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Sardinien 2002 – 550 Kilometer unterwegs
per Rad auf der Insel der Nuraghen
„Abenteuer kann man nicht organisieren. Das echte Abenteuer ist ein
Aufbruch ins Unbekannte, in eigener Verantwortung, mit dem Wissen um
die Gefahr, mit der Wahrscheinlichkeit des Scheiterns.“
(Reinhold Messner)
Gut, einiges muß man schon organisieren. Und so hatten wir schon um
die Jahreswende 1999/2000 die Weichen gestellt für das erste Abenteuer-Unternehmen
im neuen Jahrtausend. Und wo sollte es in den Osterferien schon anders
hingehen als nach Sardinien? Die bisherigen Erfahrungen versprachen
Sonne pur und herrliche Tage im Fahrradsattel. Nur – aus Bequemlichkeitsgründen
wollten wir diesmal den Flieger zur Anreise benutzen. Ein Sonderangebot
der Alitalia kam uns da gerade recht: so um die 600 DM für Hin- und
Rückflug bis Olbia. Zuzüglich 60 DM für die Fluggesellschaft „Meridiana“
für die Fahrräder.
Sorgen bereitete uns dabei von Anfang an das Gewicht des Gesamtgepäcks.
Nach vielerlei Schriftverkehr hatten wir dann mit der Alitalia geklärt,
dass „Sondergepäck in Maßen über der Freigrenze von 20 Kilogramm liegen
dürfe“.
Überschlägig hatten wir dann je Person ca. 25 Kg Gepäck in den Taschen
zzgl. ca. 18 Kg für das Fahrrad, also insgesamt so um die 33 Kilo……
7 Kg konnten wir problemlos in der Lenkertasche (= Kabinengepäck) unterbringen;
notfalls weitere schwere Dinge in den Außentaschen unserer Jacken. Zur
Not würden wir die dicken Pullover noch drunterziehen und natürlich
die schweren Stiefel anziehen; der Rest müsste in die Beintaschen……..
Sollte das immer noch Probleme geben, würden wir halt einiges am Flughafen
Düsseldorf zurücklassen müssen.
In diesem Jahr sind wir mit sechs Leuten unterwegs:
Florian Beste (Flobe), 15 Jahre alt, seine erste Fahrt nach Sardinien
(aber ansonsten erprobter Touren-Fahrer)
Florian Böhmer Flobö), 17 J., schon `99 mit den Jufis in Sardinien und
auch sonst auf einigen Fahrten dabei
Christoph Schmidt, 17 J., `97 auf seiner ersten Radtour in Sardinien
und `99 mit den Jufis und andere Touren
Svenja Kies, 18 J., schon bei vielen Radtouren in Sardinien u. anderswo
dabei
und natürlich Marianne und Martin; beide inzwischen Sardinienkenner
und routinierte Tourenradler
Wir wollen zunächst Station machen bei Pinuccio, „unserem Mann auf Sardinien“,
einem Bauern, zu dem wir seit 1991 gute und inzwischen schon familiäre
Kontakte haben. Mit der Bahn wollen wir von ihm aus, also von Monti,
etwa 20 Kilometer von Olbia entfernt, zuerst mit dem Zug bis Oristano
fahren und uns dann per Rad in Richtung Südwesten bewegen.
Insbesondere die „Sulcis“, das Gebirge im Süden Sardiniens, aber auch
der „Gennargentu“, das Hauptgebirge Sardiniens, sollen unser Zielgebiet
sein. Ein Badeaufenthalt wird es jedenfalls nicht werden – die Küsten
werden wir auf dieser Tour nicht streifen. Das haben wir schon hinter
uns. Diese Sardinienfahrt per Rad ist inzwischen die fünfte Radtour
auf der Insel. 1991,`95,`96 und `97 haben wir andere Gegenden per Rad
durchstreift und bislang so fast an die 3000 Straßen-Kilometer „per
biciclette“ zurückgelegt. Und dennoch: es ist so, wie Messner es ausdrückt:
es ist ein Aufbruch ins Unbekannte, mit dem Wissen um die Schwierigkeiten
und auch mit der Gefahr des Scheiterns – wie schnell hat man bei sechs
Rädern unterwegs ein ernsthaftes Problem!
Aber – es liegt ja in unserer eigenen Verantwortung! Und sollten wir
in den Osterferien wirklich zu Hause bleiben? Unsere Entscheidung ist
klar: Am Freitag vor dem Abflug fahren wir also mit den Rädern nach
Freienohl und stellen sie dort bei den Eltern von Marianne in deren
Garage ab. Morgen müssen wir dann nur noch mit Sack und Pack (besser
gesagt mit sämtlichen Satteltaschen) anrücken. Und nun viel Spaß beim
Lesen des Reisetagesbuches!
Samstag, 15.4.2000, 1.Tag
Um 8:15 treffen wir uns auf dem Schulhof; Friedhelm und Familie Böhmer
fahren uns rüber nach Freienohl, genauer gesagt, zu Mariannes Eltern.
Hier werden schnell die Taschen angebracht – und um 8:50 stehen wir
bereits am Freienohler Bahnhof. Ein Start, wie schon so oft – und dennoch
mit mehr Kribbeln im Bauch, wenn wir an den Flug mit seinen vielen möglichen
Schwierigkeiten denken. Zunächst aber läuft alles wie gewohnt: das heißt
im Klartext: als der Zug einläuft, die Räder schnell zum Gepäckabteil
geschoben, alle Taschen abgeladen und 6 Räder samt etwa 30 Taschen und
Ortliebsäcken kurzfristig verladen und innen die Räder gegen Umfallen
gesichert. Zum Winken bleibt da keine Zeit mehr. Nach diesem ersten
Schwitzen (es wird nicht das letzte an diesem Tage sein!) sitzen wir
ein wenig außer Atem auf den Klappsitzen neben unseren Rädern und genießen
so ab Arnsberg einen ersten Schluck.
Zwischendurch ein Blick auf den Fahrplan, den jeder als Kopie bekommen
hat: erstes Umsteigen in Hagen (oh je, da gibt es keinen Aufzug!); dann
nochmals im Düsseldorfer Hbf; von dort weiter mit der S-Bahn direkt
zum Flughafen. Und es läuft alles leichter, als befürchtet. Gut, in
Hagen müssen wir nach dem Ausladen der Räder alles erst einmal bis zur
Treppe schieben und die Lasten einzeln die Treppe runterschleppen (und
kurz darauf natürlich auch wieder zum richtigen Bahnsteig hoch); bei
sechs Leuten ist das aber kein Problem: zwei von uns bilden jeweils
die „Endpunkte“ der Transportstrecke, die anderen müssen mehrmals hin-
und herpendeln (so etwa, wie bei Jack London in seiner Beschreibung
beim Goldgräbertrail in Alaska). In Düsseldorf haben wir es dann leichter:
hier gibt es einen Aufzug – der ist allerdings nur für jeweils ein Fahrrad
bemessen – dementsprechend lange dauert alles. Da es in der S-Bahn keine
festen Abteile für Radler gibt, verteilen wir uns auf dem Bahnsteig
und schieben jeweils in Zweiergrüppchen unsere beladenen Räder dort
hinein, wo ein Fahrradsymbol an der Tür prangt. Klar, dass wir Mühe
haben, die Räder im fahrenden Zug sicher zu halten: eine Hand an der
Haltestange des Zuges, die andere krampfhaft das Rad umklammert. Und
mancher Mitreisende fragt uns angesichts des Gepäcks verwundert, wohin
es gehen soll. Wir geben bereitwillig Auskunft und ernten Reaktionen,
die von Verwunderung bis Bewunderung für unser Sardinien-Projekt reichen.
Der Endpunkt der S-Bahn liegt praktischerweise direkt unten im Flughafengebäude;
noch ein paar Rollbänder hinauf und wir stehen mitten in der Abflughalle.
Und hier ist vielleicht was los!! Klar; in NRW beginnen ja auch noch
für andere Menschen heute die Osterferien – und bei dem Wetter hier
hat so manch einer davon die gleiche Idee wie wir gehabt: auf in den
sonnigen Süden! Dennoch – wir bilden hier inmitten des wogenden Reiseverkehrs
einen ungewohnten Blickfang (und – nebenbei bemerkt, auch ein ziemliches
Bollwerk mit unseren sechs Rädern). So manch einer wird geflucht haben,
als er mit seinen Koffern einen weiten Bogen um uns machen musste….
So kommt es , dass auch ein RTL-Fernsehteam auf uns aufmerksam wird
und zielstrebig durch die Massen auf uns zusteuert. Schnell wird Svenja
dazu verdonnert, ein wenig mit dem Schraubenschlüssel an ihren Pedalen
zu hantieren (denn das ist der eigentliche Grund für unser momentanes
Verweilen hier in der Halle: wir müssen die Räder ja „flugbereit“ machen
und Pedalen abschrauben sowie die Lenker längsstellen). Tja, und so
werden wir dann noch richtige Show-Stars! Vor laufender Kamera dürfen
wir unsere Pläne erläutern – dann noch mit einem Hinweis auf das deutsche
Wetter über Ostern die dämliche Frage des Reporters beantworten, warum
wir nicht Radurlaub in Deutschland machen wollen – und schon sind die
Jungs wieder abgezogen. Und tatsächlich: in der abendlichen Nachrichtensendung
von RTL taucht ein kurzer Mitschnitt von uns auf! Später werden wir
darauf sogar von den netten Damen in unserem Esloher Aldi angesprochen
– die wissen jetzt auch, wohin ihre Lebensmittel unterwegs sind…...
Nun nähern wir uns allerdings dem schwierigeren Teil der Anreise: wir
steuern auf den Schalter der Alitalia zu und werden von dort angesichts
unserer Fahrräder und Gepäcktaschen sofort zum Sonderschalter weiterverwiesen.
Hier erwartet uns ein freundlicher junger Mann, der unser Gepäck argwöhnisch
beäugt und im Kopf wohl schon überschlägt, wie viel wir an Übergewicht
zahlen müssen.
Jetzt schlägt die Stunde der mitgeführten Faxe. Erst will der Typ nicht
so richtig glauben, dass wir tatsächlich einiges an Kilogramm über die
Freigrenze von 20 Kg kostenlos mitnehmen dürfen. Nach und nach kommen
unsere Taschen auf die Waage – und wir werden immer nervöser. Auch unser
Gepäckannehmer runzelt immer wieder die Stirn.
Wir wollen ihm schon anbieten, einiges an schwerer Verpflegung aus den
Taschen herauszuholen und in unseren Jackentaschen zu verstauen. In
Gedanken haben wir das vorab schon ausgiebig durchgespielt: wenn jeder
4-6 Konservendosen, Thunfischdosen oder Schweinefleischkonserven in
den Außentaschen seiner Regenjacken oder notfalls in den Beintaschen
der Trekking-Hosen verstauen würde, könnten wir das Gesamtgewicht locker
um 20 – 30 Kilogramm verringern….. . In die Reisetasche, die wir mit
als Handgepäck ins Flugzeug nehmen werden, passt allerdings nichts mehr
hinein: das haben wir bereits bis zum Limit von 8 Kg je Person voll
ausgeschöpft.
Soweit kommt es zum Glück dann aber nicht! Der Bursche hinter dem Schalter
ist die Diskussion mit uns anscheinend wohl leid und lässt schließlich
alles anstandslos passieren. Jedes Rad erhält einen schönen Alitalia-Aufkleber
– und dann sind Räder und Taschen weg – jetzt können wir nur noch hoffen,
dass alles richtig in Mailand-Malpensa ankommt.
Wir haben jetzt noch etwas Zeit, bummeln herum und stellen uns dann
zur Personenkontrolle an. Und da die Anschläge des 11. Septembers noch
in der Zukunft liegen, gestaltet sich die Kontrolle unseres Handgepäcks
und unserer Kleidung nicht allzu aufregend. Gut, wir müssen kurz die
zackeligen Umrisse bei der Durchleuchtung unseres Handgepäcks erklären:
abmontierte Mountainbike-Pedalen sehen halt auf dem Bildschirm etwas
ungewöhnlich aus…..
Alles in allem ein lustiges Einchecken. Und dann meint die Frau hinter
dem Bildschirm noch, sie sei früher auch mal bei den Pfadfindern gewesen.
Wie sie das ohne Kluft bei uns herausgefunden hat, wird klar, als sie
uns ihren Bildschirm zeigt: Benzinbrenner (leer natürlich); Häringe,
Werkzeug – alles ist in bester Bildqualität deutlich zu erkennen. Und
schon müssen wir mal wieder kurz von unseren Plänen berichten. „Wir
mussten früher aber mit dem Bus fahren“, sagt sie noch abschließend.
Na ja, das haben wir mit unserem Kleinbus in den Jahren zuvor auch schon
oft genug gemacht. In diesem Jahr ist halt mal eine entspannende Flugreise
angesagt.
Wir haben noch einen kurzen Aufenthalt in der Lounge, draußen sehen
wir auf einem Gepäckwägelchen unsere Räder vorbeizuckeln; dann bringt
uns ein Bus zur wartenden Maschine. Und diese Linienmaschine hat doch
etwas mehr Komfort – vor allem genügend Beinfreiheit. Unsere Nervosität
unmittelbar vor dem Abflug steigt doch etwas an; dann werden wir in
die Sitze zurückgedrückt und die Maschine jagt über die Rollbahn. Nach
31 Sekunden sind wir oben; und kurz darauf schon über den Wolken. Die
Zeit vergeht sprichwörtlich „wie im Fluge“; zusätzlich noch verkürzt
durch einen kleinen Imbiß. Schon ziehen die Alpen unter uns hinweg und
wir gehen schon wieder in den Sinkflug über.
Bald sind schon die vielen wasserüberfluteten Reisfelder rund um Mailand
erkennbar und wir landen in Malpensa. Und hier beginnen neue Schwierigkeiten!
Wir müssen komplett auschecken; samt Gepäck und Rädern (und auf die
müssen wir am Sonderschalter lange warten). Aber wie geht es nun weiter?
Wo sind die richtigen Schalter für den Weiterflug mit der „Meridiana“.
Erst nach längerem Suchen finden wir die einfache Lösung: die Abflughalle
befindet sich genau unter uns – im Erdgeschoß! Also nur ein paar Meter
bis zum nächsten Aufzug. Beim Einchecken zahlen wir die ausgemachten
30.000 LIT für die Räder (die Meridiana war nicht ganz so großzügig
wie die Alitalia) und der Rest läuft wie gewohnt. Nur bei der Personenkontrolle
gibt es noch ein weiteres Problem: unsere Werkzeugtasche mit dem Fahrradwerkzeug
erregt Unmut! Sogar ein Carabinieri wird hinzugezogen! Der italienische
Beamte fischt einen der (kleinen!) Schraubenzieher heraus und führt
uns drastisch vor, wie man damit den „piloti“ erstechen könnte. Na,
auf diese Idee sind wir bislang noch nicht gekommen! Mühsam wird alles
Italienisch zusammengekratzt und wir erläutern, dass es sich lediglich
um Werkzeug für unsere Radtour als Pfadfindergruppe handelt. Daraufhin
lässt man uns passieren.
Leider verspätet sich der Abflug um mehr als eine Stunde; die Maschine
der Meridiana ist auch wesentlich enger und unbequemer – und ein Abendessen
gibt es auf dem nun folgenden 50minütigen Flug auch nicht. Es dämmert
schon, als wir uns im Anflug auf Olbia befinden – wenn man die gesamte
Zeit mal zusammenrechnet, könnte man auch fast schon einen Nachtzug
oder gleich den Transit nehmen…. Und das mit wesentlich weniger Nervenaufwand!
Aber egal! Wir sind nun sanft auf dem „International Airport Olbia-Costasmeralda“
gelandet. Um 21:20 hätten wir eigentlich landen sollen; jetzt ist es
schon 22:38! Und nun kommt natürlich noch das Warten auf`s Gepäckband.
Endlich trudeln nach und nach unsere Taschen ein – die Räder natürlich
nicht! Von einem Sonderschalter ist aber auch nichts zu sehen. Was nun?
Dafür werden Svenja plötzlich von hinten die Augen zugehalten! Nach
dem ersten Schreck erkennt sie Annalisa, die Tochter von Pinuccio. Und
dazu noch Pinuccio höchstpersönlich samt Salvatore, dem Freund von Annalisa.
Die haben hier geduldig seit 21 Uhr auf unsere Ankunft gewartet! Das
nennt man einen freundlichen Empfang!
Mit ihrer Hilfe überzeugen wir einen wichtig aussehenden, grau-uniformierten
Polizisten, der uns schließlich erlaubt, die Räder draußen direkt vom
Gepäckwagen abzuladen. Dort hat man sie nämlich anscheinend vergessen!
Er besteht aber darauf, dass nur jeweils einer von uns durch die Tür
in den eigentlich gesperrten Bereich eintritt – und begleitet ihn dann
dabei noch auf Schritt und Tritt.
Die nun erfolgende Überprüfung der Räder bringt eine doch recht beachtliche
Schadenbilanz zu Tage: Mariannes Hinterrad schleift furchtbar (ist zum
Glück aber nur ein verbogenes Schutzblech); Flobe hat tiefe Schrammen
im Sattel; zusätzlich fehlen ein paar Plastiknöppel – alles ist aber
kurzfristig reparierbar bzw. notgedrungen zu verschmerzen.
Pinuccio bietet uns an, die Satteltaschen mitzunehmen; Marianne und
Svenja nehmen das Angebot dankbar an. Wir bitten ihn noch, eine Flasche
Wein für uns am Haus stehen zu lassen…..
Und dann sind wir am nächtlichen Flughafen alleine – vor uns liegen
noch etwa 25 Kilometer bis nach Monti entlang der SS 199. Und weil wir
ja keine Pauschalreise gebucht haben, ist niemand wirklich überrascht,
als sich nun zum Tagesende noch ein weiteres Problem auftut: es ist
der mangelhafte Luftdruck in Christophs Reifen. Er hat sich von Andree
dessen Rad ausgeliehen, allerdings nicht nachgefragt, wie man die Slaverand-Ventile
aufpumpt. Wäre Jan jetzt dabei! So dauert es ein Weilchen, bis wir herausfinden,
dass man diese Ventile vorher auf eine bestimmt Art öffnen muss…..
Der nächste Schock kommt, als soweit alles montiert und verpackt ist
und wir starten wollen: nur drei von den sechs Rädern haben eine komplette
Beleuchtung (Andrees Rad zwar auch, er hat Christoph aber nichts vom
Speichendynamo erklärt – und so sucht Christoph vergeblich nach einem
Dynamo zum anklicken. Es wird einigen nun schlagartig bewusst, dass
man auch als erfahrener Tourenradler doch nicht immer rechtzeitig an
alles denkt!
Aber auch dieses letzte Tagesproblem wird gelöst: wir fahren in zwei
Dreierkolonnen; die unbeleuchteten Räder halt in die Mitte nehmend.
Die Augen haben sich auch bald an die Dunkelheit gewöhnt; das Fahren
macht zunächst deswegen keine Schwierigkeiten. Die tauchen erst nach
etwa zehn Kilometern auf, als die Straße spürbar ansteigt. Vor uns zeichnet
sich eine dunkle Bergkette vor dem helleren Nachthimmel ab. Oben erscheint
ein einzelnes Licht – da wird doch wohl nicht die Straße hinaufführen??
Doch – genau das tut sie! Das Licht kommt rasch näher und erweist sich
als Scheinwerferlicht eines PKW; damit bestätigen sich unsere Befürchtungen.
Aber jammern hilft auch nichts, und nach einer kurzen Trinkpause machen
wir uns an den Anstieg. Es geht nun insgesamt an die 300 Höhenmeter
bergauf; der allerletzte Anstieg bleibt uns dann doch erspart, weil
wir urplötzlich den Abzweig zu Pinuccios Haus erreicht haben. Erleichterung
macht sich allgemein breit! Und von weitem schon sehen wir ein einladendes
Licht an Pinuccios Bauernhof brennen. Die letzten 500 Meter auf dem
Sandweg sind auch bald geschafft und wir schieben die Räder rechts auf
unsere alte Wiese.
Jetzt müssen wir noch kurz leise zum Haus hinüber (es ist inzwischen
so um die ein Uhr) um unser Gepäck zu holen – und dabei steht doch tatsächlich
ein leckeres Fläschchen Rotwein (2 Liter !). Den genießen wir noch während
des sich nun anschließenden Zeltaufbaus; Marianne und Martin werden
in den nächsten Tagen in ihrem „Isfjell 2“ von Helsport schlafen; die
anderen vier werden sich – sicher etwas enger – im „Basefox“ von Fjällräven
einrichten.
Wir bemühen uns, die ganze Angelegenheit möglichst leise zu erledigen;
nur ab und zu hört man neben dem leisen, metallenen Geräusch der Häringe
jemand leise fluchen, wenn er zu intensive Bekanntschaft mit einer der
hier reichlich verbreiteten Disteln macht. Schnell noch die Isomatten
aufgeblasen und die Schlafsäcke ausgerollt; alles Taschen in den Zeltvorbau
eingeräumt und die Sättel mit Hüllen gegen die bereits einsetzende Feuchtigkeit
geschützt – dann noch ein letzter Schluck draußen vor den Zelten stehend
mit Betrachtung des sardischen Sternenhimmels. Ein ereignisreicher,
langer Tag. Unser erster Ferientag! Tageskilometer: 20 Schnitt: 9,9
Km/h (!)
Sonntag, 16.4.2000, 2. Tag
Klar, dass wir heute mal richtig ausschlafen. Geweckt werden wir schließlich
von der immer heißer auf`s Zelt brennenden Sonne und dem Zwitschern
der Vögel. Wir besorgen uns Wasser vom Bauern und kochen einen ersten
Kaffee.
Der ganze Tag steht dann unter dem Zeichen der Gastfreundschaft von
Pinuccio. Zwischendurch checken wir die Räder noch einmal durch und
fahren auch kurz nach Monti, wo allerdings nicht viel los ist, da am
Sonntag natürlich alle Geschäfte geschlossen haben.
Am Spätnachmittag wird es dann ernst: wir ziehen mit Pinuccio und seinem
Sohn Antonello zum Schafstall und legen unsere Prüfung als Melker ab.
Nach eingehendem Studium wagen sich dann Christoph und die beiden Florians
ans Werk. Obwohl sie sich redlich Mühe geben, gelingt ihnen das Melken
allerdings genau so wenig wie schon in den Jahren zuvor Martin. Bei
Christoph kommen zwar ein paar Tropfen, verfehlen jedoch den Eimer.
Es ist wohl das letzte Jahr, in dem wir das Melken ausprobieren können;
Pinuccio hat bereits einen neuen Stall gebaut und dort eine hochmoderne
Melkmaschine für 12 Schafe installiert. Er meint, er müsse die jungen
Schafe jetzt schrittweise daran gewöhnen.
Abends dann die gewohnte Runde in Pinuccios Stube; zusammen mit der
ganzen Familie. Es gibt Brot, Käse und sardische Salsicca (Wurst); dazu
natürlich jede Menge Vino und Filo e Ferru. Gleichzeitig steigen unsere
Italienischkenntnisse sprunghaft an und die Konversation wird zunehmend
flüssiger. Bei unserem Besuch zwei Jahre später wird Pinuccio uns verraten,
wie wir sogar den sardischen Dialekt hinkriegen können: wir müssen nur
die dann aufgetischte gekochte Zunge eines frisch erlegten sardischen
Wildschweins essen….
Zur Zeit begnügen wir uns mit den Vokabeln, die wir schon drauf haben;
der Rest wird mit Händen und Füßen erledigt und auch ein Blatt Papier
ist hilfreich. Auf ihm malen wir einfach mit Skizzen viele Dinge auf
und können uns so recht gut verständigen. Wie immer ein gelungener Abend,
sieht man einmal davon ab, dass sich das Wetter leider nicht so ganz
nach unserem Geschmack entwickelt hat: es hat sich stark bewölkt und
ist auch sehr windig geworden. Mal sehen, was das Wetter morgen am Tourstart
für uns bereithält!
Montag, 17.4.2000, 3. Tag
Das Wetter hat heute Regen für uns im Angebot! Schon beim Aufwachen
hören wir ihn auf dem Zeltdach trommeln. Eigentlich nicht so das ganz
typische Wetter für Sardinien. Aber an unseren Plänen kann der Regen
auch nichts ändern. Wir wollten heute zur Radtour starten – und wir
werden starten! Schließlich haben wir komplettes Regenzeug im Reisegepäck.
Gut, Spaß macht das Radfahren im Regenanzug nicht besonders; aber damit
voran kommt man auf jeden Fall. Und vielleicht ist das Wetter weiter
unten im Süden ja auch schon wieder besser.
Wir bauen also unsere Zelte ab und verstauen alles in den Satteltaschen;
alles, was nicht mit auf die Tour muß, lassen wir bei Pinuccio zurück.
Dann schieben wir die bepackten Räder rüber zu seinem Haus und lassen
uns erst einmal in seiner Stube nieder, wo schon ein wärmendes Feuer
im Kamin brennt. Antonello ist da und überredet uns, die Wartezeit bis
zum Ende des Regens mit einem ersten Wein nach dem Frühstück zu überbrücken.
Daraus werden dann im Laufe der Zeit doch mehrere Gläser; dazu (gegen
die Kälte als Medizin) auch noch einige Selbstgebrannte zum Aufwärmen…
Dann machen wir uns aber doch auf mit den ungewohnt schwierig zu lenkenden
Rädern; zu Fuß den steilen Sandweg zur Straße hoch. Flobö muß noch was
packen und will einige Minuten später nachkommen; kennt aber nicht den
richtigen Weg zum Bahnhof. Zum Glück erwischt ihn Antonello gerade noch,
als er die falsche Richtung geradewegs nach Monti einschlagen will.
Oder liegt es gar nicht am Orientierungssinn? Wieder vereint heißt es
nun, gegen Wind und Regen gleich einen ersten Anstieg hinauf zum Bahnhof
zu bewältigen. Wahrlich keine Freude, zumal auch die Temperatur zu wünschen
lässt!
Nach etwa drei Kilometern kommen wir dann so gegen zehn Uhr am Bahnhof
von Monti an; hier sind wir zwar regengeschützt, kommen aber mit unserer
Tour erst einmal nicht weiter, da der nächste Zug mit Radbeförderung
erst gegen halb eins fährt. Also ziehen wir uns in die Bahnhofs-Bar
zurück und genehmigen uns einige heiße Cappuccino samt zugehörigen süßen
Teilchen.
Der Zug nimmt uns dann auch problemlos mit; dumm ist allerdings, dass
er nur bis Chilivani fährt, einem Eisenbahnknotenpunkt bei Ozieri. Hier
müssen wir betrübt feststellen, dass erst in den Abendstunden ein Anschlusszug
nach Oristano weitergeht. Und das würde bedeuten, dass wir erst spät
abends in Oristano ankommen und folglich große Probleme mit einem schönen
Freicamper-Plätzchen bekommen dürften.
Schweren Herzens beschließen wir also, heute hier in Chilivani zu bleiben
und morgen ziemlich früh nach Oristano weiterzufahren. Also – wo wäre
hier jetzt ein geeignetes Plätzchen für die Nacht? Es ist ja auch nicht
so, dass uns Chilivani ganz fremd wäre. Schon 1996 und auch 1997 haben
wir hier an einem Supermarkt eine längere Pause eingelegt. Und zu diesem
Supermarkt wollen wir jetzt zunächst einmal, um unsere Vorräte zu ergänzen.
Er liegt in Sichtweite des Bahnhofes; leider nur jenseits der Gleise
– zu Fuß kein Problem; mit den Rädern aber nicht machbar. Also fahren
wir einen riesigen Bogen, bis wir eine Eisenbahnunterführung erreichen;
dann noch eine Rundfahrt durch den wohl größten Kreisverkehr Sardiniens,
bis wir am Supermarkt ankommen. Und direkt neben dem Supermarkt führt
ein Feldweg hinunter in ein schön einsam aussehendes Wiesengelände;
unterbrochen von einigen Erdhügeln (und leider auch Misthaufen). Scheint
ein ideales Plätzchen zu sein. Also erst mal runter und die Lage begutachtet.
Sieht man vom etwas strengen Geruch ab, wirklich nicht schlecht. Wir
fahren einige hundert Meter den Weg entlang und bauen dann die Zelte
auf schön ebener Wiesenfläche auf. Später kommt noch der Bauer mit seinem
Traktor vorbei; wir halten ihn kurz an und fragen (nachträglich) um
Erlaubnis zum Zelten. „Si,Si, niente Problema! Buona notte!“ Das wäre
also schon mal geklärt!
Der letzte Weg des Tages führt nun also zum Supermarkt; wir kochen noch
kurz und ziehen uns dann – kein Wunder angesichts des trüben Wetters
– bald in die Zelte zurück. Aber am Horizont zeigen sich immerhin schon
mal Ansätze eines Sonnenunterganges – das nährt die Hoffnung auf besseres
Wetter. Und eigentlich sind wir es auch nicht gewohnt, dass es in dieser
Jahreszeit über längere Zeit schlechtes Wetter gibt.
Tageskilometer: gerade mal 16,7 Km! Gesamt-Km bis jetzt: 38,5
Dienstag, 18.4.2000, 4. Tag
Na also, heute lacht der blaue sardische Himmel wolkenlos auf uns herab!
Da macht das frühe Aufstehen doch gleich viel mehr Spaß! Es gibt frische
Panini zum Frühstück; nach gut anderthalb Stunden ist alles verpackt;
schon ist die alte Routine wieder da und jeder kennt seine Handgriffe
beim Abbau der Zelte. Dann geht es den Weg von gestern zurück zum Bahnhof;
hier lösen wir die Tickets nach Oristano und müssen auch nicht mehr
lange auf unseren Zug warten. Bei gutem Wetter macht das auch alles
viel mehr Laune (die aber bei uns sowieso schon recht prima ist). So
sitzen wir bald darauf im Zug und genießen die vorbeigleitende Landschaft.
In Oristano wird es dann ernst mit der Radtour! Jetzt werden auch endlich
die Außenspiegel montiert, auf die wir bislang wegen des Zugtransports
verzichtet hatten. Schnell noch ein letztes Reifenaufpumpen und ein
prüfender Blick auf den festen Sitz des Gepäcks – dann sind wir fahrbereit.
Und inzwischen haben wir uns auch das etwas schwerfällige Fahren gewöhnt.
Fast alle von uns haben vorne zwei Lowrider-Taschen mit jeweils so an
die 4 Kg; dazu eine Lenkertasche, die auch gut gefüllt ist. Hinten dann
die beiden großen Gepäcktaschen plus aufgeschnalltem Ortliebsack. Alles
in allem bestimmt an die 20 Kg. Das spürt man beim Fahren natürlich!
Erstes Ziel ist nun, Oristano zu verlassen. Laut Karte müssen wir vom
Bahnhof dazu am besten zur hinlänglich bekannten Hauptkreuzung. Und
dort machen wir auf der Piazza schnell noch ein kleines Eis-Päuschen.
Zu verlockend ist das sonnige und auch schon recht warme Wetter! Dabei
können wir auch die Landkarte studieren.
Vorbei geht es dann am „Stagno di San Giusta“, einem Salzwasser-Binnensee.
Noch in den 50er Jahren trieben hier die Malaria-Mücken ihr Unwesen,
ehe die Sümpfe um Oristano trockengelegt wurden. Uns ist das mit dem
Verschwinden der Mücken natürlich ganz recht! Ganz kurzzeitig fahren
wir parallel zur SS 131, der „Hauptschlagader“ Sardiniens. Wir wenden
uns mit Grausen gerne wieder von dieser extrem stark befahrenen Straße
ab; in den Vorjahren haben wir den Fehler begangen und sind auf ihr
etliche Kilometer von Oristano bis hoch nach Macomer gefahren. Nie wieder,
haben wir uns damals geschworen!
Und so folgen wir gerne der „Strada Provinciale“ SP 126, die uns durch
das wie auf dem Reißbrett angelegte Straßennetz durch die Gegend von
Arborea führt. Diese Straßen sind nicht nur schön rechtwinklig angelegt
(unsere zieht sich schnurgerade dahin), sondern auch flach wie ein Brett.
Und das bringt nun natürlich Tempo. Fast ohne Kraftanstrengung ziehen
wir mit lockeren 20 Km/h dahin. Und bei diesem Tempo haben wir schnell
eine gemütliche Pause vor der Piazza des Domes in Arborea herausgefahren.
Spätestens hier haben wir jetzt alle kurze Sachen angezogen.
Es geht schon auf den Nachmittag zu, als wir Terralba erreichen. Hier
gäbe es kurz darauf die Möglichkeit, westlich zur Küste abzuschwenken.
Unser Ziel ist aber diesmal nicht die Costa Verde; das haben wir ja
schon 1996 gemacht. Wir wollen der SP 126 noch bis Guspini folgen und
dann über das Gebirge nach Buggeru abzweigen. Aus taktischen Gründen
wollen wir Guspini heute aber nicht mehr anfahren, sondern irgendwo
vorher zelten; dann können wir morgen früh in Guspini vor der Gebirgspassage
nochmals einkaufen und frühstücken.
Vorher müssen wir kurz „tanken“ (1 Liter bleifreies Normalbenzin für
unseren Brenner); das gibt immer wieder erstaunte Gesichter, wenn wir
als Radler bei einer Tankstelle vorfahren und um Benzin bitten. Kurz
hinter S. Nicolo haben wir dann einige weiß eingezeichnete Nebenstraßen
ausgemacht; dort wollen wir einen Platz suchen. Das ist zwar ein theoretisch
guter Plan (denn was sollte schon auf einer solchen „Strada Bianca“
los sein?); bringt aber in der Praxis zunächst einige Probleme. Wir
steuern erst die westwärts gelegene Gegend an; fragen dort auch bei
einem Haus nach und werden doch tatsächlich zum ersten Mal auf unseren
vielen Touren durch Sardinien weggeschickt! Also gut, probieren wir
es auf der linken Straßenseite. Dort fahren wir bis zum letzten Haus
und fragen erneut nach – und hier bekommen wir sogar Trinkwasser zum
Kochen.
Tages-Km: 46,51 Km Schnitt: 15,4 Zeit: inzwischen 3 h im Sattel Gesamt:
84,5 Km
Mittwoch, 19.4.2000, 5. Tag
Über Nacht war es stürmisch und es gab leider auch den einen oder anderen
Schauer; jetzt ist das Wetter durchwachsen, aber nicht hoffnungslos.
Bald sind wir auf der langen Geraden auf der 12 Km-Strecke nach Guspini
unterwegs. Am Ortseingang ein riesiger Supermarkt; hier gibt es einfach
alles! Wir greifen gerne zu!
Ein Schwarzer fragt Marianne, die wir als Gepäckwache bei den Rädern
zurückgelassen haben, über unsere Reisepläne aus. Danach fahren wir
hoch in die Innenstadt und lassen uns auf der Piazza zu einem ausgiebigen
Frühstück nieder. Viele alte Männer und Arbeitslose leisten uns auf
der Piazza Gesellschaft; mit einigen kommen wir ins Gespräch. das mit
dem Italienisch klappt immer besser. Inzwischen haben wir auch ein paar
Standard-Formulierungen über das Woher und Wohin gut drauf.
Marianne und Martin testen jetzt erstmals ihre neuen Lexan-Weingläser
von Globetrotter und sind mit dem Ergebnis, d.h. mit dem Geschmack des
Rotweins aus diesen Kelchen hochzufrieden. Danach gehen sie auf einen
Einkaufsbummel; auch Svenja zieht los und ersteht in einer Boutique
eine Hose. An einer „Mobila Statione Carabinieri“, also einer fahrbaren
Polizeistation, fragen wir nach dem Weiterweg. Der ist dann auch nicht
schwer zu finden. Leider geht es nun stark bergauf – und das bei inzwischen
sengender Sonneneinstrahlung. Am Ortsausgang von Guspini verschwinden
wir dann in den Büschen und ziehen uns leichteste Klamotten an (nur
Flobe will vorerst weiter sein Fleece-Mützchen tragen….).
Beim Umkleiden haben wir eine gute Aussicht auf die vor uns liegende
Strecke – aber was heißt vor uns? Über uns – das ist genauer! Die Straße
windet sich in Serpentinen Meter um Meter höher; als Maßstab für die
Höhe können wir die vielen blauen Schulbusse heranziehen, die nun an
uns vorüberziehen (und deren Insassen alle winken – das muß wohl mit
dem lockeren Outfit unserer Damen zu tun haben) und weiter oben am Hang
immer kleiner werden.
Na ja, die Karte zeigt auch keine andere Information: vor uns liegen
einige Pässe – und viele Pfeile auf der Straße deuten die Steigung an.
Also an die Arbeit! Wir schwingen uns wieder in den Sattel und machen
uns langsam an den Anstieg. Und siehe da, es geht trotz der Hitze leichter
als gedacht. Schon taucht das Paß-Schild vor uns auf. Wir begrüßen es
mit einer kleinen (und verdienten!) Bierpause. Von 137 m bei Guspini
haben wir uns jetzt bis auf 380 m hochgearbeitet. Nach Arbus hinunter
geht es dementsprechend schnell. Dort fahren wir im Ortskern an eine
Mini-Piazza ran und lassen uns wieder zwischen den alten Männern nieder,
die uns und unsere Fahrräder neugierig mustern.
Gegenüber befindet sich praktischerweise eine geöffnete Bar und vor
uns ein wunderschöner Springbrunnen, der zu einer ausgiebigen Wäsche
einlädt. Svenja füllt zusätzlich noch alle verfügbaren Wasserbehälter,
um sich unterwegs die Haare zu waschen. Soviel Shampoo wollen wir dann
doch nicht rings um den Brunnen verteilen. So vergeht schnell die Zeit
und wir müssen uns irgendwann wieder an den Weiterweg machen.
Es geht weiter in stetem Auf und Ab über eine Art Hochebene. Aber nicht
mehr lange, denn die Karte zeigt uns bereits den nächsten, noch höheren
Paß an. Da fällt der Beschluß, heute doch lieber vor diesem Paß zu lagern,
schnell und einstimmig! Also geht die Suche nach einem Lagerplatz mal
wieder los. Wir fahren in zwei Feldwege hinein und erkunden die Gegend
auch zu Fuß, bis wir an einem winzigen Straßenabzweig fündig werden.
Dieser Mini-Feldweg scheint kaum befahren zu sein; genau das richtige
für unsere Zwecke. Der Weg schlängelt sich bis zu einem halbverfallenen
Gebäude (das heißt aber nichts; das wissen wir aus Erfahrung). Als wir
sicher sind, dass hier nichts los ist, lassen wir uns neben dem Gebäude
in der Wildnis nieder. Irgendwie sieht die ganze Gegend recht merkwürdig
aus; die Bäume sind teilweise schwarz verbrannt, als ob hier vor nicht
allzu langer Zeit ein Brand gewütet hätte. Wir ziehen ungestört die
Zelte hoch und bereiten das Abendessen (eine wahre Pampe: „Schinkenfleckerl“
aus der Tüte; dazu wenigstens Brot). Zum Schluß noch ein Rum-Cappuccino.
Tages-Km: 28,5; Schnitt: 10,22; im Sattel: 2:46 h; Summe bergauf: 1197
Höhenmeter; bergab: 848 m Gesamtstrecke: 113 Km Das Wetter abends: wolkenlos,
etwas windig, kalt werdend in der Dämmerung!
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