rathauses direkt am Kai; dann geht es wieder auf der Ausfallstraße E18 aus Oslo hinaus in Richtung Drammen. Nach dem Flugplatz schwenken wir nordwärts auf die E16 in Richtung Hönefoss und beginnen kurz darauf stetig zu steigen: die erste Gebirgsschwelle liegt vor uns. Dann öffnet sich oben auf dem Paß ein weiter Blick über den Tyrifjorden. Ganz weit im Norden kann man sogar schon die ersten schneebedeckten Gipfel sehen: dort hinten liegt unser heutiges Zielgebiet, das Hemsedal.

Zum Glück ist das Wetter immer noch prächtig; keine nassen Straßen; wenig Verkehr. Kurz vor Hönefoss zweigen wir links auf die E7 ab; sie wird uns durch das Hallingdal bis nach Gol führen. Die Stimmung in den Autos ist gut; links und rechts der Straße gibt es immer wieder was Neues zu sehen. Vor allem Wasserfälle - Svenja möchte am liebsten von jedem ein Foto haben! Nun, es werden noch genug davon kommen - und sicher noch größere und schönere.

Nach Gol beginnt der Straßenanstieg hinauf ins Gebirge; die Bäume werden allmählich kleiner, und wir müssen uns nun intensiv nach dem Lagerplatz umschauen. Das klappt auch auf Anhieb; wir parken die Autos startklar für den nächsten Morgen und erkunden dann die nähere Umgebung. Das Terrain ist zwar etwas schwierig; insbesondere für mehrere Zelte - aber wir wollen ja auch nur eine Nacht hierbleiben. Und diese Nacht ist nun auch schon im Anzug! Es ist doch später geworden, als wir uns das bei der Planung vorgestellt hatten.

Also schnell das Nachtquartier vorbereitet; die bloßliegenden Hautflächen gegen die Mückenplage geschützt - und dann geht es hinunter zum Fluß. Aber was heißt hier Fluß! Es ist wohl nur eine Art Bach, der sich zwischen den teils enormen Felsbrocken herumschlängelt. Nun, für unsere Zwecke reicht das!

Wir wollen nur eins: unser Grillfeuer anzünden und dann mit den mitgebrachten Fäßchen Bier in Martins Geburtstag hineinfeiern. Basti kümmert sich ums Feuer (wir haben wegen der Feuergefahr Kohle und Grillrost mitgebracht und verzichten auf ein Lagerfeuer); wir anderen transportieren derweil schon mal alles Nötige vom Wagen zum Fluß hinunter. Dort wird dann mit Genuß das erste 5-l-Faß angestochen. Leider haben wir keine "richtige" Zapfpumpe, sondern nur eine Art "Ablaßventil". Wir bocken das Faß also auf einem großen Felsbrocken mitten im Fluß auf; stehen mit unseren Bierkrügen auf den anderen Felsen verteilt herum und genießen den Abendtrunk. Zwischendurch gibt es immer wieder mal was vom Grill.

Und dann, um Mitternacht (es ist aber noch ziemlich hell) tauchen Sarah und Svenja mit jeder Menge Yes-Törtchen auf; versehen mit kleinen Kerzen: es ist Zeit, Martin zum 43. zu gratulieren. Der ist auch sichtlich davon gerührt - und dann gibt`s für ihn natürlich noch Geschenke. Besonders freut er sich über ein T-Shirt mit einer für ihn extra angebrachten Aufschrift. Dann setzt wieder der Umtrunk ein; wegen der Geburtstagsfeier nun etwas heftiger......(Das Bild hier entstand natürlich erst 1995, zusammen mit Marianne, aber am oben beschriebenen Platz auf dem Felsen, wo das Bierfaß stand – leider nur auf der Durchfahrt).


Samstag, 25.6.94, 3. Tag

Beim morgendlichen Frühstück wird besonders dem Cappuccino aus der Dose zugesprochen - dieser Neuerwerb hält jedoch der Qualität der bislang üblichen Alu-Tütchen nicht stand. Egal, Hauptsache Kaffee!

Leider hat sich das Wetter über Nacht doch sehr verändert - es ist total zugezogen; dichte Wolken hängen über dem vor uns liegenden Gebirge. Auch nicht schlimm - wir sind ja im Auto geschützt und werden heute Abend bei Olav zwei Hütten mieten.

Olav und Sognefjord - das sind zwei Begriffe, die auch schon traditionsgemäß zu unseren Norwegenfahrten gehören. Bei ihm soll sozusagen unser Urlaub nach der 2½tägigen Anfahrt von 1500 Kilometern beginnen.

Vorher müssen wir aber noch das Hemsedalgebirge überqueren. Inzwischen sind die Straßen hier alle gut geteert - so macht das Fahren auch im einsetzenden Regen keine Schwierigkeiten. Nur die Aussicht läßt im Regen zu wünschen übrig. Bei der Abfahrt aus dem Hemsedal hinunter in Richtung Laerdal halten wir kurz an der Schlucht mit dem alten Königsweg. Der Anblick des hier durchschäumenden Wassers ist immer wieder beeindruckend.

Und dann erreichen wir, hinter der Gemeinde Laerdal (wo es statistisch gesehen am wenigsten in Norwegen an Niederschlägen geben soll (haha) schon Revsnes, das Ende der Straße. Von hier aus geht es nur noch per Fähre weiter; über den Sognefjord hinüber nach Kaupanger. Demnächst soll hier aber ein Tunnel gebaut werden, durch den man direkt zum Aurlandsfjord durchfahren kann.

Wir aber müssen zum ersten Mal den Geldbeutel zücken und auf der Fähre zahlen - und das nicht zu knapp! Das kann uns aber nicht besonders aufregen - wissen wir doch, daß uns dieses Schicksal noch häufiger widerfahren wird.

Über Sogndal geht es nun an der Nordseite des Sognefjords entlang über eine kurvenreiche und enge Küstenstraße bis nach Hella, dem nächsten Ende der Straße und damit dem nächsten Fähranleger. Bevor wir aber mehr oder weniger unfreiwillig wieder für das Übersetzen zahlen müssen, wollen wir lieber freiwillig opfern - und das noch für einen guten Zweck: für Gott Güpi, und damit in direkter Ableitung für gutes Wetter in den nächsten Tagen (weiß Gott/Güpi, wir werden es bei unserer Radtour brauchen!). Und kurz vor Hella befindet sich ein uns allen bekannter Wasserfall, der zu diesem Opfer geradezu einlädt! Also raus bei dem Nieselwetter und die paar Meter zurück zum Wasserfall. Mit Geld für Güpi (Minimum 1 Krone, um ihn nicht noch mehr zu verärgern) geben wir uns natürlich nicht zufrieden - es müssen auch noch einige große Felsbrocken sein, die wir über den Zaum wuchten.

Danach schnell wieder - spürbar nasser - zurück in die Fahrzeuge und die letzten Kilometer bis Hella zurückgelegt. Hier beobachten wir aus den Autos heraus das An- und Ablegen der verschiedenen Fähren nach Dragsvik und Balestrand und wimmeln die Erdbeerverkäufer ab. Klar - Erdbeeren mit Schlagsahne, das muß in Norwegen mal sein, aber nicht bei diesem Wetter!

Die Überfahrt nach Vangsnes verläuft ohne großes Schaukeln; vor uns schält sich langsam die Fridjof-Statue aus dem nieseligen Wetter. Und kurz nach Vangsnes taucht dann die Einfahrt zum Tveit-Camping auf - wir sind heil bei Olav gelandet. Und damit auch gleichzeitig bei Elke, Martins Schwester und ihrem Mann Winfried, die beide hier seit 25 Jahren Urlaub machen.

Nach dem ersten Begrüßungs-Hallo bei Olav und Elke bekommen wir zwei 4-Bett-Hütten zugewiesen, und dann folgt bald ein Griff in die Reisevorräte. Aus Kreta haben wir noch eine Flasche Ouzo dabei, die jetzt auf den Tisch kommt. Wir sitzen auf Elkes Veranda und genießen den Blick über den regenverhangenen Fjord.

Noch kann uns dieses Wetter nicht viel anhaben - warm und trocken wie wir in unseren Hütten untergebracht sind. Wir denken aber schon ein wenig mit Sorge an unsere geplante 2-Tages-Gletschertour! Wenn es dann so aussieht, werden wir nicht viel davon haben.

Abends gibt es dann ein ausgiebiges Speckknödelessen mit Gulasch; anschließend wird weiter Geburtstag gefeiert. Sebastian hat mit seinen acht verdrückten Klößen in der Nacht aber so seine Schwierigkeiten......


Sonntag, 26.6.94, 4. Tag

Über diesen Aufenthaltstag bei Olav - quasi als Erholungstag eingeplant - ist nicht viel zu berichten. Wir machen, was man halt so bei schlechtem Wetter am Sognefjord macht: Duschen, in den Felsen herumklettern, nach Vangsnes zu Fridjof fahren, das Städtchen Vik und dem Gebirge darüber mit seinen Schneefeldern einen Besuch abstatten. Hier machen wir ein Foto an einem Verkehrsschild: nur das Schild selbst ragt oben aus dem Schnee heraus und wir stehen auf einer fast zwei Meter dicken Schneefläche. Auf der Rückfahrt werden wir hier noch einmal Halt machen und uns über die Schnelligkeit des Tau-Vorganges wundern.


Montag, 27.6.94, 5. Tag

Zum Frühstück gibt es von Elke noch eine Buttercremetorte, die wir uns auf der Bank vor dem Hünengrab auf Olavs Platz munden lassen.

Danach heißt es die Hütten räumen. Mit vielen guten Wünschen von Elke und Winfried sowie Olav und seiner Frau geht es dann auf zur Fähre nach Vangsnes. Als wir dort warten, kommt uns Winfried noch mit dem Wagen hinterher und bringt Svenja ihren vergessenen Geldbeutel.

Nächstes Ziel ist wiederum Sogndal, wo wir uns mit den notwendigen Lebensmitteln versorgen, da wir bald darauf ins Gletschergebiet abschwenken wollen.

Von dort bis nach Hafslo, einem der größeren Orte der Gemeinde Luster, ist es nun nicht mehr weit. Hier biegen wir ab auf eine winzige Nebenstraße, die uns auf den nächsten 25 Kilometern ins Herz des "Jostedalsbreen" bringt. Die Fahrt geht kurvenreich und immer wieder durch enge, unbeleuchtete, einspurige Tunnel, entlang des Veitastrond-Sees. Dieser See wird bereits gespeist aus dem Abfluß des Austerdalsbreen, einem Seitengletscher des Jostedalsbreen.

Kurz nach Veitastrond endet die kleine Straße an einem Schlagbaum. "Bomveg" steht daran, d.h., wir müssen für den nun anschließenden Feldweg zahlen. Dazu füllt man in dem kleinen, offenen Kassenhäuschen eine Quittung aus, steckt die Durchschrift samt den Kronen in einen bereitliegenden Umschlag und wirft das Ganze dann in den dort aufgehängten Briefkasten. An der Windschutzscheibe bringt man das Original an - und schon sind alle Formalitäten erledigt.

Wir schaukeln nun auf ausgewaschener Spur durch eine öde, fast vegetationslose Landschaft, weiter talaufwärts bis nach Tungastolen, der letzten Berghütte vor dem Gletschergebiet. Hier haben wir uns für die nächsten beiden Tage mit einem Gletscherführer verabredet. Unser Wunsch wäre es, nochmals eine zweitägige Gletscherwanderung über das Langedalsfjellet und hinauf auf den Suphellebreen zu unternehmen - so, wie bereits 1990. Dort, am Gipfel des Suphellenipi, wollen wir in 1700m Höhe eine Nacht auf dem Gletschereis verbringen. Im Gegensatz zu 1990 haben wir heute, 1994, eine wesentlich bessere Ausrüstung mitgebracht.

Aber natürlich geht so etwas nicht ohne erfahrenen Führer. Er soll uns über die gefährlichen Spalten lotsen und auch die notwendige Ausrüstung wie Seile und Eiskrallen für die Schuhe mitbringen. Das alles haben wir bereits von Deutschland aus abgeklärt.

An unserem "alten" Platz von 1990 und 1987 schlagen wir unsere Zelte auf - es ist verflucht kalt; das Thermometer zeigt kaum über null an. Kurz darauf erscheinen zwei junge Typen, die sich als unsere Führer herausstellen. Sie begutachten unsere Ausrüstung und sind damit zufrieden. Wir einigen uns mit ihnen darauf, die Entscheidung über die Durchführung der Tour auf den kommenden Morgen zu vertagen - sollte sich das Wetter aber nicht wesentlich bessern, werden wir wohl absagen. Es bringt ja nichts, im Nebel oben auf dem Gletscher herumzustolpern.

Bald wird es uns draußen zu kalt; die beiden Führer verabschieden sich, um oben auf der Tungastolenhütte zu übernachten, und auch wir ziehen uns bald darauf zurück. Basti, Peter und Sebastian schlafen in den Autos (und das ist wohl die kälteste Art, hier zu übernachten); wir anderen ziehen uns in unsere zwei Zelte zurück. Der nebenan strömende Gletscherfluß rauscht uns schnell in den Schlaf.


Dienstag, 28.6.94, 6. Tag

Das Wetter ist immer noch so, wie wir es befürchtet hatten: beschissen. Schweren Herzens verzichten wir auf die Gletscherwanderung - damit die beiden Führer aber nicht ganz umsonst gekommen sind, verabreden wir uns mit ihnen für den Nachmittag am Nigardsbreen. Das liegt im "Nachbartal" Jostedalen und ist eigentlich der hauptsächlich angefahrene "Touristengletscher". Dort gibt es auch ein Info-Center, in dem man sich über Gletscher näher informieren kann.

Nach dem Lagerabbau geht es also die ganze Strecke wieder zurück bis nach Hafslo; von dort weiter bis nach Gaupne, dem Zentralort der Gemeinde Luster. Hier biegen wir um die Mittagszeit in das Jostedalen ab. Am Ende ein riesiger Parkplatz; bei diesem schlechten Wetter allerdings erfreulich wenige Touristen. Wir sind fast allein, als wir uns mit Eiskrallen und Handschuhen versehen mit dem Boot über den kleinen See hinüber zur Flanke des Nigardsbreen aufmachen. Die Kosten dafür sind wir gerade noch bereit zu übernehmen - den teuren Eintritt für das „Mini-Info-Center" sparen wir uns dagegen. Der Führer geht mit uns bis an den Gletscherrand heran und macht uns auch auf diverse Touristen aufmerksam, die hier trotz deutlicher Warnschilder mit Turnschuhen auf dem Eis herumspringen.

Für uns beginnt nun eine geführte Gletschertour, die zwar keinen Ersatz für die entgangene Zweitagestour darstellt, aber auch doch recht eindrucksvoll ist. Wieder zurück beim Wagen bedanken wir uns nochmals herzlich bei unseren Führern; sie scheinen wohl auch ganz froh darüber zu sein, daß wir nicht auf unserem ursprünglichen Plan bestanden haben.

In Gaupne werden die Wagen für die bevorstehende Hochgebirgsfahrt vollgetankt, und dann geht`s hinauf auf die Berge; über Norwegens höchste Paßstraße, die berühmte RV 55, dem "Sognefjellsvegen". In vielen Serpentinenkurven quälen wir uns mit den Autos so knapp im 2. Gang, manchmal sogar nur im 1.Gang, hinauf; die Schilder am Straßenrand zeigen den beständigen Höhenanstieg.

Unterwegs an einem großen Wasserfall eine Rast; dann noch eine weitere an der "Turtago-Turisthytta". Zu diesem Zeitpunkt ahnen wir nicht, daß wir 1995 und 1997 wieder hier pausieren werden; `97 werden wir hier sogar unsere Zelte aufschlagen.

Nach einem heißen Kaffee, den man bei der eisigen Kälte hier oben wirklich gut gebrauchen kann, passieren wir die hohen Schneewände, zwischen denen die Straße bei 1410 Metern ihren höchsten Punkt erreicht.

Auf dem Sognefjellvegen unterwegs durch Jotunheimen

1990 haben wir seinerzeit hier - direkt nach der deutsch-deutschen-Grenzöffnung, die ersten "Ostler" in einem Mini-Van getroffen. Damals waren wir hier auch mit dem Rad unterwegs, hatten uns aber von Sogndal bis zur Hütte mit dem Bus hinaufbefördern lassen. Bei 1400 Höhenmetern sicher auch die eleganteste Lösung.... Dafür haben wir dann in den Schneewänden unsere letzten China-Böller gezündet!

Unsere Fahrt führt nun weiter durch eine atemberaubende Hochgebirgslandschaft: Felszinnen, Gletscher, kalte Seen mit Eisresten, wohin das Auge schaut. Viele von diesen Bergen werden wir mit Namen erst in den kommenden Jahren kennenlernen - Fannaraken, Glittertind und Galdhöppiggen, der höchste Gipfel Norwegens - und wie sie alle heißen. Heute, im Jahr 1994, sind wir nur auf der Durchreise, möglichst schnell, um wieder in wärmere Gefilde zu kommen.

Durch das Leirdalen und Böverdalen kommen wir dann wieder "hinunter" auf 410m nach Lom; laut Reiseführer wiederum eine der regenärmsten Gegenden Norwegens, in denen die Bauern die Felder kontinuierlich bewässern müssen. Nun, heute dürfen die Bauern mal einen Ruhetag einlegen - das Bewässern hat Gott Güpi fachmännisch übernommen. War ihm unser Opfer vielleicht nicht groß genug? Da dies unser letzter gemeinsamer Abend sein wird, nehmen wir kurz hinter Lom, auf einem uns ebenfalls schon bekannten Campingplatz, zwei Hütten.

Zu unserer Überraschung hört es am Abend dann doch tatsächlich auf zu regnen! Als die Wiese draußen vor der Hütte abgetrocknet ist, machen wir es uns zu einem letzten Umtrunk dort bequem.


Mittwoch, 29.6.94, 7. Tag

Heute heißt es nun endgültig Abschied nehmen. Ein wenig wehmütig schauen wir zu, wie Peter, Basti und Sebastian ihren Wagen in kürzester Zeit gepackt haben. Bei uns wird das gleich wesentlich länger dauern! Als wir den Dreien dann ein letztes Mal gewunken haben, beginnt für uns ein hartes Stück Arbeit! Alles, was wir für die nächsten Wochen brauchen, muß nun auf die Satteltaschen verteilt werden - und dabei darf nichts vergessen werden.

Nicht auszudenken, wenn z.B. das Werkzeug im Transit bliebe! Wir schauen genau auf unsere Packlisten, was jeder einzelne von uns an Gruppengepäck mitnehmen muß. Für seinen eigenen Kram ist jeder selbst verantwortlich.

Als alles doppelt und dreifach kontrolliert und verpackt ist, machen sich Martin und Jan, mit den Rädern im Transit drin, auf nach Lom. Hier stellen sie den Wagen auf dem großen Parkplatz direkt gegenüber der Polizeistation ab. Drinnen erklären sie den Beamten, was wir vorhaben: 14 Tage Radtour bis Trondheim und zurück nach Lom. Keine Frage, das Fahrzeug kann diese Zeit über dort unten auf dem Parkplatz stehenbleiben. Die Beamten wollen ein wachsames Auge darauf haben. Nun, mehr können wir wirklich nicht erwarten.

Die beiden Fahrräder werden aus dem Heck des Transits geholt; die 4 Taschen, die Lenkertasche und der Ortliebsack aufgeschnallt, der Wagen abgeschlossen und der (einzige) Schlüssel gut verstaut. Dann ein letzter, prüfender Blick auf den Transit - und los geht`s - die ersten Kilometer per Rad auf dieser Tour, zurück zu den anderen, die derweil geduldig an der Ausfahrt des Campingplatzes gewartet haben.

Wir haben am Vorabend übrigens eine wichtige Entscheidung treffen müssen: sollen wir die Tour wie geplant und vorbereitet von Lom aus in Richtung Westen beginnen, also zum Meer und den Fjorden hin - oder sollen wir unseren ursprünglichen Plan einfach über den Haufen werden und genau anders herum fahren - also erst nach Osten, in Richtung Landesinnere, also Richtung Otta, Dombas und Röros.

Den letzten Ausschlag gab der Wetterbericht auf der letzten Seite des "Dagbladet": in bunten Farben war hier zu sehen, wie es in den nächsten Tagen an der Küste aussehen wird: Regen, Regen und nochmals Regen! Im Inland dagegen heiter und auch wärmer. Nun ja, unsere Entscheidung stand schnell fest: heute geht es also auf gen Osten! Und in welcher Uhrzeigerrichtung wir die Tour durchführen, dürfte ja eigentlich egal sein. Hauptsache: trocken! Wir machen ein erstes Erinnerungsfoto mit Sack und Pack – und sogar mit Helmen, denn die werden wir ab jetzt regelmäßig tragen!

Umladen der Ausrüstung vom Transit auf die Räder Aufbruch zur Tour ab Lom

Auf der nun folgenden Etappe benötigen wir die Angaben unseres Radreiseführes noch nicht. "Norwegen per Rad" ist der klangvolle Titel des Werkes, geschrieben von Frank Pathe (und dem wollen wir nach der Tour auch so einiges schreiben - aber davon später!) Wichtiger ist ein Blick auf unsere Cappelen-Tourenkarte. Sie ist zwar im "Riesenmaßstab" 1:350.000; andererseits aber die einzige Kartenserie, die zu haben ist. Außerdem gibt es hier im Norden so viele Straßen nun doch nicht! Die Cappelen-Karte zeigt sogar die Wanderwege durch`s Gebirge! 1994 haben wir die darauf verzeichneten Angaben wohl noch etwas falsch verstanden: "6t" z.B. heißt nicht "Straße für 6 Tonnen freigegeben" sondern ganz schlicht, leider eben norwegisch "6 timer" = 6 Stunden (Wanderzeit)" . Das wurde uns aber erst 1997 bei unseren Trekking-Touren klar.

Aber zurück zum ersten Tag der `94er-Fahrt - aus der Karte ist klar ersichtlich, daß eine Nebenstrecke direkt entlang des Vagavatn (=Vagasee) führen soll. Die finden wir auch - zwar mehr ein Feldweg, aber reizvoll gelegen in Wäldern und Feldern; tatsächlich immer dicht am Seeufer entlang. Der Wegbelag gut festgefahren - was wollen wir mehr. Hier können wir, da keinerlei Autoverkehr herrscht, auch gut nebeneinander fahren und uns unterhalten. Das heitere Wetter - der Dagbladet-Bericht scheint zu stimmen - tut ein übriges für unsere gute Ferienstimmung. Dies ist ja nun auch eigentlich erst der "richtige" Anfang unserer Ferienfahrt - mit dem Rad durch Norwegen. darauf haben wir uns lange vorbereitet und viel trainiert.

Schließlich stoßen wir aber doch auf die Hauptstraße - und gleichzeitig auf ein kleines Lebensmittelgeschäft. Schnell wechseln hier einige Fläschchen "Solo" und einige Eis den Besitzer. Wir sitzen auf dem Mäuerchen und schauen dem Verkehr zu.

Auf den folgenden Kilometern müssen wir mehrmals auf alten Umgehungswegen die neuen Straßentunnel umfahren; das ist uns aber auch ganz recht so.

Das Tal wird breiter, und vor uns taucht auf der anderen Seeseite ein kleines Städtchen auf - das kann laut Karte nur Vagamo sein. Über eine große Brücke fahren wir in den Ort hinein; finden auch auf Anhieb einen großen Supermarkt zum Getränke- und Eisnachfüllen, und machen es uns dann vor der Gemeindeverwaltung auf der frischgemähten Wiese bequem.

Leider macht uns kurz darauf Güpi einen bösen Strich durch die Rechnung: der Himmel verfinstert sich zunehmend und läßt nichts Gutes für die nächsten Stunden ahnen! Vorsichtshalber holen wir schon mal das komplette Regenzeug aus den Taschen, verschließen die Taschen regendicht und ziehen auch Schutztüten über den Sattel. Danach ziehen wir uns in den Schutz einer Anzeigewand zurück. Von uns aus kann das Unwetter jetzt kommen!

Und es kommt - und wie! Es wird richtig dunkel um uns herum! Und dann beginnt es wie aus Eimern zu schütten. Soweit zum Dagbladet! Andree ist es, der schließlich zum Aufbruch drängt. Er allerdings ist es auch, der für diese Entscheidung am meisten büßen muß! Während die anderen in ihre Regenanzüge gekleidet sind und gegenseitig die Vorzüge von Texapore und Umarex anpreisen, setzt er lieber auf den bewährten Radponcho von 1992.

Und der hilft sicher gut gegen Regen von oben - vielleicht sogar noch besser, weil man von unten her besser belüftet wird. Diese Situation ändert sich aber schlagartig, als ein Wohnwagengespann dicht neben uns vorbeibraust; dummerweise gerade an einer Pfütze; und Andree von unten her tüchtig bewässert.

Schon nach wenigen Kilometern haben wir die Nase von der Regenfahrt voll - wir werden uns schnell einig, daß eine solche Fahrt nicht viel bringt - von Spaß machen mal ganz zu schweigen. Klar, mit schlechtem Wetter müssen wir sicher ab und zu rechnen - aber so ein Dauerregen?

Schnell ist die Entscheidung gefallen: wenn wir irgendwo etwas zum Übernachten (im Haus!) finden, dann nichts wie hin! Beim ersten Schild "rom" halten wir also an und fragen nach. Bei dem Preis, der für dieses Hinterhofzimmer gefordert wird, vergeht uns aber sehr schnell die Lust - dann doch lieber etwas weiter fahren und auf einem Campingplatz eine Hütte nehmen. Deren Preise kennen wir ja allmählich.

Nur - wann kommt ein Platz? Stattdessen erreichen wir einen gigantischen Wasserfall, direkt neben der Straße gelegen. Wir lassen es uns nicht nehmen, ihn genauer unter die Lupe zu nehmen.

Regen kann einem den schönsten Wasserfall vermiesen Trotzdem - auch bei Regen ein beeindruckendes Naturschauspiel

Wasser von oben, Wasser unter uns, Gischt rings um uns herum - unsere Regenklamotten müssen ihre erste Bewährungsprobe bestehen. Bei Svenja zeigen sich leider erste Schwächen - nicht am neuen Regenanzug selbst, sondern an den Schuhen, die das viele herablaufende Wasser nicht verkraften: bei jedem ihrer Schritte hört man es deutlich quietschen und quatschen. Dementsprechend ist natürlich auch ihre Stimmung - allerdings nicht nur bei ihr ist die Stimmung deutlich gegen null gesunken!

Wir sind alle froh, als plötzlich rechts neben der Straße ein Hinweisschild auf einen Campingplatz mit Hütten auftaucht. Und schon fahren wir die Einfahrt hinab, mit der bangen Erwartung, ob noch eine Hütte für uns frei ist. Es ist inzwischen ja bereits nach vier, und die meisten Touristen, die ausschließlich in Hütten von Tag zu Tag unterwegs sind, haben zu dieser Zeit und bei diesen Wetterverhältnissen wohl längst ein Quartier genommen.

Dennoch - wir haben Glück! Wir bekommen eine zwar kleine 4-Bett-Hütte, dafür mit 160 Kronen aber auch die Billigste bisher. Und dazu noch mit einer elektrischen Heizung. Schnell ist das Gepäck abgeladen und die Fahrräder unter dem Vordach einigermaßen regensicher untergebracht. In der Hütte stapelt sich kurzzeitig alles durcheinander, bis jeder so ungefähr sein Plätzchen dafür gefunden hat. Es sind bei uns fünf Leuten immerhin 30 Taschen und Säcke!!

Die nassen Klamotten, insbesondere die Socken haben kräftig was abbekommen, werden auf der Heizung zum Trocknen aufgelegt - was kurze Zeit später aber zu einem erschreckten Ausruf führt, als die erste Socke anfängt zu qualmen. Danach sind wir klüger und halten ein wenig Abstand von der Heizung. Nach einer ausgiebigen Dusche brodelt bald darauf das Essen im Topf; wir lesen und lassen uns den Abendtrunk schmecken.


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