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Sonntag, 10.7.94, 18. Tag

Regen am Sonntagmorgen – wir haben es geahnt. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille! Wichtiger ist die Entdeckung, die Jan an seinem Hinterrad macht: der Bustransport hat offensichtlich heilende Kräfte freigesetzt; den Rest muß die Natur über Nacht bewirkt haben! Wunder oder nicht: das Rad rollt wieder!! Mißtrauisch beäugen wir die Angelegenheit von allen Seiten und lauschen auf verdächtig klingende Geräusche – nichts!

Damit steht unserer Weiterfahrt nun eigentlich nichts mehr im Wege – wenn wir nur nicht schon für zwei Übernachtungen gezahlt hätten! Ein Gespräch mit dem Platzbesitzer hilft da zum Glück weiter: anstandslos erstattet er uns die zweite Nacht und wir beeilen uns mit dem Verpacken des Gepäcks, da gerade eine Regenpause eingetreten ist.

Der Regen ist aber bei der Abfahrt wieder pünktlich zur Stelle, und wir dürfen in die schon bereit gehaltenen Regenklamotten schlüpfen – seit vielen Tagen das erste Mal! Wir fahren mit Regen durch Molde und haben keine Lust, die sonntäglich stille Stadt eingehender zu erkunden. Stattdessen steuern wir gleich die Hafenanlagen an, weil von hier aus irgendwo die Fähre hinüber zum südlichen Ufer ablegen muß.

Hier befinden wir uns fast in Sichtweite des offenen Meeres; lediglich einige kleinere Inseln liegen noch westwärts. Und so kann uns der peitschende Regen von Meer her ziemlich ungeschützt treffen. Von der Karte her wissen wir, daß einige Linien ab Molde fahren; wir suchen uns die Route nach Vikebukt aus, weil wir dadurch eine komplette Umrundung des Tresfjorden einsparen können. Unser nächstes „Hauptziel“ ist Andalsnes, so ziemlich am Ende des Isfjorden und unmittelbar am Aufstieg zum Trollstigen gelegen. Von da ab werden wir kräftig strampeln müssen. Und in Andalsnes werden wir auch wieder auf eine Etappenbeschreibung von Frank stoßen. Ab Molde wollen wir eine eigene Route entlang des Romsdalsfjord nehmen. Hoffentlich hält das Jan`s Schaltung durch. Im Moment hat er damit keine Probleme – wir fahren aber auch nicht mit voller Belastung, da das Gelände um Molde herum doch erfreulich eben ist.

Leider wissen wir weder den genauen Abfahrtsort der verschiedenen Fähren, geschweige denn die genauen Zeiten. Wir fragen uns also am Hafen durch und haben Glück: kurz darauf geht ein Schiff hinüber zum anderen Fjordufer. Wir haben das Schiff fast für uns allein; am Sonntagmorgen ist nicht viel los. Zum Schutz gegen den Regen verkriechen wir uns in der Cafeteria des Schiffs und leisten uns Kaffee und belegte Rundstücke mit Käse und Schinken. Von der Überfahrt bekommen wir also nicht viel mit und wollen es bei diesem Sauwetter auch nicht.

Nach der Ausschiffung haben wir bald die richtige Ausfallstraße nach Andalsnes gefunden und wundern uns doch ein wenig über die weite Entfernung, die auf dem Straßenschild angegeben ist. Gleich müssen auch mehrere Tunnel kommen; der Karte nach zu urteilen teilweise ziemlich lang!

Zunächst aber kommt der Regen! Heftiger denn je strömt er auf uns herab und beschert uns eisige Finger am Lenker. Es macht keinen Spaß mehr! Als die Straße sich auch noch steil durch einen Außenbezirk hinaufwindet, nutzen wir die Gelegenheit, in einer offenstehenden Garage Schutz vor dem Wetter zu suchen. Wir öffnen die Regenjacken und lassen die Regenhosen herunter bzw. öffnen die Seitenteile, damit das Schwitzwasser abdampfen kann. Denn dieses Schwitzwasser ist für uns das größte Problem! Wir haben das Gefühl, von innen fast nasser zu sein als von außen. Das kann natürlich objektiv gesehen nicht stimmen; wir merken aber deutlich, daß auch hochwertige Regenanzugsmaterialien an ihre Grenzen hinsichtlich der Atmungsfähigkeit geraten können. Wenn jetzt der Hausbesitzer vorbeikäme, er würde sich wundern!

Nach einer knappen halben Stunde klart das Wetter plötzlich auf! Also die weitgehend von innen getrockneten Regensachen wieder angezogen (man kann ja nie wissen) und wieder auf den Sattel. Das Wasser tropft von den Rädern und Taschen – aber wenigstens kommt von oben momentan kein Nachschub mehr. Für den heutigen Tag schon mal ein Fortschritt!

Die Kilometer reihen sich nun aneinander; wir sind für jeden einzelnen dankbar, den wir einigermaßen trocken zurücklegen können. Zwar müssen wir immer wieder mit wasserspritzenden Autos rechnen (das kennen wir ja schon vom ersten Fahrttag her); aber es macht einfach wieder mehr Spaß, so ohne Regen von vorn ins Gesicht zu fahren.

Nun haben wir auch wieder Zeit, uns mehr um die Karte zu kümmern. Sie ist zwar wassergeschützt in der Klarsichttasche der Lenkertasche untergebracht; bei strömendem Regen durch die vielen Tropfen aber kaum zu lesen gewesen. Nun wundern wir uns über das Ausbleiben der auf der Karte versprochenen Tunnel.
Und dann taucht nach 15 Kilometern das Ortsschild „Tresfjord“ auf. Moment mal – Tresfjord??? Das dürfte doch gar nicht kommen – wir haben doch mit der Fähre den gesamten Tresfjorden bereits hinter uns gelassen!

Haben wir eben nicht, wie jetzt das genaue Kartenstudium zeigt! Was wir als Route der Fähre angesehen haben, war die Strecke der Hurtig-Route, der Postschiffverbindung, die täglich von Bergen bis nach Kirkenes unterwegs ist. Unsere kleine Fjordfähre ist dagegen nach Vestnes gefahren; logisch, weil das der einzig große Ort auf der anderen Seite ist. Für uns heißt das allerdings, daß wir nun doch den gesamten Tresfjorden einmal hin und zurück fahren müssen – und das sind, wie sich nun bei genauester Ablesung zeigt, 26 zusätzliche Kilometer! Daher also die große Entfernung nach Andalsnes und deshalb auch keine Tunnel (noch nicht). So birgt die Cappelen-Karte auch nach fast 700 Kilometern immer noch überraschende Neuigkeiten, wenn man sie zu oberflächlich liest.

Fast 60 Kilometer sind es von Tresfjord aus nun noch bis Andalsnes – zu viel für heute, zumal wir durch den Regen schon einige Zeit verloren haben. Und dann verlieren wir noch mehr Zeit! Martin hört hinter sich plötzlich ein metallisches „ping!“ und schimpft umgehend die hinter ihm fahrende Svenja aus, sie solle gefälligst mehr Sicherheitsabstand halten und nicht auf`s Hinterrad auffahren. Als er sich umdreht, muß er allerdings feststellen, daß Svenja gute fünf Meter hinter ihm ist. Und das kann nur eines bedeuten: es war keine Schutzblechberührung, sondern etwas mit Martin`s Rad selbst. Und das wiederum läßt nur einen Schluß zu: Speichenbruch! Denn dieses Geräusch kennt Martin inzwischen von mehreren Fahrten ziemlich genau.

So ein Speichenbruch sorgt immer für Abwechslung... Und natürlich passiert so eine Panne mit absoluter Gewißheit bei Regen! Diese Hüttenübernachtung haben wir uns heute verdient!


Also vom Sattel herunter und mit banger Vorahnung nachgeschaut. Prüfend gleiten die Finger an den Speichen des Hinterrades entlang: und da ist sie! Eine Speiche gebrochen, an der Nabe, und dazu noch an der Zahnkranzseite! Das Rad schleift auch schon ein wenig am hinteren Holm. Es hilft nichts – hier muß sofort vor Ort repariert werden.

Also wird alles abgeladen und das Rad verkehrt herum aufgebockt; der Spiegel muß dabei auch noch dran glauben. Wie gewöhnlich das Ganze bei schlechtem Wetter – wann hat man auch schon mal eine Radpanne bei Sonnenschein?? Der Mantel ist schnell von der Felge, die defekte Speiche rasch aus der Felge herausgedreht. Auch am Zahnkranz gibt`s mit dem Entfernen des Speichenrestes keine Probleme. Die fangen jetzt aber erst an: wir können natürlich nicht den gesamten Zahnkranz abziehen, dafür fehlt uns das nötige Werkzeug. Aber wir haben für diesen Fall vorgesorgt: in unserem Reparaturmaterial befindet sich ein Speichenset, bestehend aus einem kleinen Drahtseil. Diese Notspeiche läßt sich auch ohne Zahnkranzabzieherei unten einfädeln und nach oben zur Felge hin spannen.

So weit die Theorie. Leider erweist sich die Notspeiche als ein Stück zu lang. Und was steht auf der Anleitung auf der Rückseite: „Kürzen Sie bitte die Speiche vorher(!) auf die benötigte Länge“. Na ja, vorher ist nun vorbei und wir müssen jetzt damit klarkommen. Und was soll schon dabei sein, eine Speiche mal eben passend zu kürzen?

Leider versagt unser Seitenschneider an der Kombi-Zange dabei kläglich. Was also ist zu tun? Wir erinnern uns an unsere Lager-Axt, legen die Speiche auf einen festen Untergrund und setzen die Schneide der Axt an die richtige Stelle. Und dann ein gezielter, mächtiger Schlag mit einem kleinen Felsbrocken hinten auf die Axt – geschafft!!

Daß nun noch das Gewinde paßt und nicht beim Durchtrennen mit der Axt beschädigt wurde, ist pures Glück. Und die zwischenzeitlich eingetretene „Trockenheit“ läßt die Stimmung weiter steigen. Wir fädeln die Speiche ein und ziehen sie mit dem Speichennippel fest – tatsächlich, sie spannt sich und scheint die Normalspeiche würdig zu ersetzen. Jetzt schnell noch ein wenig nachzentriert an den Nachbarspeichen; alles wieder montiert, Luft aufgepumpt, Rad umgedreht, beladen, Spiegel gerichtet und weiter geht es.

Die anderen haben inzwischen ihre Regenjacken gegen T-Shirts getauscht. Dicke Wolken hängen zwar noch zwischen den vor uns liegenden Bergen; hier bei uns ist es aber endlich trocken. Und schon naht das nächste kleine Abenteuer: der erste Tunnel liegt vor uns. Die Verbotszeichen ignorieren wir (was bleibt uns auch sonst übrig) und fahren mit Licht und möglichst schnell durch die Tunnelröhre.

Der zweite Tunnel läßt nicht lange auf sich warten: diesmal ist er fast drei Kilometer lang. Vor dem Tunnelportal machen wir kurz Rast, um ein wenig zu sondieren. Und dabei hören wir aus der Böschung ein klägliches Miauen. Das ist natürlich was für unsere Mädchen! Schon haben sie ein kleines Kätzchen auf dem Arm. Das sieht zwar süß aus, hindert uns nun aber beträchtlich an der Weiterfahrt! Immer, wenn wir schnell auf`s Rad wollen, um loszufahren, kommt das dumme Tier hinter uns her. Und weil die Straße doch recht schnell und häufig befahren wird, würde ein Nachlaufen den sicheren Tod des Kätzchens bedeuten. Martin läßt die anderen vorfahren und befördert dann das Tier mit einem kühnen Wurf dahin, woher es gekommen ist: weit die Böschung hinunter.

Den nächsten, noch längeren Tunnel umgehen wir und nutzen die noch vorhandene ehemalige Straße. Hier müssen wir zwar auf- und abstrampeln, haben aber eine bessere Sicht auf den neben uns liegenden Fjord, vor allem aber überhaupt keinen Autoverkehr mehr.

Dafür geraten wir nach einer steilen Abfahrt urplötzlich in ein erneutes Hindernis: ein Bauer hat sein Heu zum Trocknen auf der Straße ausgebreitet – ergebnislos bei diesem Wetter. Uns bleibt nichts übrig, als durch diese Heuschicht hindurchzufahren.

Die Aussicht in die Fjordwelt hinein wird immer toller: steil erheben sich die Berge links und rechts vom Fjord, wir sind nun im Herzen von „Trollheimen“, der Heimat der norwegischen Trolle. Aber uns wird auch klar, daß wir heute Andalsnes nicht mehr erreichen können. Zudem können wir heute dort auch kein geöffnetes Fahrradgeschäft finden. Und das wäre jetzt wirklich mal an der Zeit: zum einen wird die Notspeiche bei Martin`s Hinterrad die Belastungen der Steilstrecken kaum durchhalten, und das Gleiche gilt für Jan`s hintere Nabe.

So etwa 12 Kilometer vor Andalsnes taucht ein Hinweisschild auf „Hytter“ auf, und weil es auch bereits wieder zu nieseln beginnt, steuern wir diesen Platz zielstrebig an. Für 200 NOK werden wir uns einig: eine 4-Bett-Hütte im „Maria-Camping“. Gegenüber ist an der Straße eine Tankstelle mit einer „Mini-Butikk“; hier decken wir uns mit Chips und Getränken ein.

Und dann nutzen wir die elektrische Herdplatte, um darauf in aller Ruhe unser lang mittransportiertes Rührei herzustellen. Und dies wird nun eine ganz besondere Spezialität. Zunächst einmal rühren wir das Pulver (denn daraus besteht unser Rührei !) in kaltem Wasser an und lassen es nach Vorschrift zwanzig Minuten quellen. Wir sind allerdings ein wenig skeptisch, ob sich aus diesem undefinierbar aussehendem , leicht gelblich gefärbten Brei, eine Rühreisubstanz entwickeln wird. In der Zwischenzeit sind wir aber nicht untätig. Fetter Speck und reichlich Cervelatwurst wird gewürfelt und angebraten; in Ermanglung einer Pfanne nutzen wir dafür den Topfdeckel. Zwischendurch wird davon auch schon eifrig genascht, denn inzwischen macht sich allgemein ein Hungergefühl bemerkbar.

In die heiße Wurst/Speckpfanne kommt jetzt die gelbe Masse – und siehe da: nach kurzer Zeit stockt das Zeug in der Pfanne. Und es schmeckt dann auch noch tatsächlich wie Rührei! Toll, was die deutsche Chemie doch so alles drauf hat! Zusammen mit Broten für uns eine sättigende Tagesmahlzeit (vor allem bei der gewaltigen Speck- und Wurstmenge). Und an dieser Stelle bereits zugegeben: bei künftigen Fahrten wird es uns nie wieder gelingen, das Ei so wie heute, ohne Anbrennen, herzustellen.

Nach dem Spülen liegen wir in unseren Kojen, genießen noch Chips und diverse Getränke, und schlafen bald darauf ein, während draußen bereits wieder der Regen herunterrauscht.


Montag, 11.7.94, 19. Tag

Draußen ist es zwar noch kühl, dafür aber trocken. Sogar die Sonne blickt ab und zu hinter den Wolken hervor. Nach dem Duschen wird alles verpackt; das geht nach einer Hüttenübernachtung meist etwas schneller, weil ja der gesamte Zeltabbau entfällt. Dafür kommen wir uns immer wieder in der Enge der Hütte mit den vielen gleich aussehenden Taschen in die Quere.

Die paar Kilometer bis Andalsnes sind schnell geschafft, obwohl Jan`s Schaltung doch recht bedenkliche Geräusche macht. Vor Andalsnes sind wir zunächst ein wenig irritiert: es gibt verschiedene Umgehungsstraßen, unter denen wir die richtige Zufahrt zur Innenstadt herausfinden müssen. Dann landen wir unten am Hafen, wo auch gleichzeitig das Zentrum ist.

Mit einer Reparaturwerkstatt ist nichts – und das ist dann auch das Ende unserer Radtour! Mehr als 700 Kilometer haben wir in diesem Jahr per Rad durch Norwegen zurückgelegt – jetzt mit zwei angeschlagenen Rädern hinein ins Gebirge zu fahren, wäre glatter Wahnsinn. Wenn dort mal was ganz kaputt gehen sollte, kommen wir gar nicht mehr weiter.

Stattdessen setzen wir auf eine Busverbindung von Andalsnes bis Geiranger. Von dort aus könnten wir, wiederum per Linienbus, unseren Bus von Lom her heranholen. Und über das weitere Programm brauchen wir uns keine Sorgen zu machen: da gäbe es noch einen Besuch im Flamtal, und, wenn die Zeit reicht, vielleicht auf der Rückfahrt noch ein Abstecher zu Alf nach Krageviken, um dort noch Kanu zu fahren.

Ein Fahrplan gibt Auskunft: gegen 15 Uhr soll der einzige Bus übers Gebirge nach Geiranger fahren. Wir lassen uns mitsamt unseren Gepäcktaschen an der Bushaltestelle häuslich nieder und durchstreifen in Kleingruppen die Stadt. Die Mädchen kaufen sich Malblöcke und Stifte und versuchen sich, am Kai sitzend, an einer Landschaftszeichnung von Fjord und Bergen. Selbst vor Portraits schrecken sie nicht zurück.

Zwischenzeitlich gibt es auch schon mal ein Eis oder ein Lett-Öl. Am nahegelegenen Bahnhof beobachten wir das Treiben und treffen erneut auf „unsere“ Rauma-Lok mit den vergitterten Scheiben. Und dann hält der Bus an der Haltestelle!

Als der Fahrer hört, daß wir mit sechs Fahrrädern mitfahren wollen, wehrt er sofort ab – drei, maximal fünf Räder sind möglich, mehr nicht. Wir machen ihm klar, daß unsere Gruppe nicht auseinandergerissen werden kann, und zum Glück willigt er schließlich ein! Und ehe noch die anderen Mitreisenden mit ihrem Gepäck ankommen, haben wir unsere Räder und Satteltaschen unten im Bus verstaut. Glück gehabt!

Um drei beginnt dann pünktlich die Fahrt; der Bus ist voller Touristen, viele davon mit Rucksäcken. Alle wollen zum Geiranger. Die ganze Bus-Linie scheint auf Touristen ausgerichtet zu sein: „Golden Route“ steht an der Seite; dazu ein doch etwas stark übertriebenes Höhenprofil unserer Strecke.

Und weil es ein Bus für Touristen ist, hält er überraschenderweise mehrmals unterwegs an um uns aussteigen zu lassen. Und das lohnt sich auch wirklich! Zuerst haben wir einen guten Blick auf die ansteigenden Zickzack-Serpentinen des „Trollstigen“. Diese Paßstraße soll der Legende nach entstanden sein, als ein wütender Troll mit seiner Peitsche nach den kleinen Menschen geschlagen hat, die hier in sein Reich eindrangen. Hat ihm aber nichts genützt!

Auf gut 1000 Metern liegt die Paßhöhe; hier ist nochmals kurz Rast, damit wir die Aussicht von oben bewundern können. Dann geht es schon wieder zügig hinab bis nach Valldal am Norddalsfjorden. Hier haben wir bereits 1985 schon einmal mit Marianne eine Hütte gehabt. Heute erwartet uns an der Fährstation ein neues Abenteuer: der Busfahrer macht uns klar, daß für ihn hier Endstaton ist – alle Reisenden müssen zu Fuß auf die Fähre und auf der anderen Fjordseite einen neuen Bus besteigen.

Für uns heißt das nun Hektik!! Räder raus aus dem Bus, in kürzester Zeit die Satteltaschen anklemmen und dann hinunter zur Fähre hetzen, wo man nur noch auf uns ungeduldig wartet. Und dann die bange Frage: wird der neue Bus uns ebenfalls alle sechs mitnehmen, oder ist hier erst einmal Endstation?

Er nimmt uns mit – sogar völlig unproblematisch. Der Fahrer sieht seelenruhig zu, wie wir unsere Räder verstauen, und dann geht es nochmals 25 Kilometer weiter bis nach Geiranger – erst hinauf von null bis auf etwa 880 m; dann über die Serpentinen des Adlerweges hinunter nach Geiranger.

Auch dieser Bus hält unterwegs mehrfach an, um uns das Fotografieren zu ermöglichen; insbesondere bei der Aussicht auf den berühmten Wasserfall der „Sieben Schwestern“, die man nur vom Adlerweg aus sehen kann.

Am Kai von Andalsnes - noch ist unklar, wie wir von hier wegkommen Der bekannte Wasserfall 7 Schwestern Gruppenbild vor der Kulisse des Geiranger-Fjords


Unten im Geirangerfjord liegt ein großer Kreuzfahrer; er macht sich gerade zum Ablegen bereit. Als wir mit dem Bus unten angekommen sind, hat er den Fjord aber schon seewärts verlassen.

In Geiranger ist am Fähranleger Schluß mit der „Golden Route“. Wir entladen die Räder, packen unsere Taschen auf und fahren durch den kleinen Ort zum Camping-Platz. Gleicher Preis wie in Molde, aber weitläufiger gestaltet. Wir erwischen noch ein ausreichend großes Plätzchen ganz hinten am Zaun, wo wir unser Dovrefjell und den Fuchs aufbauen. Beim Kochen sind wir durch das Beobachten der vielen Gäste um uns herum stark abgelenkt: jedenfalls vergessen wir, im Topf mit unserer Ochsenschwanzsuppe zu rühren! Das Ergebnis ist nicht mehr zu genießen: dick und schwarz angebrannt! Jan weist alle Schuld weit von sich: er wäre nur für`s Einrühren zuständig gewesen – vom zwischenzeitlichen Umrühren wäre nichts gesagt worden. Trotzdem – er wird für den Rest der Fahrt zunächst vom Kochdienst suspensiert und muß die Reste unauffällig am Zaunpfosten entsorgen.

Das ist aber alles kein großes Problem; wir haben noch ausreichend Vorräte und können hier auch jederzeit nachkaufen. Abends sitzen wir vor dem Zelt und beobachten das Treiben um uns herum; vorwiegend von Campingmobil-Reisenden aus unseren neuen Bundesländern geprägt. Dazu machen wir uns unsere eigenen Gedanken.....


Dienstag, 12.7.94, 20. Tag

Wir sind früh auf. Das Wetter wieder wie gewohnt gut. Schon am Vortag haben wir vereinbart, daß Martin mit Jan den Linienbus nach Lom nehmen wird, um dort unseren Transit abzuholen. Nach dem Frühstück sind die beiden dann auch recht bald verschwunden. Über die Abholung des Busses wäre nicht allzu viel zu sagen, wenn da nicht der Zwischenfall bei der Rückankunft in Geiranger gewesen wäre.

Nach zwei Stunden kommen die beiden mit dem Express-Bus in Lom an und finden den Transit auch unversehrt gegenüber der Polizeiwache vor. Bei der Rückfahrt gibt`s dann die erste Musik aus dem Cassettenteil. Und dann stehen die beiden auf der Abzweigung in Geiranger und wollen in`s Zentrum einbiegen. Ein norwegischer PKW nimmt den Bus wohl nicht so ganz ernst und versucht, die Innenkurve zu schneiden. Und während Martin und Jan es kaum fassen können, schiebt sich der PKW immer näher heran und schrammt dann der Länge nach am Transit entlang.

Als der Bursche auch noch weiterfahren will, kommt Jan`s große sportliche Stunde. Er springt aus dem Wagen und hetzt dem Norweger hinterher, der zum Glück wegen der Menschenmassen nicht so schnell veschwinden kann, wie er es wohl gewollt hätte! Ein Stück weiter oberhalb der Kreuzung stellt Jan den Unfallverursacher. Der muß jetzt wohl oder übel rechts ranfahren. Martin hat inzwischen den Transit an die Seite gefahren und kommt nun ebenfalls mit zorniger Miene heran.

Zuerst will der Norweger nicht mal seine Personalien preisgeben! Und dann behauptet er noch, wir hätten den Unfall verschuldet, weil wir gefahren wären! Eike Magnussen heißt der lustige Vogel und stammt aus Hönefoss. Und es wird zwei Jahre dauern, bis die deutsche Kaskoversicherung dann endlich diesen Schaden mit 1700,-DM regulieren wird.

Die drei auf dem Camping-Platz haben von der ganzen Geschichte nichts mitbekommen. Als wir alle wieder zusammen sind, wird schnell alles zusammengepackt und im Transit verstaut. Selbst das enge Verladen der Räder geht inzwischen zügig von der Hand. Geiranger ist nach dem Unfall für uns nicht mehr interessant und wir verlassen es so schnell wie möglich.

Auf der Serpentinen-Straße hinauf zum Dalsnibba, einem Aussichtsberg mit 1400 m Höhe, fahren wir vorher auf halbem Weg noch in ein kleines Seitensträßchen bis zu einem Bauernhof. Hier stellen wir den Transit ab und machen uns auf einen einstündigen Fußmarsch hinauf zum „Storseterfossen“, einem Wasserfall, den Andree und Martin noch von der Tour 1987 kennen. Unter den vielen Wasserfällen Norwegens ist er eine Besonderheit: man kann hinter ihm durchgehen und den Wasserfall sozusagen „von hinten“ betrachten.

Diese Naturschönheit bewundern wir dann ausgiebig und versuchen auch manchen Felsbrocken von hinten durch den wild schäumenden Wasserfall zu werfen; vergebens, die Gewalt des Wassers reißt alles mit sich fort. Anschließend ruhen wir uns auf den Felsen aus und genießen die warme Sonne.

Zurück beim Bauernhof genießen wir noch ein paar frische Waffeln, ehe wir uns auf den Weg hinauf ins Hochgebirge machen. Natürlich kommen wir auch nicht an einer Fahrt hinauf zum Dalsnibba vorbei! So eine Aussicht muß man einfach gesehen haben! Allerdings ist es hier oben doch recht kalt und windig. Wir sind froh, als wir wieder im Transit sitzen und die Heizung auf vollen Touren laufen lassen können.

Nach dem Dalsnibba kommen wir in eine Region, wo noch Winter zu sein scheint! Auf den Seen schwimmen noch riesige Eisschollen; teilweise sind sie noch ganz zugefroren. Für die Nacht haben wir uns wiederum aus nostalgischen Gründen einen besonderen Platz ausgesucht: direkt an der Kreuzung zur RV 15; hinter dem „Langvatn“. Hier, wo die RV 15 südwärts in einem 10 Km langen Tunnel verschwindet, haben wir schon oft gezeltet. Unser Lagerplatz soll eigentlich direkt oberhalb des Tunnelportals liegen; hier hat Markus seinerzeit im zarten Alter von sechs Jahren dicke Steine vor das Tunnelportal gerollt, „um die Trolle im Tunnel zu halten“. Und auch die Jufis waren 1987 schon an dieser Stelle zur Übernachtung.

Leider können wir mit dem Wagen nicht so weit ranfahren, wie wir uns das vorgestellt haben: eine Brücke ist teilweise weggerissen und nur noch zu Fuß passierbar. Andererseits wollen wir den Wagen über Nacht hier nicht einfach so allein stehen lassen; also suchen wir uns in Sichtweite des Fahrzeugs einen geeigneten Platz.

Dies erweist sich nun aber als recht schwierig, da die einzigen ebenen Stellen einen doch sehr steinigen Boden haben, die unseren Häringen Kopfzerbrechen und Schlimmeres bereiten. Schließlich sind die Zelte aber windstabil aufgebaut und wir können uns den wichtigen Dingen des Lebens widmen: wie kriegen wir das Bier gekühlt? Während Martin mit seinen Vorräten zum etwas weiter entfernt liegenden Schneefeld stiefelt und dort die Schätze deponiert, holt Jan direkt eine große Plastiktüte mit Schnee und setzt sie zweckmäßig als Mini-Kühlschrank ein. Martin muß wohl oder übel noch einen zweiten Weg machen. Mit kühlen Getränken versehen wird dann ein Gruppenfoto mit Selbstauslöser vor der Kulisse der schneebedeckten Berge gemacht.

Rückblick auf den Geiranger Unsere Zelte im Hochgebirge Bierkühlung auf norwegisch

Eine gute Eigenschaft hat der Platz allerdings auch noch: es gibt keine Mücken, die uns beim Aufbau stören - dafür ist es hier oben zu kalt. Denken wir zumindest – bis die ersten der kleinen Quälgeister plötzlich um uns herumschwirren! Uns bleibt also nichts übrig, als in den Zelten beim Kochen die Mückenspiralen anzuzünden.

In dieser Nacht wird es ausgesprochen kalt! 1000 Meter Höhe über dem Meeresspiegel machen sich deutlich bemerkbar. Wie muß das hier erst im Winter abgehen!


Mittwoch, 13.7.94, 21. Tag

Das Wetter ist nebelig, als wir aus den Zelten schauen. Dennoch nutzen wir traditionsgemäß das Wasser der eisigen Wasserfälle zur Morgentoilette. Danach wird alles hastig abgebaut, weil schon wieder unsere geflügelten kleinen Freunde um uns herumschwirren.

Heute soll es mit dem Wagen zurück zu Olav gehen. Wir wählen aber nicht die Hinfahrtsroute über Lom und Sogndal, sondern eine Strecke über den Nordfjord nach Balestrand. Zunächst müssen wir einige Tunnel bergab passieren, ehe wir bei Stryn den letzten Ausläufer des Nordfjords, den Innvikfjord, erreichen. Hier in Stryn regnet es; wir parken unseren Transit an der Haupstraße und suchen eine Cafeteria auf. Neben einem wärmenden Cafe gibt es hier auch diverse Schilder als Souvenirs. Nachdem wir uns am Postamt noch mit dem nötigen Kleingeld versorgt haben, geht es weiter nach Olden. Auf einen Abstecher zum bekannten Briksdal-Gletscher verzichten wir; unsere Fahrt führt weiter über Byrkjelo und das „Ziegental“ nach Skei.

Am langgezogenen Jölstravatnet liegt dichter Nebel über dem See; wir fahren einen Rastplatz an und öffnen unsere letzten deutschen Dosen „Dicke Sauerländer“. Der Einfachheit halber werden sie direkt auf dem Gasbrenner erhitzt und mit scharfem Tubensenf vertilgt. Ein echtes norwegisches „Urinal“ sorgt danach für Erheiterung bei den Mädchen.

Viel los ist hier weiß Gott nicht, schon gar nicht bei diesem Wetter! Nach diesem etwas einfachen Mittagsmahl sind wir bald wieder im Transit unterwegs; wir folgen ab Moskog weiter der RV 5 ins letzte Gebirge für heute hinein: das Gaularfjell. Und hier ist nun wirklich ganz tote Hose (obwohl wir momentan im Cassettengerät nicht die Toten Hosen laufen haben, sondern die Ärzte). Und nach einem letzten Video-Schwenk einer über den See heranziehenden Nebelwand geht es mit dieser Musik aus den Lautsprecher dröhnend die steilen Serpentinen zum Sognefjord hinunter. Zwischendurch müssen wir anhalten und die Bremsen ein wenig auskühlen lassen. Trotz Abfahrt im zweiten Gang haben sie sich doch ziemlich stark erhitzt.

Von Dragsvik aus fahren wir mit einer Kurzfähre hinüber nach Hella und von dort weiter nach Vangsnes. Hier schlagen wir zum zweiten Mal auf unserer diesjährigen Norwegen-Tour bei Olav auf der gewohnten oberen Terrasse neben dem Hünengrab unsere Zelte für eine Nacht auf.


Donnerstag, 14.7.94, 22. Tag

Lange bleiben wir nicht bei Olav. Wir wollen ja noch zu Fuß durch`s Flamtal. Nach dem Abbau wird aber erst einmal bei Olav Wäsche gewaschen. Martin`s Hose wird dabei auch wieder sauber; seine einzige Ersatzhose dafür aber ziemlich naß.

Dann werden beim Abbau gleich die Rucksäcke gepackt – eine ungewohnte Tätigkeit nach dem ständigen Packen die vielen Satteltaschen. Die brauchen wir für den Rest der Tour nicht mehr, genau so wenig wie unsere Fahrräder. Das kann jetzt alles auf der „Empore“ im Transit verstaut und verzurrt werden. Unsere Verpflegungs- und Ausrüstungskisten können wir unten dann immer bequem hineinschieben und bei Bedarf blitzschnell hervorholen. Die fertiggepackten Rucksäcke mit dem notwendigen Material für die zweitägige Wanderung durch`s Flamtal kommen hinten als „letzte Schicht“ in den Wagen.

Nach einem von Olav zum Abschied geschossenen Gruppenfoto brausen wir davon in Richtung Vik. Vorher haben wir Olav fest versprochen, in einem der nächsten Jahre wiederzukommen.

Hinter Vik muß sich der Transit dann den Aufstieg zum Vikafjell hochquälen; wie immer lassen wir die Stabkirche von Vik links liegen. Oben dann die Überraschung: die dicke Schneedecke zu Anfang unserer Reise ist verschwunden; jetzt können wir ein Foto am „Fuß“ des Verkehrsschildes machen.

Gruppenfoto bei Olav am Sognefjord - ein wirklich empfehlenswerter Campingplatz Vor zwei Wochen standen wir hier noch auf einer zwei Meter dicken Schneedecke Lappencamp neben der Straße

Kurz darauf kommen wir dann am bereits von früheren Touren her bekannten Lappen-Camp vorbei. Natürlich halten wir hier kurz an und schlendern an den ausgestellten Waren vorbei. Und Martin entschließt sich, hier endlich eine „Kuksa“, die traditionelle Birkenholztasse der Lappen, zu kaufen. Einweihen will er sie auf dieser Tour aber nicht; laut Beschreibung im Globetrotter-Katalog muß diese Zeremonie auf eine ganz gewisse Art und Weise erfolgen:

„Fülle deine Kuksa mit Rum oder Weinbrand, lasse deine Gedanken in die Nähe des Nordsterns gleiten, genieße das Weihwasser langsam und horche, wie die Natur durch die Kuksa spricht. Wenn du den Geschmack von Salz wahrnimmst, ist dein Ritual gelungen!“

Dieses Ritual wird er mit Peter und Marianne auf der Herbsttour 1994 in Monte Alago nachholen. Nach dem Kauf nutzen wir die Gelegenheit, uns wenigstens einmal auf dieser Fahrt mit einem Rentier ablichten zu lassen; auch wenn es nur ein ausgestopftes Tier ist; genauer gesagt, eigentlich nur ein Kopf mit Geweih.

Und schon geht es weiter. Am „blauen Cafe“ (hier hat Andree sich vor Jahren einige Kronen im Bach verdient) biegen wir nach links in Richtung Gudvangen ab. Auf dem Weg dorthin nutzen wir die Gelegenheit zur Befahrung der „Stalheimsskleiva“, einem als Freiluftmuseum erhaltenem Straßenstück der ehemaligen Srecke Gudvangen-Voss. Über 11 Serpentinen-Kurven mit 22(!)%-Gefälle geht es hinab. Durch zwei neue Tunnel erreichen wir dann zügig Flam am Ende des Aurlandfjords. Hier kochen wir, in den Felsen sitzend, unser Mittagessen und beobachten die vielen Touristen, die in Flam pausenlos anzutreffen sind; vorzugsweise japanischer Abstammung. Zwischendurch legt das Express-Boot nach Bergen ab; 1989 sind wir mit ihm samt Fahrrädern nach Vangsnes zurückgefahren.

Was nun folgt, ist eigentlich auch pure Nostalgie; zumindest für Andree und Martin. 1987 waren sie zum ersten Mal hier zu einer zweitägigen Wanderung. 1989 und 1990 dann erneut. Auftakt ist natürlich immer eine Fahrt mit der Flamtal-Bahn hinauf zum auf etwa 800 m hoch gelegenen Bahnhof Myrdal. Hier hat man Anschluß an die Oslo-Bergen-Bahn.

Nach dem obligatorischen Halt der Bahn unterwegs an dem riesigen Wasserfall zwecks Herstellung hunderter Touristen-Fotos (wir machen natürlich auch welche...) schultern wir in Myrdal unsere Rucksäcke und klettern den steilen Serpentinen-Fußweg hinunter zum Talboden. Von hier aus ist es nicht weit bis zu „unserem“ Lagerplatz an der alten Metallbrücke. Wie immer rauscht der Fluß hier gewaltig und übertönt jedes weitere Geräusch. Und wie immer verleiden einem hier die Mücken die Freude! Dank unserer Zelte und dem sicheren Moskitoschutz haben wir innerhalb der Zelte aber keine Probleme damit. Und ans Kochen innerhalb des Zelts haben wir uns in Norwegen inzwischen gewöhnt.

Freitag, 15.7.94, 23. Tag

Mit dem Rauschen des Flusses sind wir eingeschlafen und damit beginnt auch unser neuer Tag. Nach einer eiskalten Wäsche in einem kleinen Seitenarm brechen wir die Zelte ab und wandern weiter talabwärts. Auf das Anhalten des Zuges an einer der Behelfsstationen unterwegs verzichten wir; wir wissen noch von 1990 her, daß dies mit Problemen verbunden ist.

Außerdem wollen wir ja auch mal zu Fuß unterwegs sein. Am Ausgang des engen Tunnels, durch den 1987 unsere Transits sich nur mühsam durchzwängen konnten, versuchen wir ein Gruppenfoto mit Selbstauslöser.

Und weil das so gut klappt, wollen wir das kurz darauf gleich noch einmal probieren; diesmal allerdings möglichst mit einem Zug der Flam-Bahn im Hintergrund.

Dies bereitet nun aber beträchtliche Schwierigkeiten! Entweder haben wir keine passende Stelle, um den Fotoapparat aufzustellen; oder aber das „Schußfeld“ reicht nicht aus. Schließlich finden wir aber doch noch ein richtiges Plätzchen und haben auch noch das Glück, in den nächsten Minuten einen bergauffahrenden Zug abzupassen. Und so gelingt dann dieses Foto einschließlich Zug und aller fünf Wanderer doch noch! Unterwegs haben wir immer wieder schöne Ausblicke auf Wasserfälle und den tosenden Fluß neben uns.

An der nächsten größeren Bahnstation machen wir dann doch Schluß; wir warten auf einen der Züge von oben und fahren mit ihm das letzte Stück hinunter bis Flam.

Am Transit wird kurz umgeladen und schon sind wir wieder unterwegs; jetzt unweigerlich in Richtung Heimat. Wir wollen noch einen Zwischenstop am Wasserkraftwerk von unserem Besuch 1990 einlegen, finden den Zugang aber versperrt. Es gibt zwar noch die Möglichkeit, das Kraftwerk weiter oben im Tal zu besichtigen; dazu hätten wir uns aber rechtzeitig anmelden müssen.

Wir nehmen uns aber eine Visitenkarte von „Oslo-Energi“ mit, um das bei der nächsten Tour mit ihnen absprechen zu können.

Und dann geht es durch viele Tunnel, teilweise sogar Kehrtunnel hinauf ins Gebirge; unterwegs kommen wir mitten im Tunnel sogar an einer Kreuzung vorbei. Und oberhalb der Tunnelstrecke beginnt dann alles im schlechten Wetter zu verschwimmen; genauso, wie die Erinnerung an den weiteren Verlauf der Fahrt ab hier etwa verloren geht! Ein Reisetagebuch erst viereinhalb Jahre später zu schreiben, ist halt schwierig. Zumal keine weiteren Fotos mehr vorliegen, da die Filme zu Ende waren.

Was an Erinnerungen übrig ist, sind lediglich Bruchstücke. Sicher ist, daß wir am Dienstag, 19.7.94 die Fähre von Varberg nahmen. Das zeigt das Fährbillet. Das war ein Dienstagnachmittag.

Was aber am Samstag, Sonntag und Montag alles geschah, muß jeder selbst aus seiner persönlichen Erinnerung heraus behalten!! Vielleicht helfen dabei die folgenden Gedankensplitter ein wenig. Und vielleicht taucht auch noch der Videofilm mal auf, der zweifelsohne mit Peter`s Videocamera gedreht wurde. Und dann wird er geschnitten und vertont, als bleibende Erinnerung an vier aufregende Wochen – denn eine solche Radreise durch Norwegen wird wohl kaum noch jemand von uns erneut in seinem Leben machen.

Sicher ist, daß wir an diesem Tag , also am Freitag, bis kurz vor Hönefoss kamen. Und daß unsere Ohren nach einer Cassette der „Roten Rosen“ (Für Gabi tu ich alles....usw) für mindestens eine Stunde Ruhe und Erholung brauchten. Fest steht auch, daß wir dann bei strömendem Regen kurz vor Hönefoss nacheinander mehrere Campingplätze angefahren haben, bis wir auf einem schließlich eine Hütte mieten konnten. Und hier wurden nochmals Hamburger zubereitet; draußen auf der Veranda sitzend haben wir sie verspeist. Die Zelte haben wir zum Trocknen über den Transit gezogen. Und „unterhalten“ wurden wir von so einer Art Alleinunterhalter eine Hüttenreihe über uns, der uns mit seiner Musik den Nerv tötete.


Samstag; 16.7.94 u. Sonntag, 17.7.94, 24. und 25. Tag

Weiterfahrt über Oslo – Stadtbummel – Ankunft in Krageviken bei Alf – Schock: riesiges Haus auf „unserem“ Platz – am Abend soll hier eine Fete steigen mit über 1000 Besuchern (die sind`s zwar zum Glück nicht, die Musik dröhnt aber ziemlich lang und laut zu unseren Zelten am hintersten Ende der Halbinsel herüber) – Sonntag dann jede Menge Kanu fahren – auch ein Transitausflug, um eine geöffnete Kneipe zum Biereinkauf zu finden – danach wieder „Schiffe versenken“ mit den Kanus auf dem See.


Montag, 18.7.94, 26. Tag

Weiterfahrt nach Halden – Einkauf im Supermarkt – nach Schweden hinein – Besuch des Eisenbahnmuseums, dort in der Nähe „Pittipanna mit Rührei“ an einem Straßengraben als Mittagessen - Übernachtung vor Göteborg am Strand (Mücken!!) – in der Nacht kommt ein Igel und macht sich über die Schokolade der Mädchen her.


Dienstag, 19.7.94, 27. Tag

Waren wir noch in Göteborg? Abfahrt von Varberg jedenfalls um 16.30 Uhr! Vorher ausgiebig durch Varberg gebummelt; Besuch der Burg am Hafen.

Gegen 21.30 Uhr sind wir dann wieder in Grena/Dänemark. Von dort aus Nonstop durch die Nacht nach Hause.


Mittwoch, 20.7.94, 28. und letzter Tag

Anruf von Hellefeld aus, gegen 8 Uhr: wir sind zum Frühstück bei Marianne und Susanne eingeladen. Ankunft dort gegen neun Uhr; wir sitzen unten auf der Terrasse und frühstücken mit ihnen; frische deutsche Brötchen!



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